Die Belgierin verlor erstmals seit 24 Spielen wieder in Paris. Nach drei Sätzen war gegen Stosur Schluss. Melzer überrascht, Federer jagt einen Rekord.
Paris. Der Traum von einer weiteren Krönung in Paris ist für Sandplatzkönigin Justine Henin schon im Achtelfinale der French Open geplatzt. Einen Tag vor ihrem 28. Geburtstag scheiterte die Belgierin mit 6:2, 1:6, 4:6 an Vorjahres-Halbfinalistin Samantha Stosur (Australien) und musste die erste Niederlage in Roland Garros nach zuvor 24 Matcherfolgen in Serie und sechs Jahren hinnehmen.
Damit kommt es am Mittwoch im Viertelfinale auch nicht zur Australian-Open-Revanche zwischen Rückkehrerin Henin und Serena Williams (USA), die sich gegen die Israelin Shahar Peer (6:2, 6:2) keine Blöße gab. Mit gesenktem Kopf und den Tränen nahe verließ Henin nach ihrer gescheiterten Mission den Court Suzanne Lenglen. „Natürlich ist das nicht einfach für mich. Aber ich wusste, dass ich nach meinem Comeback Zeit brauchen werde. Das erste Jahr ist für mich ohnehin ein Übergangsjahr“, sagte die an Nummer 22 gesetzte Grande Dame.
Henin hatte von 2005 bis 2007 am Bois de Bologne triumphiert, ehe sie ihre Karriere im Mai 2008 als amtierende Nummer eins überraschend beendet hatte. Erst Anfang des Jahre hatte sie nach 18-monatiger Pause, in der sich die Wallonin unter anderem als UNICEF-Botschafterin im Kongo und in Kambodscha engagierte, ihre Rückkehr in den Tennis-Zirkus gefeiert. Nur wenige Wochen später unterlag Henin erst im Australian-Open-Finale Serena Williams in drei Sätzen - und wollte sich jetzt auf ihrem Lieblingsbelag revanchieren.
Am Tag von Henins Abschied sorgte im Sandkasten von Paris ein Außenseiter aus der Alpenrepublik für Furore: Jürgen Melzer schaffte als erster Österreicher seit Thomas Muster 1998 und als ältester noch verbliebener Profi im Feld den Sprung ins Viertelfinale.
„Das klingt sehr schön und fühlt sich gut an, egal wie alt man ist“, sagte der 29-Jährige nach dem 7:6 (8:6), 4:6, 6:1, 6:4 im Achtelfinale gegen den Qualifikanten Teimuras Gabaschwili (Russland): „Jetzt fällt wenigstens die blöde Frage weg, warum ich es noch nie weit in einem Grand-Slam-Turnier geschafft habe.“
Wien-Sieger Melzer war zuvor bei elf Versuchen kein einziges Mal über die dritte Runde eines Major-Turniers hinausgekommen. Nächster Gegner des Weltranglisten-27. ist der an Nummer drei gesetzte Novak Djokovic (Serbien). „Ich habe auch da meine Chancen und kann ihn ärgern“, sagte Melzer, der mit der österreichischen Weltklasseschwimmerin Mirna Jukic liiert ist.
Die olympischen Bronzemedaillen-Gewinnerin fehlte am Montag in der Box, weil sie in Wien eine Klausur schreiben musste. Melzer: „Ich hoffe aber, dass sie am Mittwoch wieder da ist.“ Kurz nach dem Matchende hatte der Linkshänder bereits an die 40 SMS auf seinem Handy. Groß feiern will Melzer aber noch nicht. „Ich trinke überhaupt kein Alkohol.“
Sein 200. Sieg auf Sand hat Turnierfavorit Rafael Nadal indes den Viertelfinal-Einzug beschert. Der Weltranglistenzweite aus Spanien bezwang Thomaz Bellucci (Brasilien) mit 6:2, 7:5, 6:4 und trifft nun auf Landsmann Nicolas Almagro (6:1, 4:6, 6:1, 6:4 gegen Fernando Verdasco/Spanien).
Titelverteidiger Roger Federer steht in der Runde der letzten acht am Dienstag gegen den Schweden Robin Söderling vor einer besonders reizvollen Aufgabe. Sollte der Schweizer in Paris zum 24. Mal nacheinander in ein Grand-Slam-Halbfinale einziehen, stünde der 28-Jährige dicht davor, dem US-Amerikaner Pete Sampras den nächsten Rekord abzuluchsen. In diesem Fall ginge er am 7. Juni in seine insgesamt 286. Woche als Weltranglistenerster und würde zunächst zu Sampras aufschließen.
Die Vorzeichen stehen gut: Bislang hat „Fedex“ sämtliche zwölf Duelle gegen den Skandinavier gewonnen. Doch das Aufstellen von immer neuen Bestmarken ist nicht die Motivation von Federer. Nach der Geburt seiner Zwillingstöchter Charlene Riva und Myla Rose im Juli 2009 haben sich die Prioritäten verschoben. „Es gab bisher nur ein paar Tage seit der Geburt, an denen ich die Kinder nicht gesehen habe“, sagte der Schweizer. Seinen ersten Grand-Slam-Titel als „Daddy Cool“ hatte Federer im Januar in Australien gewonnen.