Der ehemalige Bundesligaprofi Erdal Keser sitzt heute im Stadion, wenn sein früherer Arbeitgeber Galatasaray Istanbul auf den HSV trifft. Für das Abendblatt unterzieht er die Kontrahenten einem Direktvergleich. Hier sehen Sie Bilder von den möglichen Aufstellungen. Galatasaray ist da - eine Stadt im Ausnahmezustand.

Hamburg. Natürlich wird er sich dieses Spiel nicht entgehen lassen. Wenn der HSV heute gegen Galatasaray Istanbul um den Einzug ins Uefa-Cup-Viertelfinale kämpft, wird Erdal Keser auf der Tribüne sitzen.

Der 47-Jährige, heute als Technischer Direktor des türkischen Verbands mit Sitz in Köln für die Talentsuche in Europa zuständig, spielte von 1984-85 und 1989-95 für Galatasaray, war dort 2005/ 06 auch als Co-Trainer aktiv. In der Bundesliga machte sich Keser als Profi für Borussia Dortmund einen Namen (1980-84, 86-87).

Für das Abendblatt nahm Keser die Mannschaftsteile beider Klubs unter die Lupe und kommt zu dem Ergebnis: "Noch vor zwei Monaten wäre der HSV im Vorteil gewesen, aber jetzt ist Galatasaray für mich favorisiert. Ich tippe auf einen 2:1-Auswärtssieg."

Abwehr: "Die Torhüter Frank Rost und Morgan de Sanctis befinden sich in etwa auf einem Niveau. De Sanctis, der zum Kreis der italienischen Nationalmannschaft gehört, hat sich in Istanbul durchgesetzt, zeigte gute Reaktionen, Rost stellt in Hamburg seine Qualitäten konstant unter Beweis.

Problematisch für Galatasaray ist natürlich, dass die neu formierte Defensive nicht eingespielt ist und nach dem Abgang von Meira sowie den Verletzungen von Emre Güngör und Servet Cetin drei Eckpfeiler fehlen. Da könnte die Abstimmung fehlen. Aber auch die HSV-Abwehr konnte zuletzt ja nicht überzeugen und hat mehr Tore kassiert."

Mittelfeld: "Das Prunkstück von Galatasaray ist ganz klar das Mittelfeld, auch wenn Mehmet Topal wegen einer Schulter-Operation fehlt. Lincoln ist der Dreh- und Angelpunkt des Spiels, er ist mindestens 50 Prozent besser als in der vergangenen Saison. Auch Kapitän Ayhan Akman gehört zu den Leistungsträgern. Über die Außen versuchen die trickreichen Kewell und Arda, die gerne mal ihre Positionen wechseln, in die gegnerische Zone vorzustoßen. Beim HSV-Mittelfeld gefallen mir besonders Piotr Trochowski, wirklich ein außergewöhnlicher Fußballer, der ein Spiel lenken kann, sowie David Jarolim mit seinem Einsatz. Trotzdem halte ich das Galatasaray-Mittelfeld für stärker.

Angriff: "Nonda als Ersatz für den gesperrten Milan Baros ist ein beweglicher, schneller Stürmer, kein Kopfbal-Ungeheuer, aber ein Strafraumspieler. Noch vor zwei Wochen hätte ich den HSV in diesem Bereich, gerade mit Mladen Petric, vorne gesehen, aber mit den verlorenen Spielen ist das Selbstvertrauen ein wenig geschwunden. Remis."

Kesers Fazit: "Galatasarays Stärke im Mittelfeld wird den Ausschlag geben, auch wenn der HSV im Abwehrbereich leicht im Plus ist. Der Kader Galatasarays ist sowieso der stärkste in der Türkei, doch unter Michael Skibbe leistete sich die Mannschaft gerade gegen schwächere Teams einige Leichtsinnigkeiten, unterschätzte den Gegner. Dieses Manko ist seit dem Trainerwechsel unter Bülent Korkmaz beseitigt worden. Die Formkurve zeigt eindeutig nach oben, die Spieler haben neue zuletzt neue Motivation geschöpft."