Ahrensburg/Hamburg. Ex-Bundestagsabgeordneter Jürgen Klimke wechselt einem Unbekannten Geld. Kurze Zeit später macht er eine höchst ärgerliche Entdeckung.

Es ist nur wenige Tage her, dass in Stormarn zwei Männer einem Trickbetrug zum Opfer gefallen sind. Einer der beiden Geschädigten wurde am 6. November auf einem Kaufhaus-Parkplatz in Ahrensburg von einem Unbekannten angesprochen und um einen Geldwechsel gebeten. Tags darauf spielte sich die gleiche Szene auf einem Parkplatz vor einem Discounter in Trittau ab. In beiden Fällen entdeckten die Opfer erst im Nachhinein, dass die Unbekannten den Münzwechsel nur als Vorwand genutzt hatten, um unbemerkt die Geldscheine aus den Portemonnaies ihrer Opfer zu entwenden.

Als Jürgen Klimke auf den Bericht unserer Redaktion über Trickdiebe im Kreis Stormarn stieß, kam ihm die Masche bekannt vor. Denn dem früheren Bundestagsabgeordneten der CDU und Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft ist genau das Gleiche kürzlich in Hamburg passiert: Er ist einem solchen Trickdieb aufgesessen. Dabei sieht Klimke gar nicht danach aus, als ließe er sich leicht übers Ohr hauen. Er macht einen freundlichen und zuvorkommenden Eindruck – und offensichtlich passt das genau zu der perfiden Methode, die die Kriminellen ausgeheckt haben. Denn sie nutzen die Hilfsbereitschaft ihrer Opfer skrupellos aus.

Trickdieb zockt Hamburger Ex-Bundestagsabgeordneten Jürgen Klimke ab

Vielleicht waren es sogar dieselben Täter, die kurze Zeit später in Stormarn fette Beute machten. Der Vorfall in Hamburg hatte sich einige Tage zuvor am 29. Oktober ereignet. Tatort: die Parkgarage der Kaufland-Filiale am Langenhorner Markt. Bei der Ortswahl lässt sich ein deutliches Muster erkennen: Offensichtlich bevorzugen die Diebe Parkplätze mit Ticketautomaten oder solche mit einem direkten Laden-Zugang, weil beides ihnen einen plausiblen Vorwand für einen Münzwechsel liefert.

Jürgen Klimke ist es ein Anliegen, seine Erfahrung zu teilen, um andere für die Vorgehensweise der Kriminellen zu sensibilisieren und vor ähnlichen Erlebnissen zu bewahren. Er schildert den Vorfall so, dass er nach seinem Einkauf im Langenhorner Kaufland-Markt mit vollem Einkaufswagen nach unten in die Garage fuhr, wo er seinen Wagen geparkt hatte. „Ich war schon fast am Auto angekommen, als ein älterer Mann auf mich zukam.“ Dieser habe ihn auf Deutsch angesprochen und gefragt, ob er ihm eine Zwei-Euro-Münze wechseln könne. Er benötige einen Euro für den Einkaufswagen.

Trickdiebstahl: Plötzlich langt der Unbekannte mit seinen Fingern in die Geldbörse

„Ich habe die Tasche aufs Auto gestellt und das Portemonnaie herausgekramt“, so Klimke weiter. Als er es geöffnet und nach dem Wechselgeld gesucht habe, sei der Mann näher gerückt. „Plötzlich war er mit seinen Fingern ganz schnell dazwischen.“ In dem Moment, in dem der Fremde in die Geldbörse gelangt habe, hatte Klimke die passenden Münzen bereits in den Fingern.

Er reagierte mit einer deutlichen Ansage: „Moment mal, das ist schon geklärt. Warten Sie doch mal ab.“ Der Unbekannte habe ihm daraufhin seine sehr gebraucht aussehende Zwei-Euro-Münze unter die Nase gehalten und beteuert, sie sei nicht kaputt und könne bedenkenlos eingetauscht werden. „Im Nachhinein betrachtet war das wahrscheinlich ein Ablenkungsmanöver“, meint Klimke.

