Ahrensburg. Dass Entwicklungen so schleppend verlaufen, hätte er nicht gedacht, sagt Geschäftsführer des Zulassungsunternehmens Kroschke. Und nun?

In der Theorie klingt es gut: Aus sind die Zeiten, in denen Bürgerinnen und Bürger den Gang zur Kfz-Zulassungsstelle antreten und lange Wartezeiten in Kauf nehmen müssen, um ein Auto anzumelden oder sonstige Dienstleistungen des Amts in Anspruch zu nehmen – so zumindest die Vision. Die digitale Zulassung soll es Bürgern ermöglichen, bequem von zu Hause aus ein Auto zuzulassen oder abzumelden.

Doch wie gut funktioniert das in der Praxis wirklich? Ein Jahr ist es nun her, dass die sogenannte Großkundenschnittstelle (GKS) des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) eingeführt wurde. Damit sollte die Fahrzeugzulassung transformiert werden. Durch das Vorhaben der internetbasierten Fahrzeugzulassung (i-Kfz) des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr werden die häufigsten Vorgänge der Fahrzeugzulassung für natürliche und juristische Personen digital ermöglicht. Die GKS sieht einen automatisierten und internetbasierten Kfz-Zulassungsprozess für Großkunden mit regelmäßig mehr als 500 Zulassungsvorgängen pro Jahr vor. Wie sieht es ein Jahr nach der Einführung tatsächlich aus?

Digitale Zulassung von Autos: Ist sie gescheitert?

Bei Kroschke aus Ahrensburg, einem der größten deutschen Zulassungsunternehmen, sei man verhalten, aber zuversichtlich, teilt das Unternehmen mit. Seinerzeit hatten Zulassungsdienstleister wie Kroschke sich darum gekümmert, ihre Mitarbeiter und Prozesse auf die Veränderungen vorzubereiten. Das erschien wie eine Mammutaufgabe angesichts der Tatsache, dass Kroschke sämtliche Kundengruppen bedient, von der Privatperson über die Autohäuser, Leasing- und Vermietungsfirmen bis hin zu Autoherstellern.

Kroschke-Geschäftsführer Philipp Kroschke.
Kroschke-Geschäftsführer Philipp Kroschke. © HA

Die äußeren Umstände schienen alles andere als optimal zu sein: Vorgaben mit hohem Interpretationsspielraum, Anpassungen der Gebühren und zahlreiche administrative Schritte hätten bewältigt werden müssen. Erschwerend sei hinzugekommen, dass die offizielle Registrierung als Großkunde sowie die Abnahme der Software durch die Großkunden erst ab September möglich gewesen seien, was den Start der professionellen digitalen Zulassung weiter verzögert habe.

Warum von Euphorie noch keine Rede sein kann

Nach der offiziellen Erlaubnis, Zulassungen per Direktschnittstelle und volldigital durchzuführen, seien weitere Schwierigkeiten aufgetreten. Es habe sich schnell gezeigt, dass zahlreiche Bugs, also Programmfehler, behoben werden mussten. Trotz regelmäßigen Austauschs mit dem Verkehrsministerium, dem Kraftfahrt-Bundesamt und den einzelnen Zulassungsstellen sei der Fortschritt in den Folgemonaten schleppend verlaufen. Im November führte eine Cyberattacke auf mehrere Zulassungsbehörden in Nordrhein-Westfalen dazu, dass viele Zulassungsstellen wieder abgekoppelt wurden, da sie die Mindestsicherheitsanforderungen nicht erfüllten.

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Ein Jahr nach dem Start der Großkundenschnittstelle könne von Euphorie noch keine Rede sein. Zwar können laut KBA offiziell über 90 Prozent der Zulassungsstellen in Deutschland Fahrzeuge volldigital zulassen, doch die Praxis sehe anders aus. Kroschke-Geschäftsführer Philipp Kroschke zieht ein Fazit nach dem ersten Jahr: „Wenn ich mir jetzt die Frage stelle, ob ich vor einem Jahr gedacht hätte, dass die digitale Zulassung heute auf dem Stand ist, auf dem sie ist, müsste ich sie ganz klar mit Nein beantworten. Natürlich haben wir bei einem derartig großen öffentlichen Digitalisierungsprojekt mit Kinderkrankheiten und Anlaufschwierigkeiten gerechnet, aber dass die Entwicklungen derart schleppend verlaufen würden, hat uns doch überrascht“, so Korschke.

Digitale Kfz-Zulassung: Es gibt noch viele Probleme

„Cyberattacken, die mögliche Sicherheitslücken bei den Behörden offenbaren, Fahrzeugtypen, die im KBA-Fahrzeugregister nicht auffindbar sind, und fehlende Statusmeldungen nach erfolgter Zulassung sind nur einige Beispiele für die zahlreichen Hürden, die zu überwinden waren und sind.“ Doch es seien nicht nur die Tücken der neuen Technologie, die das Voranschreiten der Digitalisierung ausbremsen. Kroschke: „Durch unseren engen Austausch mit den Zulassungsstellen bekommen wir mit, mit welchen prozessualen und personellen Herausforderungen diese zu kämpfen haben. Unsere Einschätzung ist, dass bis zur bundesweiten volldigitalen Kfz-Zulassung noch einige Jahre ins Land ziehen könnten.“

Obwohl zwischenzeitlich Gerüchte aufkamen, dass die Großkundenschnittstelle wieder eingestellt werden könnte, ist das Team von Kroschke überzeugt, dass die Vorteile der volldigitalen Kfz-Zulassung früher oder später überzeugen werden. Die digitale Abmeldung funktioniere bereits nahezu reibungslos, und die Vorteile für die Kunden würden immer deutlicher.