List/Westerland. Polizeieinsatz vor Luxusklinik Lanserhof auf Sylt – waren es Klimaaktivisten? So schätzt Geschäftsführer Christian Harisch die Lage ein.
- Unbekannte Personen lungern in der Nähe der Luxusklinik Lanserhof auf Sylt herum.
- Sie machen Fotos der Anlage, der Sicherheitsdienst ruft daraufhin die Polizei.
- Waren es Aktivisten der Letzten Generation? Lanserhof-Chef Christian Harisch bezieht Stellung.
Nach zwei massiven Angriffen von Klimaaktivisten der Letzten Generation auf den Flughafen und das Luxushotel Miramar auf Sylt gab es am Montagabend in List einen weiteren Polizeieinsatz. „Zwei Personen haben sich vor dem Lanserhof aufgehalten und Fotos gemacht“, sagt Sandra Otte, Sprecherin der Polizeidirektion Flensburg.
Ein Hotelmitarbeiter habe daraufhin den Sicherheitsdienst informiert, und dieser habe die Polizei informiert. Allerdings seien die betreffenden Personen von den Beamten nicht mehr angetroffen worden. „Es könnte sich auch einfach nur um Urlauber gehandelt haben“, so die Polizeisprecherin.
Sylt: Lanserhof – Chef kein Verständnis für radikale Aktionen
Christian Harisch, Geschäftsführer und Miteigentümer des exklusiven Gesundheitsresorts Lanserhof, das vor einem Jahr eröffnet wurde, hat für Aktionen von Klimaschützern wie in der vergangenen Woche kein Verständnis: „Ich bedauere sehr, dass durch diese gesetzwidrigen Vorgänge der so wichtige Klimaschutz beschädigt wird. Gerade am Beispiel des Flugzeuges zeigt sich, dass auch die Gefährdung von Menschen offensichtlich in Kauf genommen wird“, sagt er dem Abendblatt.
Gerade auf der Insel seien bei Notfällen Transporte mit dem Flugzeug unverzichtbar. „Gleiches gilt für Organspenden. Diese können nur mit Flugzeugen gewährleistet werden“, so Harisch. „Ich kenne den Flugzweck des zerstörten Flugzeuges nicht. Wenn dieses aber für einen Krankentransport geplant war, dann war es nach dem Sprühen von Lack ins Triebwerk flugunfähig. Der Schaden geht in die Millionen. Aber viel schlimmer noch wäre es, wenn ein Patient auf den Flug angewiesen war.“
Lanserhof will Sicherheitsmaßnahmen nicht verstärken
Harisch betont, er habe nichts gegen Klimaaktivisten, die sich für den Klimaschutz einsetzten. „Das ist ihr gutes Recht und auch wichtig. Es darf aber nicht dazu führen, dass Menschenleben und Menschenrechte gefährdet und nicht respektiert werden.“
Die Freiheit des Menschen sei im Rahmen des Rechtsstaates unantastbar. „Das zu gewährleisten, obliegt dem Staat und nicht Einzelnen. Ich hoffe sehr, dass die Menschen, welche gegen verschiedene Entwicklungen auftreten wollen, dafür die legitimen rechtsstaatlichen Mittel nutzen werden.“
Der Lanserhof werde die Sicherheitsmaßnahmen auch nach dem Vorfall von Montagabend nicht verstärken, sagte der Geschäftsführer. „Sylt ist eine wunderbare und sichere Insel wie kaum eine andere Destination. Beispielsweise versperre ich auf Sylt nicht einmal beim Auto die Türen“, so Harisch.
Sylt: Lanserhof unterstützt friedliche Aktionen für den Klimaschutz
„Wir sehen keine Gefährdung und werden keine besonderen Sicherheitsmaßnahmen ergreifen. Vielmehr wollen wir friedliche Aktionen für den Klimaschutz unterstützen und selbst alles unternehmen, um die Natur und damit auch das Klima zu schützen.“
Harisch betont zum wiederholten Mal, dass der Lanserhof kein klassisches Luxushotel sei, sondern ein Hotel mit einer eigenen Klinik. „Unser Unternehmen hat bei der gesamten Errichtung auf die Verbindung mit der Natur geachtet“, sagt er. „Unser gesamtes Dach ist aus Reet, also reinem Naturmaterial. Es wurde keine Chemie eingesetzt. Unser Standard ist höher als Super Green. So gesehen versuchen wir die menschliche Gesundheit, Prävention, Rehabilitation und die Natur in Einklang zu bringen.“
Sylt: Letzte Generation schlug schon zweimal zu auf der Insel
Doch die Letzte Generation hatte kürzlich gezielte Protestaktionen gegen reiche Menschen angekündigt. Die Klimakatastrophe werde „in erster Linie von den Reichen“ gemacht, darauf wolle man die Aufmerksamkeit lenken.
Am Donnerstagabend in der vergangenen Woche hatten sechs Personen im Alter von 19 bis 63 Jahren das Hotel Miramar in Westerland betreten. Sie verteilten laut Polizeibericht sowohl im Foyer als auch in der Bar Farbe an Wänden und auf dem Inventar und nutzten dafür Farbbeutel sowie Farbe aus für diesen Zweck präparierten Feuerlöschern.
Flughafenzaun auf Sylt war für die Klimaaktivisten kein Hindernis
Die Polizei konnte vier der sechs Personen widerstandslos festnehmen. „Darüber hinaus konnten im weiteren Verlauf zwei Personen namentlich festgestellt werden, von denen eine der Gruppe angehörte, die bereits am Dienstag vor einer Woche auf dem Sylter Flughafen einen Privatjet mit oranger Farbe besprüht hatte“, so eine Polizeisprecherin.
Auf dem Sylter Flughafen hatten sich am 6. Juni fünf Personen (60, 43, 31, 23 und 21 Jahre alt) mit jeweils einer Hand auf den Tragflächen eines Privatjets beziehungsweise auf dem Asphalt vor dem Flugzeug festgeklebt, nachdem die Mitglieder der Letzten Generation dieses mit oranger Farbe besprüht hatten. Sie hatten den Flughafenzaun gewaltsam überwunden und waren so in den Sicherheitsbereich des Flughafens und auf das Vorfeld gelangt, auf dem mehrere Privatjets abgestellt wurden.