Reinbek. Knappe Entscheidung: Grüne, SPD und Forum21 wollen Konzept für alle Verkehrsarten in der Stadtmitte: Doch es gibt auch Kritik daran.

Von „längst überfällig!“ bis „vollkommen unzureichend!“ reichten die Meinungen der Politiker während der jüngsten Sitzung des Verkehrsausschusses über das Ansinnen, ein Verkehrskonzept für Reinbeks Innenstadt in Auftrag zu geben. Wer einmal versucht hat, dort am Landhausplatz eine Straße zu überqueren, weiß, auf diesem zentralen Platz gibt der Autoverkehr den Ton an.

Dort schlängelt sich eine Landesstraße (Bahnhofstraße/Bergstraße) den Geesthang hinauf und verzweigt sich in Hamburger Straße und Bergstraße. Eigentlich kreuzen sich dort sogar fünf Straßen, doch der Schmiedesberg und die Straße An der Wildkoppel sind vom großen Platz fast abgetrennt. Allein die Autos, die auf der Bahnhofstraße Richtung Norden fahren, haben die Möglichkeit, dort nach rechts über den Gehweg abzubiegen. Allerdings nur mit zehn Kilometern pro Stunde. Öffentlicher Nahverkehr, Fußgänger, vor allem die mit Handicap, oder auch Radfahrer kommen dort eindeutig zu kurz.

Kontroverse um neue Pläne für Reinbeks Innenstadt

Außerdem kommen von dort, aus der Straße An der Wildkoppel, die Busse vom Bahnhof und verteilen sich in alle Richtungen des Stadtgebietes. Kein Wunder also, dass das Vorhaben, dort am Landhausplatz eine zentrale, barrierefreie Bushaltestelle einzurichten, Politik und Verwaltung vor Herausforderungen stellte - und zwar bereits seit 2013. Zumal die Anwohner dagegen protestierten, diese An der Wildkoppel einzurichten. Ihre Befürchtungen: Lärmbelästigung, der Verlust von Parkplätzen sowie zu hohe Straßenbaubeiträge.

Landhausplatz Verkehrskonzept
Landhausplatz: Der Verkehrsausschuss empfiehlt ein Verkehrskonzept für Reinbeks Innenstadt. © Susanne Tamm | Susanne Tamm

In Reinbek dauert es eben meist etwas länger, bis politische Themen tatsächlich in die Tat umgesetzt werden, man denke nur an den S-Bahnhof oder die Feuerwehrwache. Während der Planungen für die Bushaltestelle war darauf hingewiesen worden, dass die Bedürfnisse der Radfahrer beim Umbau berücksichtigt werden sollten. Dann kam noch das Radverkehrskonzept, dessen erste Entwürfe die Planerin Sabrina Wörmann vom beauftragten Büro Planersocietät ebenfalls der Politik vorstellte, dazwischen: Die Straßen rund um den Landhausplatz sind bislang als Hauptrouten für das Radwegenetz vorgesehen, die Parkallee soll demnach eine Veloroute werden und die Sophienstraße eine Nebenroute.

Auch die Geschäftsleute der Reinbeker City sollen noch Gehör finden

Amtsleiter Uwe Vogt-Zembol erläuterte, dass bei den internen Abstimmungsgesprächen zum Radverkehrskonzept deut­lich wurde, dass „bevor überall Pflöcke eingeschlagen werden“, für eine sinnvolle Planung der Innenstadt zwischen Rosenplatz und Sophienstraße alle Verkehrsarten berücksichtigt werden müssten: Fußgänger, Autos, Busse und Radfahrer.

In der Einwohnerfragestunde meldete sich Alexander Hinterthan, Sohn des Inhabers vom Elektrofachmarkt Hinterthan und Sohn an der Bergstraße, zu Wort: „Ist denn schon einmal darüber nachgedacht worden, wie man die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt verbessern könnte?“, wollte er wissen. Seiner Ansicht nach ist der Gehweg, besonders auf der Ostseite der Bergstraße zu schmal. „Die Frage ist, ob man nicht auf die Parkplätze dort am Straßenrand verzichten und den Bürgersteig verbreitern könnte“, schlägt er vor. Denn während der Umbauzeit des Parkdecks und der Tiefgarage am Klostermarkt-Zentrum, als diese gesperrt waren, ist man schließlich auch mit weniger Parkplätzen ausgekommen.

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Knappe Mehrheit will das Verkehrskonzept

Patricia Böge (Grüne) plädierte daraufhin dafür, auch die Geschäftsleute in die Planungen miteinzubeziehen und ihre Wünsche zu berücksichtigen. Günther Herder-Alpen, ihr Fraktions- und Ausschussvorsitzender, sagte: „Das Konzept ist höchst fällig.“ Dem stimmten auch Elisabeth Musa-Uder (Forum21) und Philipp Quast (SPD) zu.

Allein die CDU und die FDP waren anderer Ansicht. Paul Stempel (CDU) erklärte: „Ein Verkehrskonzept ist zu kurz gedacht, wir brauchen ein Innenstadtkonzept.“ Und Anita Piletzky (FDP) fügte hinzu: „Wir würden so nicht zustimmen. Unser Problem liegt in der Bushaltestelle, die wir schon zu lange vor uns herschieben.“ Herder-Alpen entgegnete, dass man den zweiten Schritt nicht vor dem ersten tun könne. Und an die CDU gewandt: „Ich finde es sehr nebulös, wenn man nur eine Überschrift nennt, ohne zu sagen, was dahintersteckt. Ich bitte um Klarheit, was mit einem Innenstadtkonzept gemeint ist.“ Die blieb indes aus, und so wurde der Antrag für das Verkehrskonzept mit einer Stimme Mehrheit beschlossen.

Auch andere Politiker haben beim Konzept noch mitzureden

Als nächstes wird sich der Bauausschuss mit dem Thema und den Kosten befassen. Die Verwaltung schätzt die Planungskosten in einem ersten Schritt auf 20.000 Euro, weiter könnten noch 80.000 Euro an Planungskosten anfallen. Für die Umgestaltung des Landhausplatzes ist eine Million Euro einkalkuliert. Das letzte Wort zu dem Thema werden die Stadtverordneten haben.