Geschehen erinnert an Tricksereien, wie sie im Fernsehen gezeigt werden

Zu diesem Zeitpunkt muss es dem Mann irgendwie gelungen sein, die im Portemonnaie befindlichen Geldscheine unbemerkt zu entwenden. Wie, das ist Klimke ein Rätsel. „Die Fingerfertigkeit ist in gewisser Weise erstaunlich, aber andererseits erschreckend. Was passiert ist, erinnert mich an Tricksereien, die man so im Fernsehen sieht.“ Insbesondere weil die Geldscheine nicht offen zu sehen, sondern eher etwas versteckt gewesen seien. Dann habe der Mann mit dem Finger auf den Wagen neben seinem gezeigt und gesagt: „Das ist mein Auto, einen schönen Tag noch und herzlichen Dank.“

Kurze Zeit später musste Klimke entdecken, dass die freundliche Art des Fremden nur aufgesetzt und Mittel zum Zweck war. „Zu Hause wollte ich noch mal auf den Einkaufszettel in meinem Portemonnaie schauen. Ich schreibe mir immer genau auf, wie viel Geld ich habe und ausgebe. Und dann habe ich gesehen, dass 180 Euro fehlten. Drei Fünfziger und drei Zehner waren weg.“

Nach der Tat erstattet Jürgen Klimke Anzeige bei der Polizei

Klimke entschied sich, zur Polizei zu fahren. „Dort habe ich offiziell Anzeige erstattet.“ Das ganze Procedere habe etwa eineinhalb Stunden gedauert. Er berichtete den Beamten, dass der Unbekannte sich zwar verständlich ausgedrückt, aber kein gutes Deutsch gesprochen habe. Das äußerliche Erscheinungsbild beschreibt Klimke als migrantisch. Der Mann sei um die 50 Jahre alt und mit einer Größe von etwa 1,60 Metern relativ klein gewesen.

Um eine noch genauere Vorstellung vom Aussehen des Täters zu erhalten, hätten die Langenhorner Polizeibeamten ihm viele Bilder von virtuell erstellten Menschen gezeigt, damit er den Typ näher zuordnen könne. „Ich war beeindruckt, mit welcher Intensität und Nachdruck die Polizisten an die Sache gegangen sind.“ Sie hätten ihre Aufgabe sehr deutlich wahrgenommen, lobt Klimke.

Kunden von Kaufland sollten über die Risiken aufgeklärt werden

Klimke informierte auch Kaufland über den Diebstahl in der Garage. „Die Marktleitung sollte wissen, was sich in ihrem Verantwortungsbereich ereignet hatte.“ Seine Hoffnung war, dass der Markt seine Kunden zumindest mit einem Hinweis auf die Gefahr aufmerksam machen würde. „Die Verantwortlichen müssten eigentlich ein bisschen mehr Verantwortung für die eigenen Kunden, die ja den Umsatz fördern, zeigen“, meint er. „Überall sind Schilder angebracht, dass man hier nicht parken oder dort nicht entlangfahren soll. Warum nicht auch ein Warnhinweis, an dem ein öffentliches Interesse besteht?“ 

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Als Klimke vier Tage nach dem Diebstahl wieder in der Garage parkte, beobachtete er, wie sich ein Mann einer älteren Dame näherte. Offensichtlich wollte er sie zu einem Münzwechsel verleiten. Doch die Frau habe energisch abgewunken. Klimke sei auf sie zugegangen, um sie anzusprechen. „Aber das wollte sie offensichtlich nicht“, sagt er. Immerhin habe sie mit ihrer abwehrenden Art womöglich einen potenziellen Täter verschreckt. Auch von diesem Vorfall hat Klimke Kaufland informiert.