Der 21 Jahre alte Deutsche siegt von der Poleposition und erhält Lob von den Rivalen: “Das war eine Meisterleistung.“ Die Bilder des deutschen Triumphrennens.

Shanghai. Sebastian Vettel riss die Fäuste in den weinenden Himmel, dann stieg er nach dem zweiten Formel-1-Sieg seiner Karriere auf der Rutschpiste von Shanghai lachend auf seinen Red Bull. "Das war sensationell, ein Traum", brüllte Vettel nach dem ersten Erfolg für sein österreichisches Team über Funk und jauchzte nach dem wohl härtesten Rennen seines Lebens: "Es war so schwierig da draußen. Danke, danke ans Team." Nach zwei Safety-Car-Phasen und einem Unfall mit Sebastian Buemi (Schweiz) auf der teilweise unter Wasser stehenden Strecke fuhr Vettel nach knapp zwei Stunden Rennzeit einen Vorsprung von 10,9 Sekunden auf seinen australischen Teamkollegen Mark Webber heraus.

Das 21 Jahre alte Supertalent hatte bei der deutschen Hymne auf dem Podest feuchte Augen, dann duschte Vettel die nassen Mechaniker mit Champagner und schloss Teamboss Christian Horner erschöpft in die Arme: "Man hat nichts gesehen, das war ein Rennen hart an der Grenze. Ich bin so unglaublich glücklich, dass ich für euch den ersten Sieg geholt habe." Vielleicht lag es an seinen Glücksmünzen im Schuh. Am Tag vor dem Red-Bull-Doppelsieg hatte Vettel seinem Team schon die erste Poleposition im 74. Rennen beschert. "Dieser Junge ist fantastisch. Ich bin irre stolz, vor allem wenn man bedenkt, an welchem Punkt seiner Karriere er erst ist. Er wird immer besser", sagte Horner.

Diesmal hatte der um 44,9 Sekunden distanzierte Dritte Jenson Button (Großbritannien) nach seinem Doppelsieg in den ersten beiden Rennen nicht die Spur einer Chance. Vettel rückte in der WM-Wertung mit zehn Punkten schon auf Platz drei hinter Button (21) und dessen Brawn-Teamkollegen Rubens Barrichello (Brasilien/15), der diesmal Vierter wurde.

"Dieser Vettel ist riesig gefahren. Wir konnten machen, was wir wollten, er war zu gut für uns", sagte selbst Ross Brawn vom WM-Rivalen. Am 14. September 2008 hatte Vettel für Red Bulls B-Team Toro Rosso in Monza ebenfalls auf regennasser Piste den ersten Sieg herausgefahren und als jüngster Pilot der Formel-1-Geschichte einen Sieg gefeiert. Jetzt träumt Vettel davon, auch der jüngste Weltmeister aller Zeiten in der Formel 1 zu werden: "Erst feiern wir richtig, danach wollen wir den entscheidenden Schritt machen und das beste Team im Feld werden."

In Vettels Schatten fuhr Timo Glock (Wersau) von Startplatz 19 auf Position sieben nach vorn und hat wie der Bubi-Schumi zehn WM-Punkte. Nick Heidfeld (Mönchengladbach) landete nach einem verpatzten Wochenende ohne Punkte auf Rang zwölf. "Es wird bei uns von Rennen zu Rennen schlechter", schimpfte Heidfeld, und BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen sagte: "Für uns war das ein Wochenende zu Abhaken." Dann lobte er wenigstens seinen Ex-Angestellten Vettel: "Das war eine Meisterleistung von Sebastian."

Nico Rosberg (Wiesbaden), Schnellster im Freitagstraining, enttäuschte auf Platz 15. Adrian Sutil (Gräfelfing) lag im unterlegenen Force India auf Rang sechs, als er mit einem Crash in Runde 51 die Chance auf die beste Platzierung seiner Karriere verschenkte. Das stolze Ferrari-Team blieb mit Platz zehn durch Exweltmeister Kimi Räikkönen (Finnland) und dem technischen Aus für Vizeweltmeister Felipe Massa (Brasilien) auch im dritten Saisonrennen ohne Punkte.

Sie alle standen im Schatten Vettels, der vom Start hinter dem Safety Car wegen des starken Regens profitierte. So behielt der Red-Bull-Mann, in dessen Auto die bei der Qualifikation lädierten Antriebswellen ausgewechselt worden waren, seine Führung. Erst in Runde acht begann das Rennen vor 100 000 Fans richtig. In Runde 14 kollidierte Glock mit Heidfeld, der Crash raubte beiden die Chance auf einen Podestplatz wie in Malaysia. Vier Umläufe später donnerte BMW-Pilot Robert Kubica (Polen) ins Heck von Toyota-Pilot Jarno Trulli (Italien). Es folgte wegen der herumliegenden Trümmer die zweite Safety-Car-Phase, in der Buemi vom Red-Bull-Partnerteam Toro Rosso ins Heck von Vettel krachte. "Ich habe nur einen Schlag gefühlt. Ich hatte sehr großes Glück, dass am Auto alles okay war", meinte Vettel.