Das Finale im DFB-Pokal am Sonnabend könnte auch ein Duell ums WM-Tor werden. Werders Sportchef Allofs: “Butt spielt für mich keine Rolle“.

Berlin. Bis zum 5. Mai hatte Jörg Butt ziemlich klare Vorstellungen, was er nach dem 22. Mai machen würde. Urlaub. Weil Rene Adler aber auf die Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika 2010 verzichten muss, fliegt nun eben der Torhüter des FC Bayern München dorthin. Bis zum 5. Mai wäre außerdem das Finale um den DFB-Pokal am Samstag in Berlin (20.00 Uhr im ZDF und im Liveticker auf abendblatt.de) ein Spiel mit zwei Torhütern gewesen, die für ihren Klub um den Titel kämpfen. Nun ist es auch ein Duell: Butt gegen Tim Wiese von Werder Bremen.

„Beide Mannschaften haben hervorragende Torhüter“, sagte Bundestrainer Joachim Löw über die Pokal-Finalisten, ehe er mit der Nationalmannschaft das Flugzeug zum Regenerations-Trainingslager auf Sizilien bestieg. Er hat Butt für Adler nominiert - dabei allerdings überraschend zu verstehen gegeben, dass Butt keineswegs als Nummer drei berufen wurde. Der Nachrücker soll in der Tat die Gelegenheit bekommen, Manuel Neuer von Schalke 04 oder Wiese den Stamplatz im Tor streitig zu machen.

Butt ist gerade deutscher Meister geworden, nach dem Endspiel in Berlin spielt er auch noch das Finale der Champions League am 22. Mai in Madrid gegen Inter Mailand. Zwei gute Gelegenheiten, Werbung in eigener Sache zu betreiben. Butt sagt, er mache sich „keine Gedanken darüber“, wer am Sonnabend „auf der anderen Seite steht“. Er glaubt: „Alle drei Torhüter haben eine sehr, sehr gute Saison gespielt.“ Er als Spieler des FC Bayern habe aber in der Champions League gezeigt, dass er „auf höchstem Niveau dem Druck standhalten“ könne.

In Bremen wirken sie wegen des zuvor unsichtbaren Dritten ein bisschen nervös. Wiese beklagte sich gerade noch, er habe ja keine Lobby, da sprang ihm vor dem Endspiel im Olympiastadion Klaus Allofs zur Seite. Wer bei der WM im Tor stehe, behauptete der Sportdirektor von Werder, das „hängt nicht von diesem Endspiel ab, das wäre doch Wahnsinn.“ Und er ergänzte: „Wenn man bis jetzt nicht weiß, was die Torhüter können, ist es sowieso zu spät.“ Und außerdem: Was nun die Nummer eins angehe, „spielt Butt für mich eh keine Rolle“.

Für Allofs vielleicht nicht. Für Löw und Bundestorwarttrainer Andreas Köpke offensichtlich schon. „Es macht ja keinen Sinn, eine Reihenfolge festzulegen, ehe wir nicht alle Spieler beisammen haben. Butt und Wiese spielen das Pokalfinale, das müssen wir sowieso noch abwarten. Wenn wir alle beisammen haben und uns sicher sind, werden wir uns festlegen“, sagte Köpke. Die drei Torhüter werden allerdings erst beim Trainingslager in Südtirol aufeinandertreffen, wohin Butt nach dem Champions-League-Endspiel nachreisen wird.

Einstweilen zählen die Eindrücke der abgelaufenen Bundesliga-Saison. Butt wie Wiese wird eine gute Saison bescheinigt, wobei das beim 35 Jahre alten Butt weniger auffiel als beim spektakulärer agierenden 28 Jahre alten Wiese. Was die nackten Zahlen angeht, hat der ältere die Nase sogar ein wenig vorn: Laut Impire-Datenbank kassierte Butt nur alle 106 Minuten einen Gegentreffer (Wiese 79), er parierte 79 Prozent der Schüsse auf sein Tor (Wiese 73) und er hielt von diesen Schüssen 47 Prozent sogar fest (Wiese 38 Prozent).