Für den St.-Pauli-Coach wäre alles andere als ein Freispruch inakzeptabel. Rostocks Retov wird hingegen kein Spiel mehr machen in dieser Saison.
Hamburg. Der fußballerisch weitgehend unspektakuläre 2:0-Sieg über Hansa Rostock am Sonntag war einen Tag später schon fast abgehakt. Wäre da nicht der Platzverweis gegen Fabian Boll, der auch am Montag noch die Gemüter erhitzte. "Wir gehen weiter davon aus, dass er nicht gesperrt wird und am Montag gegen Düsseldorf wieder zur Verfügung steht", sagte Trainer Holger Stanislawski. Der Rostocker Martin Retov hatte Deniz Naki brutal gefoult, woraufhin Boll wutentbrannt auf den Dänen zustürmte - was bei fast jedem Foul in der Bundesliga gang und gäbe ist. Retov präsentierte eine nonverbale Antwort und streckte den Kommissar per Kopfnuss nieder.
"Wenn Schiedsrichter Rafati die Szene im Nachhinein bewertet, muss er zu dem Schluss kommen, einen Irrtum begangen zu haben", erklärte der Coach weiter. Und genau das ist Voraussetzung, um die Mindestsperre von einem Spiel zu umgehen. Ansonsten zählt die Tatsachenentscheidung und Boll würde im kommenden Spiel fehlen. Eine Entscheidung seitens des DFB ist noch nicht gefallen. Der Rostocker Retov wurde dagegen bis zum Saisonende gesperrt - und sogar darüber hinaus. Das Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes verurteilte Retov am Montag rechtskräftig zu einer Sperre von sieben Pflichtspielen. Da nur noch sechs Meisterschaftsspiele in dieser Saison auf dem Programm stehen, muss Retov auch zu Beginn der neuen Spielzeit noch pausieren. Der Kapitän gab sich nach der Partie allerdings als Unschuldslamm: "„Das war ein unglücklicher Zusammenprall", kommentierte er die Szene lapidar in der "Ostsee Zeitung".
Die verletzten Akteure kommen so langsam wieder auf die Beine. Carsten Rothenbach läuft bereits und könnte gegen die Fortuna im Kader stehen, doch die Wahrscheinlichkeit ist eher gering. Dafür läuft die Heilung bei Abwehrrecke Ralph Gunesch besser als angenommen: Schon am Mittwoch soll er nach seiner Innenbandverletzung mit leichtem Lauftraining einsteigen. Mittelfeld-Talent Dennis Daube kommt zur Untersuchung in die Arthroskopie, um eine genauere Diagnose vornehmen zu können.
Die Reservisten haben schon am Dienstag um 17 Uhr in Lübeck die Chance, sich vor den Augen Stanislawskis für die erste Elf aufzudrängen: Im Regionalliga-Nachholspiel beim VfB werden gleich sieben Profis in der Startelf stehen: Pliquett im Tor, Kalla, Drobo-Ampem und Eger verstärken die Defensive, Schultz und Bourgault stützen das Mittelfeld und Sukuta-Pasu soll im Angriff zum Einsatz kommen. Für den abstiegsgefährdeten Hamburger Nachwuchs sollten bei dieser Unterstützung drei Punkte herausspringen.