Der Formel 1 steht eine spannende Saison bevor. Kontrollierte Sebastian Vettel letztes Jahr das Fahrerfeld, bleiben Erfolge bislang aus.

Kuala Lumpur. Sebastian Vettel war klar, dass sein traumhafter Lauf aus dem Vorjahr nicht ewig anhalten würde. Nach den ersten beiden Rennen der Saison 2012 ist der Überflieger aber schneller und härter auf dem Boden gelandet, als es ihm und seinem Red-Bull-Team lieb ist. „Vettel verliert sich in den Regenpfützen und sammelt keinen einzigen Punkt. Der Marsmensch ist einer von vielen Piloten geworden, ein böser Alptraum!“, titelte am Montag die italienische Tageszeitung La Republicca hämisch.

Der mögliche vierte Platz, den am Ende die Kollision mit dem überrundeten Inder Narain Karthikeyan verhinderte, hätte Vettel zwar als Schadensbegrenzung blendend zu Gesicht gestanden. Er hätte aber auch übertüncht, dass beim Top-Team der letzten beiden Jahre noch der Wurm drin ist. Im Qualifying fehlt noch der gewohnte Speed, in Malaysia war Vettels „Abbey“ dann auch im Rennen nicht schnell genug. Und das im Regen, den Vettels eigentlich liebt. „Wir müssen an uns arbeiten, ganz klar“, forderte der Weltmeister, der nicht schon früh in der Saison zu viele Punkte liegen lassen will.

Unterdessen ist der Inder Narain Karthikeyan nachträglich für den Zwischenfall mit Weltmeister Sebastian Vettel beim Formel-1-Rennen in Malaysia bestraft worden. Die Sportkommissare des Automobil-Weltverbandes FIA gaben Karthikeyan die Schuld für den Unfall und belegten ihn mit einer 20-Sekunden-Strafe. Dadurch fiel der HRT-Pilot vom 21. auf den 22. und letzten Platz zurück. Für Vettel ist das nur ein schwacher Trost. „Wie im echten Leben gibt es auch hier ein paar Gurken, die rumfahren“, sagte der Heppenheimer wütend nach dem Rennen.

+++ Vettel und die indische "Gurke" - Das Regen-Roulette in Malaysia +++

Sowohl Vettel als auch Teamkollege Mark Webber finden mit dem neuen Auto noch nicht die richtige Balance, um mit 100-prozentigem Vertrauen ans Limit gehen zu können. „Wir wissen, wo wir uns verbessern können und versuchen, das bis China in den Griff zu bekommen“, meinte Teamchef Christian Horner. Bis zum nächsten Rennen in China hat das Team jetzt immerhin drei Wochen Zeit, das Auto zu verbessern. Horner nennt vor allem die neuen Reifen als Quelle der Probleme, die habe das Team offenbar noch nicht richtig verstanden.

Red-Bull-Berater Helmut Marko ist überzeugt, dass nur Kleinigkeiten fehlen, und setzt für den dritten Saisonlauf am 15. April ein klares Ziel: „Wir müssen um den Sieg fahren können.“

"Alonso kann über Wasser gehen"

Ein kleiner Trost für die „Bullen“ war, dass auch Hauptkonkurrent McLaren Federn lassen musste. Lewis Hamilton wurde erneut nur Dritter, Australien-Sieger Jenson Button ging wie Vettel sogar ganz leer aus. Stattdessen gewann Fernando Alonso im zuvor noch schwächelnden Ferrari, den Marko offenbar noch nicht so stark auf der Rechnung hat. „Er ist uns der allerliebste andere Sieger“, meinte der Österreicher.

Allerdings könnte Alonsos Erfolg bei der Scuderia jetzt auch schneller den Knoten platzen lassen, den mit einem Schlag ist wieder eine große Portion Optimismus nach Maranello zurückgekehrt. „Nicht einmal der optimistischste Ferrari-Fan hätte sich ein derartiges Ergebnis vorstellen können. Alonso verdient einfach ein Denkmal, er begeht keine Fehler und überwindet sogar die Probleme seines Autos“, titelte die Gazzetta dello Sport und feierte den „Zauberer Alonso“. Der Corriere dello Sport ernennt den Spanier sogar zum „Heiligen Fernando“, der zwar noch kein anständiges Auto hat, aber Wunder vollbringen kann.

„Wir haben im Regen gewonnen, doch für Ferrari scheint wieder die Sonne“, meinte auch Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo in blumigen Worten: „Alonsos Sieg verleiht uns den Enthusiasmus, um unsere harte Arbeit für ein besseres Auto fortzusetzen.“

Gefeiert wurde der Ferrari-Pilot natürlich auch in seiner Heimat Spanien. „Alonso kann über Wasser gehen“, titelte die Sportzeitung Marca: „Nach einem Wunder ist er WM-Führender. Das war eine Lektion, wie man im Regen fahren muss. Alonso beweist seine Stärke.“ Das würde Vettel auch gerne bald wieder. Das Kräfteverhältnis in der Formel 1 hat sich vorerst verschleiert. Nach den ersten zwei Rennen in der Saison können erste Erkenntnisse getroffen werden. Ein Mercedes, der auf einer Runde mit der Spitze mithält, im Rennen aber im Mittelfeld verschwindet. Ein Ferrari, der verspottet wurde und nun die WM anführt. Ein Red Bull, mit dem Sebastian Vettel seine Qualifikationsstärke nicht ausspielen kann. Und jede Menge Emporkömmlinge, die den Top-Teams das Leben schwer machen können. (sid/dapd/HA)