Der deutsche Profi sorgt beim Rasenturnier in Westfalen für die Überraschung. Erstmals in seiner Laufbahn bezwingt er den spanischen Topstar.

Halle/Westfalen. Im neunten Anlauf hat es endlich geklappt: Philipp Kohlschreiber hat den Weltranglisten-Zweiten Rafael Nadal geschlagen und damit für eine große Überraschung beim ATP-Turnier im westfälischen Halle gesorgt. Glatt mit 6:3, 6:4 setzte sich der Augsburger gegen den übermächtig erscheinenden elfmaligen Grand-Slam-Champion aus Mallorca durch und zog damit ins Halbfinale des einzigen deutschen Rasenturniers ein.

„Es war ein Weltklassetag für mich“, sagte Kohlschreiber, „ich habe im Prinzip heute nichts falsch gemacht.“ In der Vorschlussrunde trifft der Titelverteidiger nun entweder auf den Tschechen Tomas Brdych oder auf den gebürtigen Hamburger Tommy Haas.

Zuvor hatte der Russe Michail Juschni hat als erster Spieler das Halbfinale erreicht. Der 31. der Weltrangliste bezwang Radek Stepanek (Tschechien) mit 6:4, 4:6, 6:4 und steht damit nach seinem Turniersieg in Zagreb zum zweiten Mal in dieser Saison unter den letzten Vier bei einem ATP-Turnier. Sein Gegner in der Vorschlussrunde ist der sechsmalige Wimbledonsieger Roger Federer. Der Schweizer, der das Turnier in Halle schon fünfmal gewonnen hat, besiegte den aufschlaggewaltigen Milos Raonic aus Kanada mit einiger Mühe 6:7 (5:7), 6:4, 7:6 (7:3).

Die Geschichte des Turniers ist aber so oder so bereits jetzt der Erfolg von Kohlschreiber, der sich auf dem grünen Rasen wie verwandelt gegenüber seiner Zweitrundenpleite auf dem roten Sand von Paris präsentierte. Er hatte allerdings auch deutlich mehr Zeit, sich auf den schnelleren Belag einzustellen als Nadal, der nach seinem siebten French-Open-Sieg in Paris erst am Dienstag in Halle eingetroffen war. „Ich habe mich nicht gut bewegt“, sagte Nadal, „ich bin nicht überrascht über die Niederlage, ich wusste dass es gegen Kohlschreiber schwer wird. Mir fällt die Umstellung auf Rasen nicht so leicht.“

Der 26-Jährige will nun vor dem Beginn des Turniers in Wimbledon am 25. Juni zuhause neue Kräfte sammeln. „Ich fliege jetzt nach Mallorca und werde ein paar Tage nicht trainieren“, sagte der 26-Jährige, „ich habe in den letzten Monaten fast jedes Match bestritten, das möglich war.“

Nadal wirkte am Donnerstag merkwürdig gehemmt, volles Vertrauen in sein Spiel und seine Bewegungen hatte er offenbar noch nicht. Doch auch in Bestform hätte er es gegen Kohlschreiber in der Form vom Donnerstag schwer gehabt. Kohlschreiber gewann 90 Prozent der Punkte, wenn sein erster Aufschlag kam. Er schlug acht Asse und behielt auch die Nerven, als er die einzige kritische Phase im Match zu überstehen hatte.

Im ersten Satz hatte Kohlschreiber schnell mit 3:0 in Front gelegen und brachte den Durchgang sicher nach Hause. Im zweiten Satz allerdings musste er beim Stand von 1:2 bei 0:40 drei Breakbälle abwehren. Es gelang. Das war die Vorentscheidung in der Partie, in der er sonst nicht einen weiteren Breakball erlaubte. Mit seinem Aufschlaggewinn zum 4:3 stellte er dann die Weichen zum Erfolg und nutzte nach 1:25 Stunden den ersten Matchball.