Den 100-Meter-Titel hatte Usain Bolt bei der letzten Weltmeisterschaft quasi verschenkt, jetzt nimmt der Sprintstar aus Jamaica Kurs auf Olympia.

Kingston/Frankfurt/Main. Sprint-Superstar Usain Bolt ist so schnell wie seit dem Olympia-Jahr 2008 nicht mehr in die Saison gestartet. Der Jamaikaner setzte sich mit 9,82 Sekunden beim World-Challenge-Meeting in Kingston gleich an die Spitze der Weltbestenliste über 100 Meter. Auch von zwei Fehlstarts seiner Konkurrenten ließ sich der dreifache Olympiasieger und fünffache Weltmeister nicht verunsichern. „Das ist ein guter Anfang würde ich sagen. Ich fühle mich besser als letztes Jahr, deswegen bin ich definitiv glücklich mit mir“, meinte Bolt.

Der 25-Jährige setzte sich am Samstag (Ortszeit) bei einem Rückenwind von 1 Meter/Sekunden klar vor seinen Landsmännern Michael Frater (10,00) und Lerone Clarke (10,03) durch. Ex-Weltrekordler Asafa Powell hatte sich mit einer Leistenverletzung abgemeldet. Yohan Blake, der nach Bolts WM-Fehlstart bei der WM in Saegu/Südkorea den 100-Meter-Titel geholt hatte, rannte die 200 Meter in starken 19,91 Sekunden.

"Ich glaube nicht, dass meine Technik perfekt war, aber für mein erstes Rennen war es gut“, sagte Bolt, dessen Weltrekord bei 9,58 Sekunden liegt. In der zweiten Hälfte des Sprints spielte er seine gewohnte Stärke aus. "Ich versuche immer, an meinen ersten 40 Metern zu arbeiten, weil die letzten 40 Meter immer der beste Teil meines Rennens sind. Im Laufe der Saison, wenn ich in Form bin und es läuft, dann wird es mit Sicherheit besser werden.“

Selbstbewusstsein demonstrierte Bolt auch mit seinem weißen Rennshirt: Darauf ist er selbst in Jubelpose abgebildet. Bolt und Blake werden sich vor den Sommerspielen in London erst einmal aus dem Weg gehen: Blake, der zuvor mit 9,90 Sekunden die Saisonbestmarke gehalten hatte, bestreitet Rennen in den USA und in der Karibik. Bolt läuft am 25. Mai in Ostrava/Tschechien erstmals in Europa und dann bei den Diamond-League-Meetings in Rom (31. Mai) und Oslo (7. Juni). Neben Bolt und Blake überzeugte in Kingston auch Carmelita Jeter: Die 100-Meter-Weltmeisterin legte mit 10,81 Sekunden ebenfalls einen klasse Saisonstart hin.

Ihrer Topform nähert sich Hammerwurf-Weltrekordlerin Betty Heidler: Die zweimalige Vize-Weltmeisterin aus Frankfurt/Main überzeugte bei den offenen südafrikanischen Meisterschaften in Pretoria im sechsten Versuch mit der Siegesweite von 76,66 Metern. Sie blieb knapp drei Meter unter ihrem Weltrekord (79,42) vom vergangenen Mai in Halle/Saale. Stark zeigte sich auch ihre Clubkollegin Kathrin Klaas mit 75,13 Metern. Die Weltbestenliste führt die Weißrussin Aksana Mijankowa mit 78,19 an.

In die Olympia-Saison gestartet ist Langstrecken-Ass Sabrina Mockenhaupt: Vier Monate nach ihrem Ermüdungsbruch verteidigte die 31-Jährige von der LG Sieg ihren Titel bei den deutschen 10.000-Meter-Meisterschaften in Marburg. Sie setzte sich in 32:24,36 Minuten vor Halbmarathon-Meisterin Simret Restle-Apel aus Kassel (32:41,50) durch. "Simi war stärker als erwartet“, meinte Mockenhaupt. "Ich wollte aber nicht zu viel Tempo machen, denn im Vordergrund hat für mich der Gewinn des Meistertitels gestanden.“

Das Duo erfüllte zugleich die Norm des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) für die Europameisterschaften Ende Juni in Helsinki. Mockenhaupt will nun beim Europacup am 3. Juni in Bilbao/Spanien die Olympia-Norm (31:45) knacken. Bei den Männern verpasste Philipp Pflieger aus Regensburg in 28:45,76 Minuten die EM-Norm um knapp fünf Sekunden.