Kampen. Sylts Bürgermeister Nikolas Häckel kritisierte am Sonnabend die Aktivisten für die Aktion auf seiner Insel scharf.
Erneut haben Aktivisten der Letzten Generation eine Farbattacke auf Sylt verübt. Dieses Mal traf es die Boutique Gallery Michael Meyer sowie den Edel-Juwelier Wempe auf der Luxusmeile Störnwai in Kampen. Die Gruppe setzte dabei auf ihre altbewährte Methode: Aus Feuerlöschern und Eimern sprühten und schütteten sie knallig orange Warnfarbe auf die beiden Nobelgeschäfte. Damit wollen sie auf Überkonsum und Verschwendung aufmerksam machen, heißt es in einer Mitteilung der Letzten Generation.
Wie eine Sprecherin der zuständigen Polizeidirektion Flensburg mitteilte, haben mehrere Personen die Außenmauern, das Dach sowie Fenster der Edelboutique mit orangener Farbe beschmiert. Die Polizei wurde gegen 12 Uhr gerufen.
Vier der Beteiligten sollen sich vor dem Eingang des Geschäfts festgeklebt haben. Beamte lösten die Hände der Aktivisten vom Boden, verletzt wurde der Mitteilung zufolge niemand.
Sechs mutmaßliche Aktivisten im Alter zwischen 21 und 63 Jahren kamen laut Polizei in Gewahrsam, wurden aber wenig später wieder entlassen. Sie mussten in Begleitung von Beamten die Insel verlassen und erhielten zudem ein zweiwöchiges Aufenthaltsverbot auf der Insel.
Letzte Generation: Erneut verüben Aktivisten Farbattacke auf Ferieninsel Sylt
Es ist die dritte Farbattacke, die die Aktivisten in den zurückliegenden zwei Wochen auf der beliebten Ferieninsel verübt haben. So hatte die Letzte Generation in der vergangenen Woche einen Privatjet auf dem Sylter Flughafen besprüht und kurz darauf die Bar des Luxushotels Miramar beschmiert. Erst am Mittwoch „renaturierten“ sie einen Golfplatz auf der Insel.
Bei der jüngsten Aktion in Kampen gab es nun auch einen Gegenangriff – und zwar ebenfalls mit Farbe. Auf einem Video, das das Portal „t-online“ veröffentlichte, holt ein Passant von hinten zum Gegenschlag aus und besprüht die Aktivisten mit grüner Farbe aus einer Spraydose. Eine Polizeisprecherin erklärte, dass die Beamten in Kenntnis gesetzt worden seien und die Sache derzeit prüften. Offenbar geschah dies bevor die Streifen eintrafen.
Medienberichten zufolge soll es zu Handgreiflichkeiten gekommen sein. Auch Medienvertreter, die über den Farbangriff berichtet haben, sollen von Anwohnern angegriffen worden sein.
Die Polizei bestätigte die eine Attacke auf die Edelboutique, nicht aber die Schmierereien an dem Juweliergeschäft Wempe. Auf Nachfrage des Abendblattes hieß es aber vonseiten des Schmuckgeschäftes, dass der Farbangriff tatsächlich stattgefunden habe. Weiter wollte man sich zu der Sache aber nicht äußern.
Es ist die dritte Farbattacke der Klimaaktivisten innerhalb weniger Tage
Auf einem Foto, das nach der jüngsten Attacke veröffentlicht wurde, posieren vier Personen vor einem der beiden markierten Luxusgeschäfte, auf dem groß das Logo der Modemarke Dior zu sehen ist. Fassade, Tür und Fenster sind mit knallig oranger Farbe bespritzt. Im Vordergrund halten drei Männer und eine Frau in ebenso orangefarbenen Warnwesten Transparente in den Händen. Darauf steht: „Für wen machen Sie Politik, Kanzler Scholz?“ und „Art. 20a GG = Leben schützen“. Es ist ein Verweis auf den Artikel 20a des Grundgesetzes. Grob gesagt, regelt es die Verantwortung des Staates, auch die Lebensgrundlage künftiger Generationen zu schützen.
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Vier der Beteiligten, die sich zwischenzeitlich in Polizeigewahrsam befanden, brachte die Polizei mit den Attacken im Hotel Miramar in Verbindung. Eine Person sei bei den Schmierereien an dem Privatjet auf dem Rollfeld in Westerland dabei gewesen.
Der schleswig-holsteinische Landtag distanzierte sich von den umstrittenen Aktionen der Letzten Generation. „Der Landtag lehnt strafbare Aktionen der Letzten Generation entschieden ab“, heißt es in einem von den Koalitionsfraktionen CDU und Grüne eingebrachten Antrag, den das Parlament am Freitag ohne Gegenstimmen beschlossen hat. Straftaten seien kein geeignetes Mittel zur Durchsetzung politischer Forderungen. „Das Vorgehen der Letzten Generation hat durch die gezielte Schädigung von Privatpersonen eine neue Dimension erreicht“, heißt es weiter.
Sylts Bürgermeister kritisiert Aktion der Letzten Generation
Am Sonnabend äußerte sich nun auch Sylts Bürgermeister Nikolas Häckel (parteilos). Ihm fehlt – wenig überraschend – jegliches Verständnis für die Aktion der Letzten Generation. „Auch missbillige ich es ausdrücklich, wenn Sylt nun als Leinwand für Aktivisten herhalten muss“, sagte Häckel dem Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlag. „Das hat Sylt nicht verdient“ und auch nicht die Bewohner und Gäste. „Unser Klima wird nicht durch Straftaten geschützt, sondern durch unser tägliches, bewusstes und nachhaltiges Handeln“, wurde er zitiert. Er begrüßte von der Polizei erlassene Aufenthaltsverbote für Aktivisten.