Wladimir Klitschko wird am 20. Juni in der Veltins-Arena in Gelsenkirchen nicht gegen den Briten David Haye boxen. Der sagte nämlich ab.

Going/Hamburg. Das Schwergewichts-Boxen erlebt eine verfluchte Woche. Am späten Mittwochnachmittag wurde die für 20. Juni in der Veltins-Arena in Gelsenkirchen geplante Titelverteidigung von IBF/WBO-Weltmeister Wladimir Klitschko (33, Ukraine) gegen den Briten David Haye (28) abgesagt. Hayes Manager Adam Booth schrieb in einer E-Mail an Klitschko-Manager Bernd Bönte, sein Schützling habe sich im Trainingslager in seiner Wahlheimat Zypern eine nicht näher benannte Verletzung zugezogen. Klitschko, der zu diesem Zeitpunkt in seinem Trainingslager im Tiroler Promi-Hotel „Stanglwirt“ mit englischen Journalisten redete, reagierte tief enttäuscht auf die Absage: „Der Kampf wäre ein Megaduell gewesen. Jetzt hoffe ich, dass wir kurzfristig einen Ersatzgegner finden können.“ Bönte sagte: „Wir wollen den Termin 20. Juni unbedingt halten und suchen nun nach Gegnern, die im Training sind und kurzfristig einspringen könnten.“

Diese Suche könnte nach Abendblatt-Informationen schnell Erfolg bringen. Bönte nahm noch am Abend Kontakt zu Klaus-Peter Kohl, Chef des Hamburger Universum-Stalles, und Wilfried Sauerland vom Sauerland-Team Berlin auf, um über ein Engagement von deren Kämpfern Ruslan Chagaev (30, Usbekistan) und Nikolai Valuev (35, Russland) zu verhandeln. Die beiden Osteuropäer, die vom Weltverband WBA beide als Champion geführt werden, hätten am vergangenen Sonnabend in Helsinki gegeneinander boxen sollen, der Kampf war jedoch wegen einer angeblichen Ansteckungsgefahr für Valuev mit Hepatitis B abgesagt worden. Dies hatte für großen Wirbel gesorgt. Die WBA hat für das Wochenende ein Statement angekündigt, ob ein Ersatztermin anberaumt oder einem der beiden der Titel aberkannt werden soll. Zu klären wäre im Falle einer Einigung mit Klitschko, ob der Gegner berechtigt wäre, als Weltmeister anzutreten. Um den dann Wartenden zu entschädigen, könnte man diesem einen Kampf gegen den Sieger des Duells auf Schalke offerieren.

Chagaev und sein Trainer Michael Timm, die das Abendblatt mit der Nachricht überraschte, unterstrichen ihre Bereitschaft, gegen Klitschko anzutreten. „Natürlich will ich den Kampf. Wenn Herr Kohl mich anruft, bin ich bereit“, sagte Chagaev. Timm fügte an: „Ruslan ist im Training, er ist gesund und könnte sich schnell auf Klitschko einstellen. Auf in den Kampf!“ Dietmar Poszwa, Mitglied der Universum-Geschäftsleitung, sagte: „Grundsätzlich stünde Ruslan bereit, aber wir müssen natürlich erst einmal eine offizielle Anfrage erhalten und auch das WBA-Statement mit einbeziehen.“

Probleme mit der Hepatitis-B-Erkrankung, die deutsche Spezialisten als nicht ansteckend klassifizierten, würde es für Klitschko nicht geben. Er ist gegen die Leberkrankheit geimpft, außerdem hat der Bund Deutscher Berufsboxer (BDB), der für den Klitschko-Kampf zuständig ist, bereits signalisiert, dass das Duell Valuev gegen Chagaev in Deutschland stattgefunden hätte, da man, anders als der finnische Verband, nicht von einer Ansteckungsgefahr ausgehe.

Sauerland, der zurzeit auf einer Geschäftsreise in Spanien weilt, sagte: „Wir müssen schauen, ob Valuev bereit wäre, sich innerhalb von zwei Wochen auf Klitschko vorzubereiten. Immerhin hat er sich auf einen Rechtsausleger eingestellt. Aber wir warten die offizielle Anfrage vom Klitschko-Lager ab.“

Als Ersatzgegner nicht zur Verfügung stehen die als nächste Pflichtherausforderer wartenden Alexander Dimitrenko (WBO, Universum) und Alexander Povetkin (IBF, Sauerland). Beide sind nicht in dem Maße im Training, um innerhalb von gut zwei Wochen den wichtigsten Kampf ihrer Karriere bestreiten zu können. Dimitrenko soll am 4. Juli in Hamburg gegen Eddie Chambers (USA) boxen, den Bönte ebenfalls als Ersatzgegner ins Gespräch brachte. Klitschko wäre laut Trainer Emanuel Steward bereit, gegen jeden der fünf anzutreten. „Natürlich ist es hart, sich in so kurzer Zeit umzustellen, aber ich habe das mit Lennox Lewis auch geschafft, der im Juni 2003 gegen Kirk Johnson boxen sollte, dann aber wegen einer Verletzung Johnsons 14 Tage vor dem Kampf Vitali Klitschko als Ersatz vorgesetzt bekam“, so der Coach.