1400 Zuschauer sahen in der Alsterdorfer Sporthalle den Auftakt der Dart-WM - und erlebten dabei gleich zwei faustdicke Überraschungen.
Hamburg. Die deutschen Dart-Spieler Jyhan Artut und Bernd Roith sind mit einem Sieg und einer Niederlage in die Team-WM in Hamburg gestartet. Eine Überraschung gab es bei Favorit England: Sowohl Weltmeister Adrian Lewis als auch Rekord-Champion Phil Taylor verloren ihre Spiele. Der Deutsche Artut besiegte vor rund 1400 Zuschauern am Freitagabend den Amerikaner Gary Mawson mit 4:3, Roith verlor mit 2:4 gegen Darin Young.
Damit steht es im ersten Spiel der Deutschen gegen die USA 1:1. Ob Roith und Artut ins Viertelfinale einziehen, entscheidet sich im Doppel am Sonnabend. In der nächsten Runde könnte den Deutschen Favorit England drohen. Denn trotz der beiden Niederlagen haben Taylor und Lewis im Doppel noch die Chance, ins Viertelfinale einzuziehen.
Taylor verlor mit 3:4 gegen den Kanadier Ken MacNeil, und Lewis musste sich mit 3:4 John Part aus Kanada geschlagen geben. In Hamburg treten bis Sonntagabend bei der Team-WM die besten 24 Nationen gegeneinander an. Es geht um ein Preisgeld von 150.000 Pfund (rund 180.000 Euro).
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Große Hoffnungen ruhen beim deutschen Team auf Artut aus Hannover. Der 35-Jährige, der einen türkischen Vater und eine deutsche Mutter hat, wird in Hamburg von mehr als 50 Freunden unterstützt. Auch seine Mutter und sein Bruder sind das erste Mal dabei.
Der im niedersächsischen Holzminden geborene 35-Jährige ist der beste deutsche Spieler und momentan der einzige, der größtenteils von seinem Sport leben kann. Seinen Beruf als Gastronom hat der gelernte Dreher an den Nagel gehängt. Fast jede Woche nimmt der Sohn eines Türken und einer Deutschen an einem Turnier teil, trainiert mehrere Stunden täglich. "Man ist echt froh, wenn man mal zu Hause ist und einen Tag abschalten kann“, sagt er.
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Leicht nach vorne gebeut, das Gewicht auf das rechte Bein verlagert, steht Artut vor dem Dartboard. Mit der rechten Hand zielt er kurz, dann folgt ein lockerer Wurf und mit einem trockenen Ploppen landet der Pfeil in der "Triple 20“. An Artuts linkem Handgelenk baumelt ein Silberarmband, die schwarzen kurzen Haare sind gegelt.
Seine ersten Pfeile warf der Hannoveraner mit 13 Jahren in der Kneipe seines Vaters. Ein halbes Jahr später spielte er sein erstes Turnier, wurde zweiter und direkt in die Nationalmannschaft berufen. Mittlerweile ist er auf Rang 64 in der PDC Order of Merit, einer Art Weltrangliste. Doch das soll für ihn noch nicht das Ende sein: „Ich bin gut genug, um weit nach vorne zu kommen in der Weltspitze.“
Für die Fans ist die Dart-WM eine riesengroße Party. Die Spieler trinken während des Wettkampfes nur Wasser, so mancher Zuschauer hat dagegen gleich mehrere Bierbecher vor sich gehortet. Einige haben sich verkleidet, viele haben Plakate dabei. Nach jedem Match ertönt Musik, einige Zuschauer steigen auf die Stühle, singen und grölen mit.
In dieser aufgeheizten Stimmung ist es für Artut und seine Kollegen besonders schwer, die Konzentration zu behalten. „Wenn man am Board steht, schaltet man einfach ab. Man fokussiert sich auf dieses Feld und versucht alles drum herum abzuschotten“, erklärt Artut. „Wenn man sich einmal kurz ablenken lässt, ist es meistens schon vorbei.“
Sein Ziel für die Zukunft ist der Weltmeistertitel. „Ganz so alt bin ich ja noch nicht und umso mehr ich gegen die Top-Leute spiele, umso besser werde ich. Und viel fehlt ja nicht.“ Artuts Aussehen entspricht allerdings nicht dem der meisten anderen Dart-Profis: Einen Bierbauch und tätowierte Unterarme sucht man bei ihm vergeblich. (dpa)