Dass der Angriff auf Gewalt statt Geschick setzen würde, musste befürchtet werden. Kaufmann und Glandorf suchten ungeduldig den Abschluss.
Hamburg. Sie mögen überrascht sein, aber diese knappe Niederlage gegen Polen stimmt mich optimistisch für die beiden weiteren Gruppenspiele gegen Slowenien und Schweden. Diese Mannschaften haben weder die spielerische noch die individuelle Qualität der Polen, daher sollten wir sie mit der gestern gezeigten Moral und Leidenschaft bezwingen können. Positiv zudem: Unsere Abwehr, die in den Vorbereitungsspielen gegen Island öfter wackelte als stand, darf sich wieder als solche bezeichnen. Und was hinter ihr unser HSV-Torhüter Jogi Bitter parierte, verdiente das Prädikat Weltklasse.
Dass unser Angriff auf Gewalt statt Geschick setzen würde, musste befürchtet werden. Kaufmann halblinks und Glandorf halbrechts suchten ungeduldig aus beinahe jeder Lage den Abschluss und nicht den Raum öffnenden Pass, den zum Beispiel ein Pascal Hens zu spielen versteht. Dadurch verhungerten unsere beiden Außen wie der Mann am Kreis, die polnische Deckung hatte einfaches Spiel. Die Frage war nur: Treffen unsere Rückraumspieler oder nicht? Die Antwort entschied das Spiel: Meistens trafen sie nicht.
Erschreckend dabei bleibt für mich die Form Holger Glandorfs. Fast schwerwiegender als seine schwache Trefferquote ist seine hohe Anzahl Stürmerfouls, die er mit seinem ungeschickten Bewegungsablauf provoziert. Das führte zu Ballverlusten, die wir uns gegen einen EM-Mitfavoriten wie Polen nicht leisten konnten.
Christian Fitzek (48), Sportchef der HSV-Handballer, analysiert die Spiele der EM für das Abendblatt.