Am Donnerstag empfängt der Hamburger SV im Uefa Cup-Achtelfinale Galatasaray Istanbul. In Hamburg und Umgebung leben mehr als 60.000 Türken, einige von ihnen spielen beim HSV oder trainieren Jugendmannschaften bei den Rothosen. Wem werden diese zum größten Teil in Hamburg geborenen Türken am Donnerstag die Daumen drücken? Das Abendblatt hat beim HSV nachgefragt.

Hamburg. Nachgedacht hat Fahri Akyol (19) schon, aber was er anziehen wird, weiß er noch nicht. Damals, als Galatasaray das letzte Mal in Deutschland spielte, war es einfach. Akyol ging im Galatasaray-Trikot ins Berliner Olympiastadion und feuerte mit den anderen rund 40.000 Türken den Istanbuler Fußballklub an. "Galata-Goal-Goal-Goal" und "Sari krimizi en büjük Cimbom" schrien sie, was so viel heißt wie "Gelb und Rot, sei gegrüßt, Galatasaray".

Damals ist gar nicht so lange her. Es war der 3. Dezember 2008, und Galatasaray Istanbul spielte in der Zwischenrunde des Uefa-Cups gegen Hertha BSC. Jetzt ist die Situation eine andere. Am Donnerstag gastiert Galatasaray Istanbul in der Nordbak-Arena und trifft auf den Hamburger SV. Fahri Akyol spielt für den HSV. Der in Hamburg geborene Innenverteidiger ist mit den A-Junioren in der Bundesliga Nord aktiv.

Auch für seinen Trainer Soner Uysal (31) ist die Achtelfinal-Begegnung eine besondere. Der in Deutschland geborene Uysal hat türkische Wurzeln und steht seit 13 Jahren in den Diensten des Hamburger SV. Als die Hanseaten das letzte Mal auf einen türkischen Verein trafen, war Uysal Angreifer beim HSV. Das war 1997, damals besiegte der HSV den türkischen Erstligisten Samsunspor mit 3:1 im UI-Cup. In den folgenden zwölf Jahren traf der HSV kein weiteres Mal auf eine türkische Mannschaft. Klar, dass jetzt im Vorfeld der Partie gegen Galatasaray die Stimmung unter den in Hamburg lebenden Türken besonders angeregt ist.

"Mit so vielen Türken wie in den letzten Tagen habe ich noch nie telefoniert. Und alle wollen sie zehn bis 20 Karten für das Spiel haben", so Uysal. Der A-Junioren-Trainer freut sich auf diese Begegnung der besonderen Art. Mit Rodolfo Cardoso - dem ehemaligen HSV-Spieler und heutigem Trainer der HSV-Amateure - wird Uysal ins Stadion gehen. Uysal ließ verkünden, dass er den Rothosen die Daumen drücken werde.

B-Jugendliche sind für den HSV Zaghaft gibt er zu, dass es keine leichte Partie werden würde. Er zögert noch einen Augenblick und ergänzt, dass er am liebsten ein Unentschieden sehen würde. Im gleichen Atemzug revidiert er sich und weiß, dass ein Remis im Hinspiel zwar möglich ist, aber keinem Team weiterhilft. "Nur eine der beiden Mannschaften kann den Sprung ins Viertelfinale schaffen. Ich lege mich auf den HSV fest", sagt Hayder Cekirdek (17). Auch sein Zwillingsbruder Volkan (17) stimmt ihm zu: "Ich will ein gutes Spiel und den HSV gewinnen sehen." Die beiden haben türkische Eltern, die mit Galatasaray sympathisieren. Doch Hayder und Volkan sind in Hamburg geboren und spielen in der B-Jungend des Hamburger SV. Am Donnerstag werden die Zwillinge mit ihrem Teamkollegen Gökay Isitan (17) die Partie im Stadion verfolgen. "Auch meine Familie wird Galatasaray die Daumen drücken, ich bin aber HSVer", so B-Juniorenspieler Isitan.

Mit seinen U-21-Kollegen hat Tunay Torun in den vergangenen Tagen telefoniert oder E-Mails geschrieben. Jedes Mal war die Partie am Donnerstag das Thema. Torun (18) ist türkischer U-21-Spieler und steht im HSV-Profi-Kader unter Vertrag. Im Uefa-Cup kam Torun auf drei Einsätze. Gegen Unirea Urziceni, Ajax Amsterdam und den NEC Nijmegen wurde er jeweils eingewechselt. Wird Torun am Donnerstag wieder eingewechselt werden? "Natürlich hoffe ich, zum Einsatz zu kommen. Aber, wer dabei ist, entscheidet der Trainer", so Torun.

Wechselt HSV-Trainer Martin Jol Torun tatsächlich ein, trifft er möglicherweise auf seine U-21-Mitspieler und Freunde Aydin Yilmaz, Serkan Kurtulus und Alparslan Erdem. Sie verdienen ihr Geld bei Galatasaray Istanbul. "Natürlich ist Galatasaray ein besonderer Gegner. Die Türkei ist mein Heimatland", erklärt der gebürtige Hamburger, der die türkische Liga über die gesamte Saison interessiert verfolgt.

Das geht auch A-Bundesligaspieler Fahri Akyol so. Er denkt noch einmal nach und sagt dann: "Vielleicht gehe ich am Donnerstag in einem Galatasaray-Trikot und mit einer HSV-Mütze ins Stadion." In seiner Brust schlagen zwei Herzen: eins für den HSV und eins für Galatasaray.