Hoisdorf. Vor fast drei Jahren machte die einzige Postfiliale in Hoisdorf zu. Ein neuer Betreiber fand sich nicht. Was die Poststation kann.

Fast drei Jahre lang war Hoisdorf ohne Post. Seit wenigen Tagen können die Bewohner der 3600-Einwohner-Gemeinde nun wieder Postdienstleistungen im Ort in Anspruch nehmen – allerdings nicht wie früher am Schalter. Stattdessen hat das Unternehmen in Hoisdorf eine sogenannte Poststation aufgestellt, einen Automaten. Er befindet sich an der Straße Krütz auf dem Parkplatz vor dem Bauhof. Laut Post bietet die Station nahezu jeden Service an, den die Kunden aus der Filiale gewohnt sind.

„Der Kauf von Brief- und Paketmarken, inklusive Zusatzleistungen wie zum Beispiel Einschreiben, ist ebenso möglich wie der Versand und Empfang von Briefen und Paketen“, erklärt ein Sprecher. Insbesondere durch erstere Funktionen unterscheidet sich das neu entwickelte „Flaggschiff des Unternehmens“ von den Packstationen, die es vielerorts bereits gibt und die lediglich das Abholen und Versenden von Paketen ermöglichen.

Post Hoisdorf: Filiale geschlossen – jetzt übernimmt ein Automat

Bis März 2022 hatte Bäcker Armin Teubler in seinem Geschäft die Poststelle in der Gemeinde als sogenannte Post-Partnerfiliale betrieben. Doch nach Streitigkeiten über die Öffnungszeiten beendete Teubler die Zusammenarbeit. Die Post hatte von dem Hoisdorfer, der seinen Backshop als Ein-Mann-Betrieb führt, verlangt, dass er auch an seinen beiden Ruhetagen Montag und Dienstag öffnet. Das lehnte Teubler ab.

Seitdem hatte das Unternehmen immer wieder erklärt, nach einer Nachfolgelösung zu suchen. Gemessen an der Einwohnerzahl steht Hoisdorf eine Postfiliale im Ort zu. Laut deutschem Postgesetz muss es in Gemeinden, die mehr als 2000 Einwohner haben, mindestens eine Servicestelle geben. Dennoch waren Anfang Juli laut Bundesnetzagentur 141 dieser sogenannten Pflichtstandorte nicht versorgt.

Post will ihr Automatennetz schrittweise auf 1000 Standorte ausbauen

Seit einiger Zeit setzt die Post verstärkt auf automatisierte Lösungen, um seinen Verpflichtungen nachzukommen. Das im Juli in Kraft getretene, neue Postgesetz erlaubt es dem Unternehmen, in Ausnahmefällen Poststationen als Ersatz einzurichten, sofern die Bundesnetzagentur und die betroffene Gemeinde zustimmen. In den kommenden Jahren will die Post das Netz an Poststationen nach eigenen Angaben schrittweise auf 1000 Standorte ausbauen.

Im Nachbarort Großhansdorf hat die Post erst Ende Oktober eine Poststation im Ortsteil Schmalenbeck, ebenfalls ein Pflichtstandort, in Betrieb genommen. Dort hatte Getränkehändler Jean Dreifke, der den Schalter zuvor in seinem Geschäft betrieben hatte, die Zusammenarbeit mit der Post Ende Juli aufgekündigt. Der Service rentiere sich für ihn nicht mehr, begründete er die Entscheidung.

Hoisdorfs Bürgermeister sieht in der Station keine befriedigende Lösung

Hoisdorfs Bürgermeister Alexander Franz (Wählergemeinschaft DGH) sieht in der Poststation keine befriedigende Lösung für seine Gemeinde. „Die Station ist besser als nichts, aber mehr auch nicht“, sagt er. Eine richtige Filiale im Ort hätte der Bürgermeister klar bevorzugt. Denn es gibt auch Einschränkungen bei dem Automaten. Zum Beispiel kann nicht mit Bargeld bezahlt werden. Kunden benötigen wahlweise eine EC-, Visa- oder Master-Karte oder eine Bezahl-App wie Google Pay oder Apple Pay auf dem Smartphone.

Mehr aus Stormarn

Franz sieht zudem den Standort kritisch. Lieber hätte die Gemeinde seinen Angaben zufolge die Station auf dem Parkplatz des zentraler gelegenen, neuen Sportzentrums an der Oetjendorfer Landstraße aufgestellt. „Das war auch die Variante, die ursprünglich angedacht war“, sagt der Bürgermeister. Probleme mit der Stromversorgung hätten jedoch dazu geführt, dass die Post sich dafür entschieden habe, die Station stattdessen am Bauhof zu errichten.

Die Poststationen sind nach einer Registrierung rund um die Uhr nutzbar

Auch wenn die Post nach wie vor beteuert, auf der Suche nach einem neuen Partner für den Betrieb eines Schalters in der Gemeinde zu sein, ist Franz wenig optimistisch. „Es gibt in Hoisdorf keinen Einzelhandel“, sagt er.

Die Post betont hingegen die Vorteile der automatischen Stationen. Im Gegensatz zu einer Filiale seien die Kunden zum Beispiel nicht an Öffnungszeiten gebunden, die Station sei nach einmaliger Registrierung rund um die Uhr nutzbar. „Wer Unterstützung bei der Bedienung benötigt, kann ganz einfach über das Bedienfeld per Video den Kundenservice kontaktieren. Auf dem Bildschirm der Poststation erscheint dann ein Kundendienstmitarbeiter, der direkt weiterhilft“, so das Unternehmen. Die Akzeptanz bei den Kunden sei hoch.