Das Renault-Geständnis im Unfallskandal hat die Formel 1 bis ins Mark erschüttert, doch die große Abrechnung steht erst noch bevor.
London. Der mit schweren Betrugsvorwürfen belastete Flavio Briatore sieht sich nach seinem erzwungenen Rückzug als Teamchef als Märtyrer. "Ich versuche damit, das Team zu retten. Das ist meine Pflicht", zitierte das britische Boulevardblatt "Mirror" den Italiener. Dem 59-Jährigen droht wegen des inszenierten Unfalls beim Singapur-Rennen 2008 die Verbannung aus der Rennserie, seinem bisherigen Arbeitgeber eine drakonische Strafe des Weltverbands. Experten fürchten danach einen Ausstieg des französischen Autobauers, zudem könnte eine Klagewelle gegen Briatore und Renault folgen.
"Das ist der schlimmste Fall von Manipulation in der Sportgeschichte", kommentierte die Londoner Zeitung "The Times". Renault-Vizechef Patrick Peleta gab Briatore und Chefingenieur Pat Symonds nach deren Rücktritt die Schuld für den Betrugsskandal. Auch Formel-1-Chef Bernie Ecclestone verweigerte Freund Briatore seine Unterstützung. "Man kann ihn auf keinen Fall verteidigen. Was er getan hat, war völlig unnötig", meinte der Brite. Von einem Totalschaden für seinen Milliardenzirkus will der Rechte-Mitinhaber aber nichts wissen. "Die Formel 1 hat sich schon so oft erholt, auch wenn Leute behauptet haben, es sei vorbei. Sie wird sich auch davon erholen", erklärte Ecclestone.
Der nächste Akt des Dramas wird am kommenden Montag vor dem Motorsport-Weltrat des Internationalen Automobilverbands FIA in Paris aufgeführt. Dann will das Gremium unter Führung von FIA-Präsident Max Mosley über den fingierten Crash des damaligen Renault-Piloten Nelson Piquet Jr. urteilen, der seinem Teamgefährten Fernando Alonso den Weg zum Sieg ebnete. Der Brasilianer Piquet hatte nach seiner Entlassung im Juli der FIA die Geschehnisse gebeichtet. Der Rennstall hatte am Mittwoch indirekt seine Schuld eingestanden, Briatore und Chefingenieur Symonds mussten gehen.