Teamchef Markus Babbel hat wie üblich das Training des VfB Stuttgart geleitet. Die Krise der Schwaben ist allerdings noch nicht überwunden.

Leverkusen/Stuttgart. Der Platz von Markus Babbel auf der Schulbank beim DFB-Trainer-Lehrgang in Köln blieb am Montag frei. Wieder einmal hatte der „Azubi“ des VfB Stuttgart seine Teilnahme außerplanmäßig absagen müssen. Stattdessen scheuchte Babbel nach dem desaströsen 0:4 (0:2) bei Bayer Leverkusen seine Versager über das Vereinsgelände. „Heute haben sie ein bisschen mehr gearbeitet“, sagte er am Montagmittag.

Zum x-ten Mal ist Babbel als Krisenmanager im Schwabenland gefragt, nach dem Debakel beim Tabellenführer und dem Absturz auf den vorletzten Platz in der Fußball-Bundesliga mehr denn je. Doch allmählich wird trotz aller Treuebekenntnisse aus dem Vorstand auch für den Europameister von 1996 die Luft dünn, das weiß er selbst: „Ich werde an Resultaten gemessen, aber die sind nicht da. Wenn nochmal so eine Leistung passiert, wird es eng.“

Nach dem Vormittagstraining am Montag ging Babbel davon aus, auch am Samstag gegen den Tabellennachbarn VfL Bochum auf der Bank zu sitzen. Entsprechend kämpferisch trat er auch auf. „Ich erwarte am Samstag eine Reaktion“, sagte er und ergänzte: „Ich versuche, das Ganze in die richtige Richtung zu lenken. Ich bin überzeugt, dass wir gut arbeiten. Ich bin der Meinung, dass ich an die Mannschaft rankomme. Ich bin überzeugt, dass wir da unten rauskommen.“

Offiziell steht auch das VfB-Präsidium noch hinter Babbel. Präsident Erwin Staudt stellte dem 37-Jährigen eine Jobgarantie aus - allerdings vor der Blamage in Leverkusen. Er habe im Moment keine Veranlassung zu zweifeln. Babbel habe einen Prozess begonnen, der von der Mannschaft sehr positiv aufgenommen werde, sagte er. Am Montag kursierte der Name des derzeit arbeitslosen Christian Gross durch Stuttgart. „Guter Trainer“, sagte Babbel.

Die Mannschaft mag Babbel positiv aufnehmen, bei der siebten Saison-Pleite ließen die VfB-Profis ihren Trainer aber erneut im Stich. Grund genug für Babbel, wieder einmal die Spieler ins Gebet zu nehmen und die Charakterfrage zu stellen: „Man kann sich nicht immer nur schützend vor die Mannschaft stellen, nun sind mal die Spieler gefordert. Es kann nicht sein, dass alle paar Jahre ein neuer Kopf her muss, um die Mannschaft zum Laufen zu bringen.“

Auch Sportvorstand Horst Heldt ging mit den Spielern diesmal schonungslos ins Gericht, bezeichnete ihre Leistung als „dämlich“ und „Vollkatastrophe“. Die Enttäuschung war umso größer, zumal der Vorjahresdritte unter der Woche beim 2:0 in Glasgow noch eine starke Vorstellung abgeliefert hatte. „Wenn sie so weitermachen, dann steigt der Verein ab. Und dann finden sich ganz viele Spieler auf einmal da wieder, wo sie sich nie wieder sehen würden - nämlich gleich beim Arbeitsamt!“, polterte Heldt.

Ob das für Babbel in Kürze auch zutrifft, könnte spätestens das Kellerduell gegen den VfL Bochum am Samstag entscheiden. Bei den Fans hat Babbel jedenfalls weiter Kredit. In einer SWR-Umfrage votierten 57 Prozent für ein Festhalten an Babbel. Das sei auch der Wunsch der Spieler, betonte Alexander Hleb: „Den Trainer trifft keine Schuld, das ist allein unsere Schuld. Babbel ist auf jeden Fall der Richtige, er kann die Tore nicht selbst schießen.“

Zuspruch gab es auch von Leverkusens Trainer Jupp Heynckes: „Wenn man einmal in der Negativspirale drin ist, wird es schwierig. Dann ist das Selbstbewusstsein, die Sicherheit nicht da. Markus ist aber so kompetent, dass er das Richtige machen wird. Dafür braucht er aber die Unterstützung der Mannschaft und der Verantwortlichen.“ Die Leistung der Mannschaft in Leverkusen war freilich kein Votum für ein Bleiben des Trainers.

Babbel beklagte ein kollektives Versagen und kündigte - auch nicht zum ersten Mal in dieser Saison - Konsequenzen an: „Ich werde genau hinschauen, wer bereit ist, sein Ego hinten anzustellen und alles für den Verein gibt. Nun sollte jeder kapiert haben, dass wir im Abstiegskampf angekommen sind.“

Wohl wahr: Vorletzter, nur elf Punkte - so schlecht stand der Champions-League-Teilnehmer zuletzt vor 35 Jahren da. In der Saison 1974/75 wies der VfB nach der damals geltenden Zwei-Punkte-Regel ebenfalls nur elf Punkte auf - und stieg am Ende ab.

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