Verhandlungen um das Gehalt bei “Manchester City“ verzögern den Wechsel – und die Suche nach dem Nachfolger.
Er ist sich seiner Sache sicher. Und das demonstriert er. Ohne den Hauch von Beunruhigung schlenderte Nigel de Jong gestern zum Training, absolvierte die Übungseinheit, als würde ihn nichts ablenken. Schon beim Bundesliga-Pokerturnier im November 2008 hatte er geglänzt und sein Pokerface aufgesetzt wie jetzt. Denn, da ist sich Landsmann und Trainer Martin Jol sicher, die Fassade täuscht. "Nigel hat hier eine so gute Rolle gespielt, dass ihn die Situation sehr wohl beschäftigt".
Fürwahr. Genau genommen sogar bis spät in die Nacht. Ständig telefonisch mit seinem Berater Rodger Linse verbunden, pokerte der 2006 für 1,5 Millionen Euro zum HSV gewechselte holländische Nationalspieler mit seinem künftigen Arbeitgeber Manchester City um letzte Vertragsdetails. Und während beide Vereine schon seit Tagen mit knapp 19 Millionen Euro als Ablösesumme Einigung erzielt hatten, stand selbige bei de Jong und "ManCity" noch aus. Neben der fraglichen Laufzeit des Vertrages sollen die Engländer vier Millionen Euro Jahresgehalt (netto) geboten haben, während der defensive Mittelfeldspieler rund fünf Millionen Euro netto fordert und sein bisheriges Gehalt damit mehr als verdreifachen würde. "Ich glaube, für ihn ist die größte Herausforderung trotzdem eher die Tatsache, in der Premier League spielen zu können", sagt Martin Jol, der sich und seinen Verein vor der Aufgabe sieht, eine neue "Nummer sechs" für den gerade wieder genesenen Führungsspieler suchen zu müssen. "Ich könnte mir vorstellen, dass wir insgesamt nicht nur eine Position ergänzen sondern zwei oder drei Leute holen. Das ist zumindest unser Plan", sagt der HSV-Trainer.
Video: Dietmar Beiersdorfer zum bevorstehenden Wechsel von Nigel de Jong zu Manchester City
Zumal sich die Alternativen in Grenzen halten. Für Ex-HSV-Trainer Thomas Doll gibt es sogar keinen adäquaten Ersatz: "Nigel ist schon ein herber Verlust. Zusammen mit David Jarolim waren die beiden schon mit das Beste in der Liga. Das würde keine Bundesliga-Mannschaft mal eben so kompensieren." Zumal durch die Umfunktionierung von Alex Silva zum defensiven Mittelfeldspieler in der Innenvereidigung nur zwei Spieler (Bastian Reinhardt und Joris Mathijsen) zur Verfügung stehen. "Daher kann die erste Alternative ja eigentlich nur Collin Benjamin sein, sofern Guy Demel in der Viererkette außen benötigt wird. Ansonsten ist auch Guy einer", so Doll weiter, "aber ich bin mir sicher, dass der HSV noch etwas auf der ‚Sechs’ machen wird."
Davon gehen alle aus. Planspiele, den Verlust de Jongs aus dem eigenen Spielerkader aufzufangen, spielen eine eher untergeordnete Rolle. Stattdessen werden immer neue Namen in die Runde geworfen und alte ausgeschlossen, wie jetzt Mark van Bommel. Der Niederländer des FC Bayern spielt(e) zwar für Jol eine starke Rolle, gilt aber intern als ausgeschlossen. Das zu hohe Gehalt sowie mangelnde sportliche Perspektive bei dem inzwischen 31-Jährigen seien nicht mit der Vereinsphilosophie vereinbar, heißt es.
Heiße Kandidaten sind der Holländer Demy de Zeeuw (Alkmaar), an dem der HSV schon vor der Saison stark interessiert war, sowie der Belgier Steven Defour (Standard Lüttich). Dagegen fast sicher, so glauben es belgische Medien, ist der Transfer des serbischen Angreifers Milan Jovanovic, ebenfalls von Standard Lüttich, an dem auch Hoffenheim Interesse zeigte. "Es stimmt", so Berater Thorsten Weck, "Milan hat mehrere Interessenten. Aber der HSV ist schon der Verein, wo er sich sehen könnte." Empfehlungen hatte dem 27-Jährigen übrigens Ivica Olic ausgesprochen. "Die beiden kennen sich und Ivica hat ihm den HSV sehr positiv dargestellt", so Weck weiter, "aber noch ist nichts offiziell." Im Raum steht eine Ablösesumme von rund sieben Millionen Euro. Beiersdorfer ausweichend:"Klar ist, wir haben uns intern besprochen und haben klare Vorstellungen." Eben nur noch nicht die Millionen aus dem de-Jong-Transfer.