Torhüter Johannes Bitter hielt den 28:25-Erfolg im Viertelfinal-Hinspiel mit 19 Paraden fest.

Flensburg. Sie sangen lauthals, sie klatschten und tröteten, und die Fans der HSV-Handballer hatten allen Grund dazu. Ihre Mannschaft dominierte die SG Flensburg-Handewitt in deren eigener Campushalle. Ein bisschen wirkte es, als wollten die Anhänger mit dem Lärm auch die hässlichen Nebengeräusche um manipulierte Spiele und gekaufte Schiedsrichter überdecken, die ihren Lieblingssport seit nunmehr vier Wochen wie ein schlechtes Schurkenstück erscheinen lassen.

Dieses Champions-League-Viertelfinalspiel war kein glanzvolles, aber es bot ausreichend von dem, worum es beim Handball eigentlich geht: Schnelligkeit und Dynamik, Spannung, Leidenschaft - und Tore. Und es waren vor allem die Hamburger, die für Qualität bürgten. Der 28:25-(14:12)-Sieg, der erste in Flensburg der Klubgeschichte, eröffnet rosige Aussichten, um wie im Vorjahr ins Halbfinale der Eliteklasse einzuziehen. Auch wenn Trainer Martin Schwalb den Mahner gab: "Drei Tore Rückstand sind im Handball binnen zwei Minuten aufgeholt. Wir müssen vor allem unser Offensivspiel verbessern, da war viel zu wenig Bewegung drin."

Vielleicht verfügt er im Rückspiel am Freitag kommender Woche dann auch über mehr personelle Alternativen: In Flensburg spielten die 14, die spielen konnten. Guillaume Gilles Wadenverletzung ließ nur leichte Aufwärmübungen zu, Stefan Schröder (Rücken) war erst gar nicht mitgereist. Und so musste Arne Niemeyer anstelle von Kapitän Gille als Spielmacher aushelfen, später auch Krzysztof Lijewski, der wie sein Bruder Marcin nach einmonatiger Verletzungspause sein Comeback geben konnte. Fast notgedrungen fanden die Hamburger über die (Sechs-null-)Abwehr ins Spiel - und das sehr schnell. Nach acht Minuten führten die Gäste bereits mit 5:1, nach 20 Minuten wuchs die Führung auf 11:6 - und die allgemeine Flensburger Verunsicherung mit jedem Wurf, den HSV-Torwart Johannes Bitter entschärfen konnte (19 insgesamt).

Zur zweiten Halbzeit tauschte Schwalb sein weißes gegen ein schwarzes Poloshirt - und sein Team schien die Souveränität abgelegt zu haben. Wahlweise scheiterte man nun an den eigenen Nerven (bei leichten Ballverlusten) oder am glänzenden SG-Torwart Dan Beutler. Das 17:16 durch Per Carlen war die erste SG-Führung (41.). Doch am Ende war es Bitter, der den ersten Sieg in der Hölle Nord festhielt.

Wären noch die Schiedsrichter zu erwähnen. Dass es sich um die Spanier Gregorio Muro und Alfonso Rodriguez handelte, war erst unmittelbar vor Spielbeginn bekannt gegeben worden. Eine neue Maßnahme in der Champions League, um Einflussnahme zu unterbinden. Das Gespann fiel kaum auf - außer durch konsequente Entscheidungen. So kann Handball Spaß machen.

Tore, Flensburg: Carlen 8, Boesen 5 (2 Siebenmeter), Mogensen 4, Knudsen 3, Svan Hansen 2, Christiansen 2, Heinl 1; Hamburg: B. Gille 5, M. Lijewski 5, Lindberg 5 (2), Lackovic 4, Jansen 3 (1), Niemeyer 2, K. Lijewski 2, Hens 1, Torgowanow 1. Schiedsrichter: Muro/Rodriguez (Spanien). Zuschauer: 6000. Zeitstrafen: 7; 6.