Die Schatten der Korruptionskrise im Handball haben Blazenko Lackovic auch in seine Heimat verfolgt. “In Kroatien wird viel darüber geredet und...

Hamburg. Die Schatten der Korruptionskrise im Handball haben Blazenko Lackovic auch in seine Heimat verfolgt. "In Kroatien wird viel darüber geredet und geschrieben", berichtet der HSV-Star nach seiner Rückkehr aus Osijek, wo er am Sonnabend mit der Nationalmannschaft das EM-Qualifikationsspiel gegen Griechenland mit 32:20 gewann: "Die Leute können es kaum glauben, dass das bei einem Verein wie dem THW Kiel passieren kann."

Lackovic will es selbst nicht glauben, obwohl er der Leidtragende gewesen wäre in jenem fragwürdigen Champions-League-Finalrückspiel 2007, das er mit der SG Flensburg-Handewitt in Kiel mit 27:29 verlor. Er fühlt sich nicht betrogen, jedenfalls so lange, wie die Manipulationsvorwürfe nicht bewiesen sind. Er hofft, dass das alles nicht wahr ist, auch wenn ihm sein ominöser Landsmann Nenad Volarevic, der den Schiedsrichtern das Bestechungsgeld überbracht haben soll, bisher vor allem als Versicherungsmann und jedenfalls nicht als Spielervermittler bekannt war, als der er sich ausgab.

"Für den Handball wäre das alles eine Katastrophe", sagt Lackovic. Er wird die Nebengeräusche ausblenden müssen heute Abend, wenn er mit dem HSV im Hinspiel des Champions-League-Viertelfinales bei seinem alten Verein aufläuft (20.15 Uhr/Eurosport), und das wird schwer genug. Lackovic ist zum ersten Mal in Flensburg, seit er und sein befreundeter Teamkollege Marcin Lijewski im vergangenen Sommer, ein Jahr vor Ablauf ihrer Vertragslaufzeit, nach Hamburg wechselten. "Das war der beste Schritt meiner Karriere", sagt der Vizeweltmeister heute, "ich habe hier ein neues Niveau erreicht." Das Spielsystem komme ihm entgegen und auch die Art von Martin Schwalb, dem Trainer: "Er ist immer positiv und versteht es dich aufzurichten, wenn es mal nicht so läuft."

Nicht alle in Flensburg haben ihm und Lijewski den Vereinswechsel verziehen, zumal es für die SG ohne die beiden nicht gut läuft in dieser Saison. Als Verräter und Söldner wurden sie in Fan-Foren gebrandmarkt. "Das wird emotional nicht einfach", sagt Lijewski (31). Sechs Jahre hat der polnische Linkshänder für die SG gespielt, wurde Meister und dreimal Pokalsieger. Er sagt: "Es war eine sehr gute Zeit, aber ich brauchte den Wechsel." Heute will Lijewski nach fast fünfwöchiger Verletzungspause sein Comeback geben, und vielleicht reicht es sogar für einen Einsatz seines Bruders Krzysztof, der sich Ende Februar im Sprunggelenk verletzt hatte.

Überhaupt sind die Wunden in Flensburg längst geheilt. Fynn Holpert, der SG-Manager, geht davon aus, dass es beim Empfang der beiden Abtrünnigen gesittet zugehen wird: "Die Ultras haben bei uns ja ohnehin Hallenverbot." Der Handball hat derzeit wahrlich andere Probleme.

Wer heute die Partie leitet, werden die Beteiligten frühestens zwei Stunden vor Anpfiff erfahren. Der europäische Verband EHF, der künftig auch Anreise, Unterbringung und Betreuung der Schiedsrichter übernimmt, will mit dieser vertrauensbildenden Maßnahme die Möglichkeiten der Einflussnahme unterbinden. HSV-Geschäftsführer Peter Krebs begrüßte den Schritt: "Er setzt um, was wir gefordert haben, um einem Generalverdacht gegen den Handball zuvorzukommen."