Der Premier-League-Klub aus Manchester gilt als reichster Verein der Welt - kommt im Gegenzug der Hannoveraner nach Hamburg?

La Manga. HSV-Trainer Martin Jol wirkte mürrisch, als er nach dem Training in den Mannschaftsbus stieg. Warum ihm die Laune verhagelt war, ließ er mit einem Satz deutlich werden: "Was für ein schönes Geburtstagsgeschenk." Damit meinte der nun 53-jährige Coach nicht die Torte, die ihm beim Frühstück überreicht worden war, auch nicht des Ständchen, das ihm von der Mannschaft gebracht worden war. Er meinte Nigel de Jong. Der Mittelfeldspieler hat ein Angebot von Manchester City und steht vor dem Absprung. Es geht um Millionen. 15 sollen die Engländer geboten haben, jetzt wird gepokert. Letztlich könnte es um 20 Millionen Euro gehen.

Es ist wie so oft. Auf der einen Seite steht eine Millionen-Einnahme, das Geld, das den HSV wieder handlungsfähig auf dem Transfermarkt macht. Auf der anderen Seite aber der Verlust eines äußerst wertvollen Spielers. "Es ist richtig, dass Manchester City an uns herangetreten ist, sie haben Interesse an Nigel de Jong signalisiert", bestätigte Sportchef Dietmar Beiersdorfer. Der HSV muss nun abwägen. Und de Jong natürlich auch. Schlägt das Geld den Sport?

Manchester City steht derzeit in England auf dem 15. Tabellenplatz, zwei Punkte vor der Abstiegszone. Was den Klub aber so interessant macht: City ist im Besitz eines Investmentunternehmens aus dem Scheichtum Abu Dhabi, für das Geld nicht wirklich eine Rolle spielt. Für den Brasilianer Kaka (AC Mailand) haben sie zum Beispiel 110 Millionen Euro geboten. Manchester City gilt im Moment als reichster Verein der Welt, und er hat große Ziele. Für die sich - naturgemäß - auch de Jong nun brennend interessiert. Der 24-jährige sagt: "Manchester City ist einer der größten Klubs in Europa, ein Kultverein in England, die planen große Sachen. Das höre ich mir jetzt an. Man sollte sich immer anhören, wenn einem ein anderer Klub ein Angebot macht. Und ich habe immer gesagt, dass ich andere Länder kennen lernen möchte."

Der niederländische Nationalspieler betont aber auch: "Ich bin HSV-Profi, ich spiele für den HSV, ich fühle mich wohl beim HSV, meine Familie fühlt sich wohl in Hamburg - aber man kennt ja dieses Karussell im Fußball, das gehört dazu. Heute ist man als Spieler heiß und interessant, morgen aber kennt einen keiner mehr, das geht immer sehr schnell. Ich sehe mir jetzt in Ruhe an, ob sich die Klubs und mein Berater einigen, und dann werde ich mich entscheiden." Bei Manchester würde er mit dem ehemaligen HSV-Profi Vincent Kompany zusammenspielen.

Der HSV würde im Falle eines Wechsels zwar sportlich leiden, hätte aber auch Millionen zur Verfügung, um sich noch einmal zu verstärken. Zwei oder drei Profis könnten von einer Summe zwischen 15 und 20 Millionen Euro verpflichtet werden. Ideal für Trainer Martin Jol, der den HSV-Kader personell gern aufrüsten möchte. Wer aber könnte nach Hamburg geholt werden? Bei Hannover 96 spielt im Mittelfeld der Ungar Szabolcs Huszti, und der 25-jährige Nationalspieler gilt als abwanderungswillig, sein Vertrag endet im Sommer. Bis zu zwei Millionen würde Huszti bei einem vorzeitigen Wechsel zur Rückrunde wohl kosten, obwohl ihn 96 nur ungern ziehen lassen würde. Huszti aber, so heißt es an der Leine, spielt da, wo die "Marie" spielt - sprich Euro.

Ein interessanter Name ist auch der frühere Schalker Christian Poulsen, der über Sevilla bei Juventus Turin landete. Der 28-jährige Däne (1,82 m groß) gilt als "harter Hund", der als Abräumer im Mittelfeld groß geworden ist. Und er ist sicher einer, der die De-Jong-Rolle nahtlos übernehmen könnte. Der Haken: Poulsen kostet rund zehn Millionen Euro Ablöse. Da wäre Mark van Bommel schon preisgünstiger. Der 31 Jahre alte Niederländer wartet seit Wochen vergeblich auf ein gutes Angebot des FC Bayern, dessen Kapitän er ist. Sein Vertrag in München läuft am 30. Juni aus. Da geht doch was.