Sylt. Alexander Wirth führt sechs Geschäfte in dem Ort auf Sylt. Er setzt auf italienische Marken und Stammkunden. Was nun im Trend ist.

Die reetgedeckten Friesenhäuser und die malerische Kirche St. Severin sind die Markenzeichen von Keitum. Das Kapitänsdorf ist ideal zum Entschleunigen, hier geht es deutlich ruhiger als in Westerland zu. Aber Keitum ist auch beliebt zum Einkaufen. Und da kommt Alexander Wirth ins Spiel. Der 47-Jährige betreibt mit seiner AW Fashion Group in einem Umkreis von wenigen Hundert Metern gleich sechs Modegeschäfte.

„Ich beschäftige mich mit Keitum als Standort bereits seit vielen Jahren. Während meiner Zeit als Geschäftsführer bei Ralph Lauren hat Karl-Otto Louis Peiffer einen der schönsten Ralph-Lauren-Stores Europas in Keitum eröffnet, der heute auch zu unserem Portfolio gehört“, sagt Wirth, der jetzt zu Gast im Sylt-Podcast des Hamburger Abendblatts war.

Sylt: Wirth zog von München in den Norden

Im Februar 2021 hat Wirth von Peiffer, der mehr als 30 Jahre hier Mode verkauft hat, den Großteil der Geschäfte in Keitum übernommen und ist damit einer der größten Anbieter von Bekleidung im gehobenen Segment auf der Insel. „Ich hatte mich zunächst mit meiner Unternehmensberatung um die Firma von Louis Peiffer gekümmert und mich schließlich entschlossen, diese zu übernehmen.“

Gemeinsam mit seiner Frau Dorothee und den beiden zwei und sieben Jahre alten Kindern ist der Unternehmer von München auf die Insel gezogen. „Das Motto für unsere Mode ist: Moderne Klassik trifft auf italienisches Flair.“

In Keitum herrscht "entspannte Einkaufsatmosphäre"

Aus Italien kommen auch die Marken Malo und Aida Barni, die Wirth in einer Boutique in einem rot geklinkerten Friesenhaus am Gurtstig anbietet. „Wir haben auf der Insel wohl die größte Auswahl an Kaschmir-Produkten, die wir in unserem Geschäft unter anderen in Kombination mit Jacken der Firma Herno anbieten.“ In einer Boutique auf der gegenüberliegenden Seite „haben wir die größte Auswahl in Deutschland an Hosen der Marke Jacob Cohen“, erzählt Wirth.

Für den Unternehmer ist Keitum der ideale Standort. „Hier herrscht eine entspannte Einkaufsatmosphäre. Während man in Westerland auf Touristen setzt, haben wir hier überwiegend Stammkunden. Die haben häufig ihren Zweitwohnsitz auf der Insel und kommen oft seit Jahrzehnten mit der gesamten Familie hierher, um in Ruhe einzukaufen.“ Die Klientel hat entsprechende Ansprüche. „Wir setzen auf eine gehobene, modern klassische Mode“, so Wirth.

„Ich bin für den Einkauf im Herrenbereich verantwortlich"

Zu den Marken, die der gebürtige Rheinländer in seinen Geschäften anbietet, gehören neben dem eigenen Ralph- Lauren-Shop auch die italienischen Modefirmen Fay und Hogan, die auf hochwertige Jacken und Schuhe spezialisiert sind. Für die Auswahl, die Wirth in Keitum präsentiert, setzt er auf seine eigene Expertise. „Ich bin für den Einkauf im Herrenbereich verantwortlich, und meine Frau kümmert sich um den Damenbereich.“ Und Wirth hat seinen Beruf von der Pike auf gelernt. Mitte der 90er-Jahre hat er seine Ausbildung als Einzelhandelskaufmann bei der Modehauskette Peek & Cloppenburg begonnen und dort danach in verschiedenen leitenden Funktionen gearbeitet.

Es ging beruflich schnell aufwärts. Bei der englischen Nobelmarke Burberry kümmerte sich Wirth als Verkaufsdirektor um Nordeuropa. Fast neun Jahre lang war er bei der US-Lifestylemarke Ralph Lauren tätig, unter anderen als Geschäftsführer für Zentraleuropa verantwortlich. Später hat Wirth noch das traditionsreiche Modeunternehmen Bogner mit Sitz in München geleitet. Und hat sich Ende 2018 mit der ADF Management Consulting GmbH selbstständig gemacht, die Unternehmen in der Sport- und Modebranche berät.

„Wir möchten den Standort weiterentwickeln“

Aber zurück nach Sylt. Mit den Verkaufszahlen seit Jahresanfang sei man zufrieden. Sind die Kunden ausgabefreudig? „Sie gönnen sich etwas, erwarten dafür aber auch ein tolles Produkt“, weiß Wirth zu berichten. In diesem Sommer präferiert er vor allem frische Farben, „wie Pink und verschiedene Grüntöne“.

Und schon jetzt kümmert sich das Ehepaar um den Einkauf für 2023. Eine Expansion in Keitum schließt Wirth nicht aus. „Wir möchten den Standort weiterentwickeln.“ Dabei setzt der Geschäftsmann auch auf Kooperationen mit Gas­tronomen. Vor seinen Geschäften ist häufiger ein Foodtruck zu finden. „Da wird dann mal Sushi angeboten und Erdbeerbowle ausgeschenkt. Wir wollen unseren Kunden ein besonderes Einkaufserlebnis bieten. Es würde auch eine gute Ergänzung sein, wenn hier in unserer Gegend noch eine Gastronomie eröffnet.“

Sylt: Alexander Wirth auch häufig in Hamburg

Für Schnäppchenjäger ist Keitum übrigens nicht der richtige Standort. Rabatt gibt es hier nur einmal im Jahr ab Ende Dezember für zwei Wochen. Das hat schon Tradition. Mit seinem kleinen Modeimperium ist Wirth gut eingespannt. Aber er schafft sich auch Freiräume, um Zeit mit seiner Familie zu verbringen oder mit dem Rad die Insel zu erkunden. Den Umzug von München hat Wirth nie bereut. „Wir sind sehr glücklich, auf Sylt leben zu können.“ Aber Alexander Wirth ist auch häufiger mal in Hamburg. Dort ist der Sitz seiner Unternehmensberatung, und hier in der Großstadt hat er noch eine Wohnung.