Erst der Aufstand von Philipp Lahm, dann die Attacke von Luca Toni gegen den Trainer – der FC Bayern München kommt nicht zur Ruhe.

München. Auf seiner Internetseite rechtfertigt der italienische Fußball-Weltmeister Luca Toni seine Stadion-Flucht vom vergangenen Samstag beim Bundesligaspiel gegen Schalke 04 mit der „Zermürbung von vier langen Monaten voller Entbehrungen und Unverständnis mit dem aktuellen Trainer“.

Bei allem Ärger mit seinen Profis droht Louis van Gaal auch sportlich weiteres Ungemach. Wegen einer erneuten Knieverletzung wird Arjen Robben im Schlagerspiel gegen Spitzenreiter Bayer Leverkusen am 22. November womöglich ausfallen. Gelangweilt und teilnahmslos brachte Toni im Training am Donnerstag seine Meinung über den Trainer zum Ausdruck. Aber am Abend war er wieder bestens gelaunt, als er zum Start der Münchner Sixdays mit einem krachenden Pistolenschuss die Radprofis auf die Reise schickte.

Zuvor hatte der Bayern-Stürmer zu seinem vorzeitigen Abgang in der Halbzeitpause des Schalke-Spiels Stellung genommen. „Ich möchte die Entschuldigung gegenüber meinen Mannschaftskameraden, dem Verein und den Fans für mein impulsives, falsches Verhalten bekräftigen, das zuvor noch nie in meiner professionellen Karriere an den Tag getreten ist“, schrieb der 32-Jährige auf www.lucatoni.com .Toni wurde zu einer Geldstrafe verdonnert. Auch Lahm muss zahlen, weil er mit seiner öffentlichen Kritik an Bayerns Personalpolitik gegen vertragliche Abmachungen verstoßen hatte. „Ich hätte mir gewünscht, dass Lahm keinen Rückzieher gemacht, sondern die Geschichte durchgezogen hätte“, sagt der Berliner Medienrechtler Johannes Weberling im „Fränkischen Tag“ und behauptete, der Nationalspieler hätte gute Chancen, vor Gericht die Geldstrafe seines Clubs zu kippen: „Bei jedem Arbeitsvertrag ist ein totaler Maulkorb-Erlass rechtlich unzulässig.“

Der Nationalspieler hat sich inzwischen in einem Gespräch mit dem Bayern-Vorstand entschuldigt, doch Manager Uli Hoeneß kartete nach und stellte in Interviews den Sachverstand des Verteidigers in Frage. „Lahm liegt zu 90 Prozent falsch“, sagte der 57-Jährige der Wochenzeitung „Die Zeit“. Den Vorwurf, dem FC Bayern würde eine Strategie fehlen, wies Hoeneß als „lächerlich“ zurück. Cheftrainer van Gaal versucht in diesen Tagen, seinen Spielern wieder das „Mia-san-mia“-Gefühl zu vermitteln. Am Donnerstag gab es ein gemeinsames Mittagessen, für Freitag war ein Testspiel einer aus Profis und Amateuren gebildeten Bayern-Mannschaft gegen die U21- Junioren der Niederlande geplant.

Es gehe darum, den Spielern, „die bisher noch nicht so oft zum Zug gekommen sind“, Spielpraxis zu verschaffen, erklärte van Gaal. Die deutschen Nationalspieler, die nach der Absage des Chile-Länderspiels in München trainieren, kamen nicht zum Einsatz. Im Spitzenspiel gegen Leverkusen muss der Niederländer womöglich auf seinen Landsmann Robben verzichten. Wegen Kniebeschwerden sagte der Flügelflitzer seine Teilnahme an den Testspielen der Holländer an diesem Samstag gegen Italien und am kommenden Mittwoch gegen Paraguay ab. Anfang November war der 25-Jährige am Knie operiert worden. Bangen muss van Gaal auch um den Einsatz von Miroslav Klose. Nach der Erkrankung seiner Zwillingssöhne Noah und Luan an Schweinegrippe steht der Nationalspieler mit seiner Familie unter Quarantäne.