Drei deutsche Spieler stehen beim wichtigsten Tennisturnier des Jahres in der dritten Runde. Kristina Barrois ist dagegen ausgeschieden.
London. Für Florian Mayer ist die dritte Runde der All England Championships in Wimbledon schon vertraut, für Angelique Kerber absolutes Neuland. Überglücklich aber waren beide über ihren unerwarteten Erfolg beim bedeutendsten Tennisturnier der Welt. Mayer bewies beim 6:7 (2:7), 6:3, 6:4, 6:4-Erfolg über den Amerikaner Mardy Fish seine Klasse auf dem grünen Rasen, und Kerber bejubelte nach dem 3:6, 6:3, 6:4-Erfolg über Shahar Peer (Israel) ihren ersten Sieg über eine Spielerin aus den Top-15. Der Weltrangliste: „Endlich habe ich es mal geschafft.“
Nach Mayer zog auch Philipp Kohlschreiber in die dritte Runde ein. Der Augsburger setzte sich in einem Marathonmatch 7:6 (8:6), 5: 7, 2:6, 7:6 (7:5), 9:7 gegen den Russen Teimuras Gabaschwili durch. Dabei wehrte der zurzeit beste deutsche Profi im fünften Satz bei 6: 7 einen Matchball ab. Sein nächster Gegner am Freitag ist der amerikanische Vorjahresfinalist Andy Roddick. Am Abend konnten noch Rainer Schüttler, Benjamin Becker und Daniel Brands Mayer in die dritte Runde folgen. Kerber ist dagegen die einzige Deutsche in der dritten Runde. Kristina Barrois (Saarlouis) musste nämlich die Überlegenheit der ehemaligen Weltranglisten-Ersten Justine Henin bei ihrer 3:6, 5: 7-Niederlage anerkennen, durfte darüber nicht zu enttäuscht sein.
Auch Tennisgeschichte wurde an diesem sonnigen Nachmittag geschrieben. Der Amerikaner John Isner und Olivier Mahut aus Frankreich standen sich im längsten Match der Tennisgeschichte mit den meisten Spielen in einem Satz gegenüber. Der alte Rekord stand bei 6:33 Stunden, aufgestellt von Fabrice Santoro und Arnaud Clement bei den French Open 2004.
Nach dem verwandelten Matchball sank Mayer auf dem Platz zusammen und lag mit ausgestreckten Armen minutenlang auf dem Rücken. Ein Bild, wie man es sonst nur sieht, wenn Spieler ein großes Turnier gewonnen haben. „Es war ein sehr hartes Match“, sagte der Bayreuther: „Dass ich hier die dritte Runde erreiche, hätte ich vorher nie gedacht.“
In dem an 11 gesetzten Kroaten Marin Cilic in der ersten Runde und nun Fish, der vor zwei Wochen noch im Finale des Vorbereitungsturniers im Queens-Klub stand, hat Mayer zwei absolute Top-Leute aus dem Weg geräumt und es dabei geschafft, sein trickreiches Grundlinienspiel durchzuziehen, auch wenn er zugab: „Im vierten Satz bin ich schon ein bisschen nervös geworden, und der Arm war schwer.“
Aber die Rasenplätze an der Church Road bringen ihm offenbar immer einen Extrakick. Zum fünften Mal in seiner Karriere steht Mayer nun unter den letzten 32 bei einem Grand-Slam-Turnier, dreimal davon ist ihm das in Wimbledon gelungen. Bei seinem Debüt 2004 war er gleich ins Viertelfinale vorgedrungen. „Damals ging es aber alles irgendwie zu schnell, sagte der 26-Jährige, „jetzt kann weiß ich es zu schätzen und bin stolz auf mich.“
Und der Weg muss ja noch nicht zu Ende sein. In der nächsten Runde am Freitag wartet Lu Yen-Hsun aus Taiwan auf ihn. „Ich habe jetzt eine gute Chance, ins Achtelfinale gegen Andy Roddick zu kommen, die will ich nutzen, das ist mein Ziel.“
Mit einem Auge blickt auch Angelique Kerber schon auf den Montag, wenn die Achtelfinals der Frauen und Männer gemeinsam gespielt werden. Die möglichen Gegnerinnen Melanie Odin (USA) oder Jamila Groth (Australien) sind für die Kielerin nicht unbezwingbar. „Meine Auslosung ist ganz okay, und ich werde natürlich versuchen, zu gewinnen“, kündigt sie an: „Ich werde auf jeden Fall versuchen, mein eigenes Spiel durchzusetzen.“