Es war einer der angenehmen Abende in diesen turbulenten Tagen für Uwe Schwenker, den Manager des THW Kiel. Beirat und Gesellschafter des deutschen...

Kiel. Es war einer der angenehmen Abende in diesen turbulenten Tagen für Uwe Schwenker, den Manager des THW Kiel. Beirat und Gesellschafter des deutschen Handball-Rekordmeisters wiesen nach zweieinhalb Stunden Diskussion alle Vorwürfe gegen den Klub zurück und sprachen Schwenker ihr Vertrauen aus. Den Kielern, vor allem Schwenker und dem ehemaligen THW-Trainer Zvonimir "Noka" Serdarusic, wird vorgeworfen, in der Champions League Schiedsrichter bestochen zu haben. Es seien weiter keine belastbaren Fakten bekannt, die diese Gerüchte bestätigten, heißt es in der Erklärung des THW. Auch Hauptsponsor Provinzial bleibt am Ball. "Die Unschuldsvermutung besteht", sagte Günther Jesumann, der Sprecher der Versicherungsgruppe, der Deutschen Presse-Agentur, "das Sponsoring stellen wir auf den Prüfstand, wenn sich Beweise ergeben."

Um die bemüht sich die Kieler Staatsanwaltschaft "mit Hochdruck", wie Oberstaatsanwalt Uwe Wick sagte. Bis zu drei Staatsanwälte arbeiteten an dem Fall. Die Behörde ermittelt gegen Schwenker wegen Untreue und gegen Serdarusic wegen Beihilfe zur Untreue. Ein möglicher Kronzeuge der Affäre könnte der Däne Jesper Nielsen werden, einer der Gesellschafter des Bundesliga-Konkurrenten Rhein-Neckar Löwen. Nielsen wurde gestern vernommen. Er hatte behauptet, Serdarusic habe in Gesprächen mit den Rhein-Neckar Löwen, deren Trainer er ab 1. Juli werden wollte, Dokumente und Kontoauszüge vorgelegt, "die den THW belasten". Zudem habe Schwenker, so Nielsen, ihm gegenüber während der Handball-WM im Januar in Kroatien eingeräumt, "dass es Manipulationen gegeben hat". Schwenker bestreitet dies. Es sei nur über Gerüchte geredet worden.

Mannschaft und Coach des THW stehen hinter Schwenker. "Ich glaube Uwe", sagte Trainer Alfred Gislason dem Abendblatt, "die Anschuldigungen ergeben keinen Sinn. Wir haben alle unser Hobby zum Beruf gemacht und streben nach dem größtmöglichen Erfolg. Für den arbeiten wir hart. Worin sollte der Reiz bestehen, Erfolge zu kaufen? Über solche Siege kann sich niemand freuen." Die Mannschaft, so Gislason, gehe mit den Verdächtigungen professionell um: "Natürlich ist das ein ständiges Thema, dennoch haben sich bisher alle auf das Training und die Spiele konzentrieren können." Vor dem Pokal-Viertelfinale heute in Wetzlar und dem Bundesliga-Hit am Sonnabend beim HSV, so Gislason, bereiteten ihm die vielen Verletzten und Kranken im Team größere Sorgen. Was den Isländer bei der Affäre am meisten stört, "ist jedoch die Scheinheiligkeit, mit der hier einige auftreten. Da beklagen Manager und Präsidenten den Imageschaden für den Handball, der entstanden sei, und im Hintergrund schüren sie munter eine Kampagne gegen den THW."

Die SG Flensburg-Handewitt, Gegner Kiels im inkriminierten Champions-League-Finale 2007, hat inzwischen Regressforderungen angekündigt, falls sich die Vorwürfe gegen den THW bestätigen sollten. Die Europäische Handball-Föderation stellt sich auf weitere Ermittlungen ein. "Sobald Fakten der Staatsanwaltschaft vorliegen, gehen wir an die Arbeit", sagte Generalsekretär Michael Wiederer.