Hamburg/Hörnum (Sylt). Zum dritten Mal binnen acht Tagen macht die Letzte Generation auf der Insel mit einer spektakulären Aktion auf sich aufmerksam.
Sie kamen mit Spaten, Schaufeln, blumiger Kleidung und orangefarbenen Warnwesten: Umweltaktivisten der Gruppe „Letzte Generation“ haben am Mittwochvormittag in Hörnum (Sylt) die Spielbahn eines Golfplatzes umgegraben und nach eigenen Angaben „renaturiert“.
Auf Fotos sind insgesamt fünf Teilnehmer der Aktion zu erkennen. Sie hätten Samen ausgestreut, Setzlinge und Blumen gepflanzt und danach „liebevoll gegossen“, hieß es in einer Mitteilung. Die Fahne des Golflochs sei gegen ein grünes Schild mit der Aufschrift „Naturschutzgebiet“ ausgetauscht worden. Danach wurde ein Banner mit der Aufschrift „Euer Luxus = unsere Wasserknappheit“ entrollt.
Golfplatz umgegraben – Letzte Generation schlägt zum dritten Mal auf Sylt zu
Mit der Aktion wollte die Gruppe nach eigenen Angaben auf die Ressourcenverschwendung durch die wohlhabendsten Mitglieder der Gesellschaft aufmerksam machen. „Die reichsten zehn Prozent der in Deutschland lebenden Menschen verbrauchen allein so viel Energie wie die finanziell schwächsten 40 Prozent der Deutschen zusammen. Es muss aufhören, dass ein kleiner Teil unserer Gesellschaft so verschwenderisch lebt, während der Großteil der Gesellschaft die Kosten dafür tragen muss“, schrieb die Letzte Generation dazu.
Die Polizei wurde nach eigenen Angaben gegen 11.10 Uhr alarmiert, sie traf die Protestierenden auf dem Grün an. „Die fünf Personen im Alter von 22 bis 61 Jahren wurden in Gewahrsam genommen und für weitere Ermittlungen an die Kriminalpolizei übergeben“, sagte Polizeisprecher Jan Kröger. Es sei ein Sachschaden im vierstelligen Bereich entstanden.
Nach Abendblatt-Informationen hat der betroffene Eigentümer des Golfplatzes, der zu einem nahe gelegenen Hotel gehört, Anzeige wegen Hausfriedensbruchs und Sachbeschädigung erstattet. Inzwischen kursieren – zu Warnzwecken – unter Gastronomen, Betreibern von Luxusgeschäften und Hoteliers Fotos bekannter Aktivisten der Letzten Generation, über der Collage steht „Bitte achtsam sein!“. Ein Sylter Gastronom zum Abendblatt: „Es darf einfach nicht sein, dass die jetzt im Sommer über die Insel ziehen und dutzendfach ihre Botschaft hinterlassen.“
Nun werde geprüft, ob die Personengruppe auch mit anderen Straftaten in Verbindung stehe. Vergangene Woche hatte die Letzte Generation mit zwei Farbsprühaktionen auf Sylt Aufsehen erregt. Am Dienstag hatten Klimaschutz-Demonstranten auf dem Flughafen einen Privatjet orange bemalt. Nach Abendblatt-Informationen könnten dabei auch dessen Triebwerke schweren Schaden genommen haben – im schlimmsten Fall, so schätzen Experten, könnte dabei ein Schaden von rund zwei Millionen Euro entstanden sein.
Eine an dem Farbanschlag auf den Jet beteiligte Anhängerin der Letzten Generation war zwei Tage später in Hamburg wegen eines zurückliegenden Angriffs auf den Audimax der Universität Hamburg vom Amtsgericht zu einer Geldstrafe verurteilt worden. Noch am Abend des Schuldspruchs wurden im Foyer eines Fünfsternehotels Wände und Inventar besprüht. Die Staatsanwaltschaft ermittelt.