Reinbek. Reinbeker Traditionsunternehmen ist offenbar ebenfalls betroffen. Ursache war Finanzierungslücke von zwölf Millionen Euro.

Der Papier- und Verpackungsgroßhändler Inapa hat Insolvenz angemeldet. Dies betrifft sowohl die Tochtergesellschaft Inapa Deutschland, als auch den Mutterkonzern Inapa IPG in Portugal. Ursache ist laut einer Pressemitteilung ein kurzfristiger Liquiditätsengpass in Höhe von zwölf Millionen Euro innerhalb der Inapa Deutschland gewesen. Der Verwaltungsrat habe daraufhin beschlossen, dass auch der Mutterkonzern nicht mehr flüssig sei. Ein Insolvenzverfahren auch für die Muttergesellschaft nach portugiesischem Recht sei daraufhin nicht mehr abzuwenden und beantragt worden.

Die Inapa-Gruppe, die 1965 in Portugal gegründet wurde, beschäftigt fast 1500 Mitarbeiter und ist laut dem Fachmagazin pbs report in zehn Ländern tätig. In Deutschland ist das Unternehmen laut Firmenwebsite 16-mal vertreten und hat etwa 750 Mitarbeiter. 2020 fusionierte das Unternehmen Papyrus mit der Hamburger Papier Union zur Inapa Deutschland. Zu den Geschäftsfeldern der Firma gehören Papier und Bedruckstoffe, Verpackungen, und mehr.

Papier- und Verpackungsgroßhändler Inapa meldet Insolvenz an

Der Ursprung des deutschen Papiergroßhandelsunternehmens liegt indes in Reinbek und hat eine lange Tradition: Die Hamburger Papier Union ist nämlich aus dem Reinbeker Papiergroßhändler Richard Klippgen & Co. hervorgegangen. Das Traditionsunternehmen hatte schon 1970 sein 100-jähriges Bestehen an der Gutenbergstraße gefeiert. Der Sohn des Firmengründers Arndt Klippgen hatte die Fusion mit anderen Großhändlern zur Papier Union ebenso vorangetrieben wie später im Jahr 2000 deren Verkauf an die Inapa. Arndt Klippgen war von 1988 bis 2000 Geschäftsführer der Papier Union, von 2000 bis 2007 Geschäftsführer der Inapa, 2007 wurde er zudem in den Vorstand berufen. 2013 ging der Papiergroßhändler in Ruhestand.

Insolvenz Inapa
Firmensitz an der Gutenbergstraße ist die Ursprungszelle des Unternehmens. © Susanne Tamm | Susanne Tamm

Im Rathaus Reinbek war die Insolvenz am Donnerstag, 25. Juli, weder der Kämmerei noch der Wirtschaftsförderung bislang bekannt. Isabel Randau, Kämmerin der Stadt, darf sich zu dem konkreten Fall nicht äußern. „Aber selbstverständlich ist aus fiskalischer Sicht jeder Gewerbebetrieb, der insolvent geht, fatal“, sagt Randau. „Und vor allem bedauern wir es, wenn vor Ort Arbeitsplätze verloren gehen.“

Inapa Deutschland lässt Anfragen unbeantwortet

Das Unternehmen selbst war am Donnerstag nicht zu erreichen: Telefonanrufe liefen ins Leere, Anfragen per E-Mail blieben unbeantwortet. Das Firmengebäude der Inapa Packaging Hamburg an der Gutenbergstraße wirkte um 14.30 Uhr verwaist. Ein Mitarbeiter öffnete die Tür, wollte sich aber nicht äußern, sondern verwies für Auskünfte an die ebenfalls nicht erreichbare Firmenzentrale in Hamburg.

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CEO Frederico Lupi, der vom Aufsichtsrat ebenso zurückgetreten ist, wie viele andere Mitglieder, schreibt auf der Homepage des Unternehmens zum Jahresanfang: „2023 war ein hartes und herausforderndes Jahr. Die Wirtschaft der Europäischen Union hat erneut an Fahrt verloren und das Szenario war geprägt von Kriegen, Naturkatastrophen und einer restriktiven Geldpolitik.“ Er beschreibt, wie die Papierindustrie mit einem Rückgang der Nachfrage zu kämpfen hat, blieb zu dem Zeitpunkt aber dennoch zuversichtlich: „Trotz unseres deutlichen Leistungsrückgangs im Vergleich zu 2022 glaube ich, dass wichtige Schritte unternommen wurden, um die Wettbewerbsfähigkeit der Gruppe zu konsolidieren und ihre Position als wichtiger Akteur im Papiervertriebssektor in ganz Westeuropa zu stärken.“