Der Torwart steht vor der schwersten Herausforderung seines Fußballer-Lebens: Er tritt das Erbe von Nationalkeeper Robert Enke an.
Hannover. Florian Fromlowitz steht vor der schwersten Herausforderung seines Fußballer-Lebens. Der 23-Jährige ist als Nummer 1 zwar plötzlich da, wo er als Fußball-Torhüter immer hin wollte. Doch nicht um diesen Preis. Denn Fromlowitz tritt das schwere Erbe von Nationalkeeper Robert Enke an, der sich vor einer Woche das Leben nahm – und so den Weg für „Flo“ bei Hannover 96 frei machte. Eine schwere Last für einen junge Mann. Aber der ist sich sicher:„Ich weiß, er schaut von oben zu.“ Der früher als vorlaut verschriene Fromlowitz fand angemessene Worte bei seinen ersten öffentlichen Aussagen nach Enkes Tod. „Ich habe keine Konkurrenten verloren, sondern einen Freund“, sagte der Keeper:„Er war für mich wie ein Lehrer. Er hat mir viel mitgegeben, auch ohne viele Worte.“ Und der von der Trauer gezeichnete Tormann versicherte: „Er wird die Nummer 1 bleiben.“
Fromlowitz steht nun unfreiwillig in einem besonderen Fokus und unter einem enormen psychischen Erfolgsdruck – an dem Enke am Ende zerbrach. Dieser Ausnahmesituation will sich der aus Kaiserslautern stammende Keeper stellen: „Ich muss das ausblenden, auch wenn ich weiß, dass jetzt viele Menschen auf mich schauen. Robert will auf jeden Fall, dass wir weiterspielen. Das werden für ihn tun, das werde ich für ihn tun“, meinte Fromlowitz. „Ich habe viele Drucksituationen erlebt. Im Fußball sind immer Rückschläge dabei, auf dieser Position speziell. Aber trotzdem liebe ich den Torhüter-Posten und diesen Sport“, erklärte Fromlowitz, der nach dem Schockerlebnis in der vergangenen Woche nach Hause zu seiner Familie nach Kaiserslautern reiste, um dort Schutz und Trost zu finden. „Es ist wichtig, zu wissen, dass Familie und Freunde hinter einem stehen“, sagte Fromlowitz.
Dass er sich viel von Enke abgeschaut hat, hat Fromlowitz bereits mehrmals bewiesen. Als das 96-Idol wegen einer mysteriösen Bakterien- Infektion pausieren musste – in dieser Zeit kehrten die Depressionen zurück und gipfelten in Enkes Selbstmord – hütete Fromlowitz den 96- Kasten sechsmal. Und zeigte, dass er im Schatten Enkes zu einem Klasse-Torhüter gereift ist. Und als Enke zurückkam, rückte Fromlowitz ohne zu murren wieder ins zweite Glied. Auch abseits des Fußballplatzes machte Fromlowitz eine Wandlung - vom Keeper mit Hang zur Selbstdarstellung zum Teamplayer. Bereits in der vergangenen Saison war Fromlowitz für neun Spiele als Enke-Ersatz eingesprungen, dabei aber mehr mit Sprüchen aufgefallen.Das ist nun nicht mehr so. Vielleicht, weil Enke ihm gezeigt hat, wie es anders geht. Er habe dank Enke „die Mitte gefunden“, so Fromlowitz:„Ich habe ihn immer geschätzt, nicht nur als Torwart, auch als Helfer in der Mannschaft.“
Die Schonfrist in der nicht nur im Profi-Fußball gnadenlosen Leistungsgesellschaft ist kurz. Ein, vielleicht zwei Fehler – und schon sitzt man wieder auf der Bank. Doch Fromlowitz kann auf sein Team bauen und auf die Unterstützung der härtesten Kritiker:Der Fans. „Jeder weiß, dass dieser einer deiner schwersten Schritte sein wird. Aber du hast die Größe, diese Aufgabe zu meistern“, schrieben 96-Anhänger auf seiner Internetseite.
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