Zum Glück dauert ein Spiel 60 Minuten. Und wie gegen Polen haben wir angefangen, ansehnlichen Handball zu spielen, als alles verloren schien.
Hamburg. 40 Minuten lang, muss ich gestehen, litt ich fast schon körperliche Qualen beim Spiel der deutschen Mannschaft. Die Slowenen, die ich so stark nicht erwartet hatte, zeigten uns brutal unsere Grenzen auf. Spiler, Zorman und Luka Zvizej gaben unsere Abwehr dabei der Lächerlichkeit preis. Oft genügte eine simple Körpertäuschung, und gleich zwei deutsche Spieler lagen auf dem Boden. Beim Fußball würde man sagen, wir hatten die falschen Stollen untergeschnallt. Der Druck, nichts falsch machen zu wollen, die taktischen Lehren aus dem Polenspiel (25:27) ziehen zu wollen, lähmte die deutsche Mannschaft.
Zum Glück dauert ein Handballspiel 60 Minuten. Und wie gegen Polen haben wir endlich angefangen, ansehnlichen Handball zu spielen, als alles verloren schien. Auch diesmal war es HSV-Torhüter Jogi Bitter, der mit unglaublichen Reflexen das Comeback erst ermöglichte. Plötzlich klappten im Angriff die angesagten Kombinationen, zum Beispiel "Stufe mit Zurückstoßen", mit denen wir systematisch Lücken in die slowenische Deckung reißen konnten. Und Kreisläufer Christoph Theuerkauf hatte auf einmal richtigen Spaß daran, sich den Handgreiflichkeiten seiner Gegenspieler auszusetzen. Solche Kraftakte aber lassen sich bei einem Turnier nicht beliebig wiederholen.
Der Alt-Internationale Christian Fitzek (48), Sportchef der HSV-Handballer, analysiert die EM-Spiele für das Abendblatt.