Sylt. Aktivisten durchtrennten den Zaun, klebten sich auf Tragflächen fest und fordern Bundeskanzler Scholz auf, aktiv zu werden.

Fünf Aktivisten der Letzten Generation haben am Dienstag, gegen 11.20 Uhr, einen Privatjet auf dem Flughafen Sylt mit der Farbe Orange besprüht. Danach klebten sich die Aktivisten im Alter von 60, 43, 31, 23, und 21 Jahren mit jeweils einer Hand auf den Tragflächen des Jets oder auf dem Asphalt vor dem Flugzeug fest.

Die grelle Farbe, teilte die Letzte Generation mit, solle die „klimaschädlichen Auswirkungen der Privatflüge deutlich machen“. Auf den Tragflächen entrollten die Klimaaktivisten Banner, auf denen „Euer Luxus=Unsere Dürre“ und „Euer Luxus=Unsere Ernteausfälle“ zu lesen war.

Sylt: „Klimagerechtigkeit!“ – Letzte Generation besprüht Luxus-Jet

Die Aktivistin Miriam Meyer (31) aus Nehms im Kreis Segeberg sitzt festgeklebt auf der Tragfläche des Privatjets auf dem Sylter Flughafen.
Die Aktivistin Miriam Meyer (31) aus Nehms im Kreis Segeberg sitzt festgeklebt auf der Tragfläche des Privatjets auf dem Sylter Flughafen. © AURORA SYLT | GEORG SUPANZ

Teil der Gruppe war auch Miriam Meyer (31) aus Nehms im Kreis Segeberg. Sie hat ihr Studium des Tibetischen Buddhismus unterbrochen und widmet sich seit Jahren als Vollzeitaktivistin dem Engagement in der Letzten Generation.

Gerade erst in der vergangenen Woche war Meyer ins Visier der Bayerischen Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus bei der Generalstaatsanwaltschaft München gekommen. Bei einer bundesweiten Razzia in Häusern und Wohnungen der Mitglieder der Letzten Generation, wurde auch das Elternhaus von Miriam Meyer in Nehms im Kreis Segeberg durchsucht. Der Vorwurf: Bildung oder Unterstützung einer kriminellen Vereinigung.

Aktivistin Meyer: Razzia in der vergangenen Woche

Miriam Meyer (31) und ihre Mitstreiter durchtrennen den Zaun zum Sicherheitsbereich des Flughafens Sylt.
Miriam Meyer (31) und ihre Mitstreiter durchtrennen den Zaun zum Sicherheitsbereich des Flughafens Sylt. © Letzte Generation | JONAS GEHRING

Davon unbeirrt, beteiligte sich Miriam Meyer an der Aktion auf Sylt. Auf Bildern, die von den Klimaaktivisten verbreitet wurden, ist Meyer dabei zu beobachten, wie sie mit einem präparierten Feuerlöscher die Farbe auf den Privatjet sprüht. Später sitzt sie, eine Hand festgeklebt, auf der linken Tragfläche des Jets.

Meyer und ihre Mitstreiter hatten zuvor den Zaun vor dem Sicherheitsbereich des Flughafens an zwei Stellen gekappt. Dann war die Gruppe auf das Vorfeld gelangt, auf dem mehrere Privatjets abgestellt standen.

Appell an Bundeskanzler: Klimaziele einhalten!

Die Polizei sei zügig nach Beginn der Aktion vor Ort gewesen und hatte begonnen, die Aktivisten von der Tragfläche zu lösen. Weitere Maßnahmen wurden nach Abstimmung mit der zuständigen Luftfahrtbehörde, dem Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr Schleswig-Holstein (LBV) getroffen. Strafrechtliche Ermittlungen seien eingeleitet worden.

Die Aktion ist ein weiterer Appell an Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD). Dieser hatte in einem Gespräch mit Journalisten kürzlich geäußert, dass die Forderungen der Letzten Generation zu unkonkret seien. „Nicht ankleben, sondern anpacken“, hatte der Bundeskanzler von den Aktivisten gefordert.

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Theodor Schnarr, Sprecher der Letzten Generation nimmt dazu Stellung: „Das Anpacken von Herrn Scholz besteht zum einen aus immer weiteren Verzögerungen in Sachen Klimaschutz und zum anderen aus einem Plan, der vom Bundesverfassungsgericht als unzureichend bezeichnet wurde. Die Regierung Scholz hat bis heute keinen konkreten Plan vorgelegt, wie die eigenen Klimaziele eingehalten werden sollen.”

Letzte Generation markiert Privatjet mit der Warnfarbe Orange

Miriam Meyer besprüht mit einem präparierten Feuerlöscher den Privatjet mit Farbe.
Miriam Meyer besprüht mit einem präparierten Feuerlöscher den Privatjet mit Farbe. © Letzte Generation | JONAS GEHRING

In der Ansprache vom Flugfeld heißt es an Bundeskanzler Scholz gerichtet: „Klar ist: Die Besitzer der Privatjets, Limousinen und Super-Yachten werden diese nicht freiwillig stehen lassen. Um diese Emissionen zu senken, wird es Regulationen brauchen, Gesetze. Gesetze von der Art, wie sie unsere soziale Marktwirtschaft starkgemacht haben.“

Die Aktivisten fordern den Bundeskanzler auf, zu handeln: „Herr Scholz, werden Sie konkret, packen Sie endlich an und kümmern Sie sich um Klimagerechtigkeit!“

Klimaaktivisten wollen Proteste gegen Vermögende ausweiten

Beamte der Polizei nehmen die Personalien der Aktivisten auf.
Beamte der Polizei nehmen die Personalien der Aktivisten auf. © AURORA SYLT | GEORG SUPANZ

Die Klimaaktivisten der Letzten Generation hatten zuletzt immer wieder Straßen blockiert und sich dabei auch festgeklebt oder sogar einbetoniert. Als Reaktion auf die groß angelegte Razzia gegen die Gruppe, wiesen die Aktivisten den Vorwurf zurück, kriminell zu sein – und kündigten weitere Proteste an. Nicht mehr das Kleben auf der Straße solle nun im Vordergrund stehen, sondern der Protest gegen die Vermögenden, die laut der Aktivisten einen Großteil des Klimaschadens verursachen würden. „Wir können uns die Reichen nicht mehr leisten“, heißt das neue Motto.