Nordrivale SG Flensburg-Handewitt wird wohl Regressforderungen an den Handball-Rekordmeister stellen.

Kiel/Flensburg. Für den THW Kiel könnte der größte Erfolg der Vereinsgeschichte ein teures Nachspiel haben. Nach der Anklageerhebung gegen die früheren THW-Erfolgsgaranten Uwe Schwenker und Zvonimir Serdarusic verdichten sich die Anzeichen, dass Kiels Nordrivale SG-Flensburg-Handewitt Regressforderungen an den Handball- Rekordmeister stellen wird.

„Es deutet viel darauf hin, dass es eine Schadenersatzklage geben wird“, sagte Flensburgs Anwalt Thomas Summerer am Montag der Deutschen Presse-Agentur dpa. Hierbei gehe es um eine „beträchtliche sechsstellige Summe“. Dem THW wird vorgeworfen, während der Amtszeit von Ex-Manager Schwenker und Ex-Trainer Serdarusic mindestens zehn Champions-League- Partien manipuliert zu haben, darunter das Finale 2007 gegen die SG. „Wir gehen davon aus, dass die Vorwürfe zutreffen“, sagte der Münchner Sportrechtler Summerer.

Schwenker und Serdarusic, denen bis zu fünf Jahren Haft oder eine Geldstrafe drohen, haben die Vorwürfe der Schiedsrichterbestechung bislang stets bestritten. Für ihn sei wichtig, dass die Staatsanwaltschaft Kiel gegen die früheren THW-Macher nicht nur Anklage wegen Untreue erhoben habe, sondern auch wegen Betrugs, sagte Summerer. Denn zum Betrug gehöre immer ein Schaden, der in diesem Fall der „Wettbewerbsverzerrung“ eindeutig bei seinem Mandanten liege: „Der THW hat 2007 Sponsoreneinnahmen und Siegprämien eingestrichen und davon langfristig profitiert. Hinzu kommt die dadurch gestiegene Siegermentalität der Kieler. Das liegt der SG schwer im Magen."

Kiels Aufsichtsratsvorsitzender Klaus-Hinrich Vater reagierte gelassen auf die jüngsten Entwicklungen. Bei ihm komme keine Unruhe auf, so Vater. „Nach meinem Wissensstand gehe ich davon, dass gegen den THW nichts Belastbares rauskommt.“ Zu den möglichen Forderungen des norddeutschen Bundesliga-Kontrahenten sagte er: „Die Flensburger müssen das tun, was sie für richtig halten.“

In der Manipulationsaffäre rund um den THW geriet am Montag auch das Kieler Landgericht in Kritik. Nachdem Schwenker und Serdarusic erst durch die Medien von der Anklageerhebung erfahren hatten, entschuldigte sich das Gericht für diesen Fauxpas. Man bedaure dies sehr, hieß es. Das Gericht reagierte damit auf die Kritik von Schwenkers Anwalt Harald Riettiens, der dem Kieler Gerichtssprecher „einen schweren Verfahrensfehler“ vorgeworfen hatte.

Schwenker selbst wollte zunächst abwarten, „was in der Anklageschrift steht“. Er räumte aber ein, dass ihn die Anklage nicht kalt lässt: „Klar, dass mich das berührt“, sagte er den „Kieler Nachrichten“ (Montag). Doch nicht nur der THW wird von seiner Vergangenheit eingeholt, auch die SG muss mit unliebsamen Schlagzeilen leben. Gegen ihren Präsidenten Frerich Eilts ermittelt die Kieler Staatsanwaltschaft wegen Bestechlichkeit und besonders schwerer Untreue. Der frühere Bankmanager Eilts wies die Vorwürfe aber zurück und forderte stattdessen die Einstellung des Ermittlungsverfahrens.

„Nach erfolgter Akteneinsicht hat mein Anwalt hierzu ausführlich Stellung genommen und die Einstellung des Verfahrens beantragt“, sagte Eilts dem „Flensburger Tageblatt“ (Montag). Eilts soll als früherer Vorstandsvorsitzender der Flensburger Sparkasse einem Makler Immobilien aus Kreditabwicklungsfällen der Sparkasse verschafft haben. Die Staatsanwaltschaft vermutet einen Zusammenhang mit einem Werbevertrag des Immobilienmaklers zugunsten des Flensburger Handball-Bundesligisten.