Der Ersatztorwart hatte in der Nacht zum Sonntag bei einem blutigen Streit in einer Wolfsburger Diskothek Stichverletzungen erlitten.
Wolfsburg. Torhüter André Lenz vom VfL Wolfsburg hat den blutigen Disco-Streit einigermaßen glimpflich überstanden. Nach einer Notoperation konnte der 36 Jahre alte Familienvater inzwischen seine Frau Heike, Tochter Amy, Freunde und Bekannte im Klinikum Wolfsburg empfangen. „Er liegt nicht mehr auf der Intensivstation, und es besteht keine Lebensgefahr“, hieß es. Auch VfL-Manager Dieter Hoeneß besuchte den Fußball-Profi, der bei dem weiterhin ungeklärten Zwischenfall in der Nacht zum Sonntag schwere Stichverletzungen an der Seite erlitten hatte. Die Polizei, die wegen versuchten Totschlags ermittelt, setzte am Montag eine aus 15 Beamten bestehende Sonderkommission ein.
„Wir haben eine Reihe von Zeugen vernommen und werten derzeit noch Spuren aus. Es gibt unterschiedliche Zeugenaussagen“, erklärte Polizeisprecher Sven-Marco Claus. „Das Bild ist sehr diffus“, sagte auch VfL-Pressechef Gerd Voss. Der Bundesligist kooperiert nach eigenen Angaben bei den Ermittlungen zu dem Vorfall, der auch die Suche nach einem neuen Trainer in den Hintergrund rückte. Dennoch will der Meister von 2009 möglichst schnell einen Nachfolger für Interimscoach Lorenz-Günther Köstner verpflichten, dessen Engagement am Samstag mit einem 3:1-Sieg gegen Eintracht Frankfurt zu Ende ging.
Ein Großteil der VfL-Mannschaft feierte danach bei einer „Model- Nacht“ des Party-Königs Michael Ammer im Club Esplanade in der Innenstadt den gelungenen Saisonausklang. Rund 250 Gäste hielten sich in der Diskothek auf, als dort kurz nach 02.00 Uhr nachts eine Schlägerei ausbrach. Esplanade-Besitzer Jan Schroeder warf den Profis vor, Auslöser des Streits gewesen zu sein. „Einige VfL-Spieler haben die Gäste provoziert“, wird Schröder in mehreren Zeitungen zitiert. Die Spieler sollen Eiswürfel und Zigaretten auf die Tanzfläche geworfen haben. „Auch dazu gibt es unterschiedliche Aussagen“, sagte Polizeisprecher Claus. Bei dem Streit waren noch drei andere Disco- Besucher im Alter zwischen 24 und 33 Jahren verletzt worden. Polizei und Verein wiesen mit Nachdruck in Wolfsburg kursierende Gerüchte zurück, außer Lenz seien noch mehrere Spieler verletzt worden. Nach VfL-Angaben wollte der als ruhiger Typ geltende Lenz „offenbar schlichtend“ in einen Streit von anderen Besuchern eingreifen.
In der gerade beendeten Saison kam der Schlussmann, der seit 2004 für die Wolfsburger spielt, zu acht Einsätzen in der Bundesliga. Vor dem Klinikum Wolfsburg warteten am Montag mehrere Kamerateams auf eine Erklärung von Lenz. Dazu sah sich der Verletzte nach Angaben des Krankenhauses aber noch nicht in der Lage. „Wir bedauern den Vorfall zutiefst“, erklärte VfL-Manager Dieter Hoeneß. „André ist in der Mannschaft ein sehr angesehener Spieler. Wir sind natürlich froh, dass es ihm genau wie den drei anderen Verletzten den Umständen entsprechend gut geht. Es hätte auch schlimmer ausgehen können“, fügte Hoeneß hinzu.