Mit einem 2:0-Sieg bei den Glasgow Rangers hat der VfB Stuttgart sich den Weg ins Achtelfinale offen gehalten. Sie haben es jetzt in der Hand.

Glasgow. Nur einen kurzen Moment kostete Markus Babbel das so schmerzlich entbehrte Gefühl in vollen Zügen aus. „Es fühlt sich natürlich erstmal super an, wieder gewonnen zu haben. Das hatten wir lange nicht und ich kann davon nicht genug bekommen“, erklärte der Coach des VfB Stuttgart nach dem 2:0 (1:0) im Champions-League- Spiel bei den Glasgow Rangers. Der erste Erfolg nach einer quälenden Durststrecke von zehn sieglosen Spielen hatte den stark unter Druck geratenen Babbel aus der Bredouille befreit und dem VfB die Chance auf sein zweites Achtelfinale in der Fußball-Königsklasse nach 2004 erhalten. Doch als Babbels Freude gerade in einen munteren Redefluss zu münden schien, hielt der Coach kurz inne und sagte: „Aber wir wissen auch, dass es nach wie vor eine schwierige Situation ist.“

Worte und Mimik des 37-Jährigen spiegelten die Gemütslage der strauchelnden Schwaben am Dienstagabend im Ibrox-Park exakt wider: Zufriedenheit, aber bloß keine Selbstzufriedenheit. Das Ende der Sieglosigkeit soll nur der Anfang sein. Denn da der Gruppenzweite Unirea Urziceni den schon qualifizierten FC Sevilla mit 1:0 bezwang, kann der VfB am letzten Vorrundenspieltag (9. Dezember) nur mit einem Heimsieg über die zwei Punkte vor ihnen liegenden Rumänen das Achtelfinal-Ticket lösen. Gelingt das nicht, geht es immerhin in der Europa League weiter. „Es ist beruhigend, auf jeden Fall im Europapokal zu überwintern. Aber an unserem Ziel Achtelfinale hat sich nichts geändert“, bekräftigte Manager Horst Heldt.

Doch auch nach dem ersten Champions-League-Auswärtssieg seit sechs Jahren dürfte vor allem in der Bundesliga der Weg zu alter Stärke von Relegationsplatz 16 aus lang werden. „Die Mannschaft hat heute gezeigt, wozu sie in der Lage ist. Das gibt ihr hoffentlich neues Selbstbewusstsein“, sagte Heldt und dachte schon an die Aufgabe bei Bayer Leverkusen am kommenden Sonntag. „Aber durch diesen Sieg wird es in der Liga nicht einfacher. Wir treffen auf den Tabellenführer, das wird eine noch größere Herausforderung. Wir sind krasser Außenseiter und müssen trotzdem versuchen, auch dort etwas zu holen.“

Gegen die technisch starke Bayer-Elf wird Babbels Team dazu mehr brauchen als die gute, aber keinesfalls überragende Leistung gegen die spielerisch verblüffend limitierten Rangers. Der schottische Rekordmeister überließ den Gästen, bei denen Ricardo Osorio nach überstandenem Muskelfaserriss für den formschwachen Kapitän Thomas Hitzlsperger in die Startelf rückte, vor 41 468 Zuschauern komplett die Initiative. Anders als zuletzt wusste der VfB das für eine frühe Führung durch den starken Youngster Sebastian Rudy (16.) zu nutzen.

Danach deuteten einige individuelle Fehler den labilen Zustand des Teams an, doch als der 20-Jährige dem erneut überzeugenden Antreiber Zdravko Kuzmanovic (59.) das 2:0 auf den Kopf flankte, waren die Gastgeber geschlagen. „Es war ein gewisser Druck da, aber die Mannschaft hat sich das nicht anmerken lassen“, lobte Babbel, der vor der Partie die Debatte um seine Zukunft offensiv thematisiert hatte. „In der Besprechung habe ich der Mannschaft klargemacht, dass ich weder Zweifel an meiner Arbeit noch an ihr habe“, verriet der Coach.

Nun hoffen alle, dass das Thema erledigt ist. „Die Diskussion über den Trainer sollte jetzt aufhören“, forderte Kuzmanovic. „Er strahlt jeden Tag positive Energie aus.“ Und Präsident Erwin Staudt beteuerte auf der Tribüne, der Verein habe „nie eine Trainerdiskussion gehabt“. Doch der Clubchef forderte sogleich auch weitere Ergebnisse: „Wir müssen dringend in der Bundesliga nachlegen. Wir brauchen unbedingt einen Dreier, um aus dem Tabellenkeller zu kommen.“

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