Rudi Assauer, der frühere Manager von Schalke 04, leidet an Alzheimer. Die Krankheit und ihre Folgen wird er in einer Biografie präsentieren.
Düsseldorf. Rudi Assauer war immer ein Mann der Medien. Zur Redaktion der Bild-Zeitung bestand ein direkter Draht. Assauer brauchte meist nur ein Telefonat zu einem der Freunde bei der Boulevardzeitung, um am anderen Tag eine tolle Story über ihn, Schalke oder den Fußball im Allgemeinen zu platzieren. Nun macht der 67-Jährige den Schlussakkord seines bewegten Lebens, in dem er so gerne polarisierte, zu einem perfekt inszenierten Coming-Out.
Assauer, der frühere Manager von Schalke 04, leidet an Alzheimer. Die Krankheit und ihre Folgen, zusammen mit einem Rückblick auf sein Leben, wird er in einem am 2. Februar erscheinenden biografischen Buch präsentieren, dessen Titel sich wie eine Boulevardschlagzeile liest: „Wie ausgewechselt – Verblassende Erinnerungen an mein Leben“. Der Riva-Verlag machte mit der Buchankündigung die Krankheit öffentlich.
Einige Jahre hat Assauer das tückische Leiden versteckt. „Man will es nicht wahrhaben“, sagt er. Inzwischen hat er sich zur totalen Offenheit entschieden. In Kürze wird das ZDF in seiner Sendereihe „37 Grad“ den kranken Mann, der als Spieler und vor allem als Manager zu einer der bekanntesten Persönlichkeiten des deutschen Fußballs wurde, zeigen. Über einen längeren Zeitraum beobachtete ein ZDF-Team Assauer, womit auch die Entwicklung der Krankheit dokumentiert wird.
Assauer, der mit Absicht, aber ohne große Anstrengung sein Bild als echter Macho-Typ pflegte, war erschüttert, als er vor zwei Jahren die Alzheimer-Diagnose erfuhr. „Wenn es eine Sache in der Welt gibt, wenn es eine Sache in meinem Leben gibt, vor der ich immer Angst hatte, so richtig Schiss auf gut Deutsch, dann Alzheimer“, schreibt er in seinem Buch. „Bloß nicht diese Nummer. Bloß nicht dement werden im Alter, das schwirrte mir oft im Kopf herum.“
Assauer war zum Arzt gegangen, weil es Alzheimer-Fälle in der Familie gab. Im Umfeld von Schalke 04 wurde seit einigen Monaten erzählt, dass es ihm nicht gut gehe. Die Geschichte, dass er das Haus verließ und nicht mehr wusste, wo er sein Auto geparkt hatte, machte die Runde. Der eigentlich fröhliche Typ, der gerne dem Image des harten Kerls mit weichem Kern entsprach, zog sich immer mehr zurück. Zum Rückrundenstart besuchte er aber das Spiel der Schalker gegen Stuttgart.
Gerne stand Assauer im Blickpunkt, wobei er die Umgebung mit dem Rauch seiner Zigarillos und Zigarren vernebelte. Die große öffentliche Darstellung der Krankheit begründet er nun damit, mit Würde aus dem Rampenlicht treten zu wollen. Die Partnerschaft mit der Schauspielerin Simone Thomalla genoss er sicherlich nicht nur aus Liebe, sondern auch wegen der großen Aufmerksamkeit der Medien. Für einen Werbespot für Veltins griff er mit seiner Lebensgefährtin zusammen ironisch das Macho-Image auf. „Nur gucken, nicht anfassen“ hieß der Slogan, entlehnt dem Spott der Schalker Konkurrenz, die den Spruch einmal erfunden hatten, weil der Revierklub zu Assauer-Zeiten nie die Meisterschale in die Hand bekam. 2006 erhielten Assauer und Thomalla den Fernsehpreis „Goldene Kamera“ – fast so schön wie der Meistertitel.
2009 zerbrach die Verbindung mit der deutlich jüngeren Tatort-Kommissarin Thomalla. Nun wohnt „Assi“, wie sie ihn im Ruhrpott nennen, bei seiner Tochter Bettina (46), einem Kind aus erster Ehe. Seine 2011 geschlossene Ehe mit einer 22 Jahre jüngeren Frau befindet sich in Auflösung, auch wegen seiner Krankheit.
Alleine leben – das wäre für diesen einst harten Macher wohl inzwischen ein Ding der Unmöglichkeit. Die in Essen erscheinende „Westdeutsche Allgemeine Zeitung“, die Assauer seit Jahrzehnten begleitet, schrieb in ihrer Dienstagsausgabe: „Er vergisst kurzfristige Dinge. Interviews kann er schon länger nicht mehr alleine geben. Aber er kämpft gemeinsam mit seinen Ärzten gegen die Krankheit. Mit Medikamenten, mit Therapien und mit Gedächtnisspielen. “
Assauer war Schalke und Schalke war Assauer, bis zu seinem Rücktritt 2006, dem Unstimmigkeiten mit der Klubführung vorausgingen. Auch bei Borussia Dortmund wird „Assi“ geschätzt, denn von 1964 bis 1970 spielte er für den BVB erfolgreich mit Kollegen wie Tilkowski, Emmerich und Libuda. Er gehörte dem Team an, das 1966 als erste deutsche Mannschaft einen Europapokal gewann. Danach trug er bis 1975 das Trikot von Werder Bremen und erhöhte die Zahl seiner Bundesliga-Einsätze auf 307. Von 1976 bis 1981 war er Manager in Bermen, am 15. Mai 1981 trat er erstmals in dieser Funktion auf Schalke an. Im Dezember 1986 wurde er entlassen.
Nach einem Abstecher ins Immobiliengeschäft und der Rückkehr als Manager beim VfB Oldenburg begann am 1. April 1993 seine zweite Amtszeit in Gelsenkirchen – mitten in der Amtszeit des schillernden Präsidenten Günther Eichberg. Assauer wurde danach zu „Mister Schalke“, er führte den Klub an die Spitze, brachte den Bau der Schalke-Arena in Gang. Behandelt wird Rudi Assauer in der Essener Memory-Klinik. Ihm droht das Schicksal vieler Alzheimer Patienten. Große Teile oder alles aus seinem wunderbaren Leben wird er vergessen.