Die Europäische Handball-Föderation (EHF) in Wien hat sich jetzt in die Recherchen um angeblich manipulierte Europapokalspiele eingeschaltet. Für...
Hamburg. Die Europäische Handball-Föderation (EHF) in Wien hat sich jetzt in die Recherchen um angeblich manipulierte Europapokalspiele eingeschaltet. Für heute kündigte der Verband die Ergebnisse einer Untersuchung des Champions-League-Finales 2007 zwischen dem THW Kiel und der SG Flensburg-Handewitt an. Die siegreichen Kieler sollen im Rückspiel die beiden polnischen Schiedsrichter für 96 000 Euro gekauft haben. Die Staatsanwaltschaft Kiel ermittelt seit zehn Tagen in diesem Fall gegen THW-Manager Uwe Schwenker und den ehemaligen Kieler Trainer Zvonimir Serdarusic. Beide bestreiten die Vorwürfe. Der Klub hat inzwischen Anzeige wegen Verleumdung erstattet. Schwenker ist nach einem kurzen Urlaub wieder beim THW im Amt.
Nach Informationen von NDR Info interessieren sich die Kieler Staatsanwälte in dieser Affäre jetzt für einen gewissen Nenad V., ehemals Präsident eines kroatischen Handball-Erstligavereins und im Hauptberuf Niederlassungsleiter einer Versicherung in der Hauptstadt Zagreb. Nenad V. soll, so der Sender, mit Serdarusic befreundet und häufig bei internationalen Handballspielen gesehen worden sein. Diese Verbindung könnte deshalb an Bedeutung gewinnen, weil ein Teil der angeblichen Bestechungssumme, 45 000 Euro, auf das Konto eines "angeblichen kroatischen Spielerberaters in Zagreb" gegangen sei. Das hatte "Der Spiegel" vor einer Woche berichtet. Bei ihren Vernehmungen, so NDR Info, fragen die Staatsanwälte intensiv nach der Rolle von Nenad V.
Neben den Vorwürfen gegen den THW Kiel müssen sich die Verbände seit vergangenem Freitag auch mit den deutschen Spitzen-Schiedsrichtern Frank Lemme und Bernd Ullrich (beide 46) aus Magdeburg befassen. Sie sollen sich beim Europapokalfinale 2006 zwischen Medwedi Tschechow und BM Valladolid (Spanien) von den Russen mit 50 000 Dollar bestechen lassen haben. Das Geld fand der Zoll am Moskauer Flughafen in der Sporttasche Ullrichs. "Wir sind reingelegt worden. Wir haben nie ein Spiel verschoben", sagte Ullrich. Der Deutsche Handball-Bund (DHB) hat Lemme und Ullrich trotz dieser Unschuldsbeteuerungen vorerst vom Bundesliga-Spielbetrieb suspendiert. Das gab der Verband gestern Abend nach einer zweistündigen Anhörung der beiden Schiedsrichter in Dortmund bekannt.
Valladolid fordert unterdessen Schadenersatz und den nachträglichen Gewinn des Europapokals. Die EHF hat für diesen Fall ebenfalls eine Untersuchung angekündigt. "In dem Finale gab es keine Auffälligkeiten. Alles lief korrekt", sagte Ullrich.