Kaum ein anderer ehemaliger Fußballprofi ist so beliebt wie Rudi Völler - heute feiert er seinen 50. Geburtstag.
Leverkusen. Rudi Völler war immer ein Mann der Offensive. Der Ex-Nationalstürmer ist mit seinen Toren zum Idol geworden, als DFB-Teamchef nach der Vizeweltmeisterschaft 2002 zum Volkshelden und als Sportdirektor des Bundesligisten Bayer 04 Leverkusen zum Sympathieträger avanciert. „Natürlich bestimmt der Fußball mein Leben. Es ist eine Sache, die fasziniert“, sagte Völler vor seinem 50. Geburtstag an diesem Dienstag in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa. Kaum ein anderer ehemaliger Fußballprofi ist so beliebt wie „Tante Käthe“ – ein Spitzname, den er wegen seiner früh ergrauten Lockenfrisur verpasst bekam.
Als Völler 2002, nach der „Kokain- Affäre“ des designierten Bundestrainers Christoph Daum unerwartet ins Amt des DFB-Teamchefs gehievt, mit der Nationalelf erst im WM-Finale gegen Brasilien verlor, erlangte er Kultstatus. Das Lied „Es gibt nur ein' Rudi Völler“ wurde zur Party-Hymne. „Die vier Jahre als DFB- Teamchef möchte ich auf keinem Fall missen“, sagte Völler, der 2004 nach einer erfolglosen EM in Portugal demissionierte. „Mit allen Höhen und Tiefen waren es ganz tolle vier Jahre.“ Nach einem kurzen Trainer-Intermezzo beim ASRom kehrte er nach Leverkusen als Sportdirektor zurück. „Völler gehört zum deutschen Fußball wie die Wurst zum Schinken. Wir brauchen ihn“, meinte damals DFB-Präsident Theo Zwanziger.
Mit der Rückkehr auf den Manager-Posten und dem Kurz-Gastspiel in Rom scheint seine Trainerkarriere ein Ende gefunden zu haben. „Es hat mir gezeigt, dass ich als Clubcoach im Notfall mal einspringen kann. Doch Vereins- und Bundestrainer sind zwei Berufe“, meinte Völler, der schon von 1996 bis 2000 Sportdirektor in Leverkusen war. An seiner Verbundenheit zum rheinischen Werksclub konnte auch ein Angebot des FCBayern München, Manager-Nachfolger des großen Uli Hoeneß zu werden, nicht rütteln. „Wenn man die Anfrage bekommt und in der Verlosung drin ist, ist das eine große Anerkennung. Das freut einen“, sagte Völler, „aber Bayer 04 ist mein Verein. Der Club ist mir ans Herz gewachsen, da hat man an Dingen mitgebastelt, die gibt man nicht so schnell auf.“
Nämlich eine im Vergleich zum Champions- League-Final-Jahr 2002 halb so teure, junge Mannschaft aufzubauen, die den FCBayern zumindest ärgern kann. Die schönsten Jahre waren für ihn aber die als Profi. 1987 wagte er von Werder Bremen aus den Sprung ins Ausland zum ASRom (bis 1992), zog weiter zu Olympique Marseille (1992-1994) und beendete seine Aktiven-Laufbahn 1996 in Leverkusen. „Der Spielerberuf ist der schönste, den es gibt“, sagte der gebürtige Hanauer. 632 Partien hat er in Liga eins und zwei, in Frankreich, Italien sowie in der Nationalelf absolviert und schoss 304 Tore. In 90 Länderspielen traf der Weltmeister von 1990 47 Mal und liegt damit gleichauf mit Jürgen Klinsmann an dritter Stelle der Rekord-Torschützenliste. Seine Tore, seine Ausstrahlung, aber auch seine Wutausbrüche, von denen der als DFB-Teamchef in einer ARD-Sendung mit Moderator Waldemar Hartmann („Alles wird in den Dreck gezogen“) legendär ist, haben zu seiner Popularität beigetragen. „Ich bin mir der Position, die ich mir erarbeitet habe bewusst“, sagte Völler. „Egal, wo ich bin: Am Bahnhof, im Flughafen oder in einer Kneipe, ich werde immer angesprochen. Und man ist es den Leuten schuldig, dass man sich normal verhält.“ Allerdings gebe es Grenzen. „Das heißt nicht, dass man immer der nette Rudi sein muss.“
Kein Thema ist die für viele mit dem 50. Geburtstag verbundene Midlife-Krise. „Dieses Nachdenken und Leiden, dass man eine Altersgrenze überschritten hat, das habe ich nicht“, sagte Völler. Er sei auch nicht der Ex-Profi, der sagt, er müsse noch jeden Tag Sport treiben. „Ich bin in meinem Leben genug gelaufen. Einmal die Woche kicken wir bei Bayer und zweimal die Woche laufen. Das reicht.“ Lieber nutzt er die Zeit für seine Frau Sabrina, die fünf Kinder oder um Bayer 04 weiter zu einem Topteam zu formen – und Kritikern die Stirn zu bieten. „Wenn man fünfmal hintereinander gewonnen hat und Tabellenführer ist, wird man ohnehin gelobt“, weiß Völler, „aber wenn es mal nicht so läuft, ist es wichtig, sein Konzept zu verteidigen.“