Reinbek. Immer mehr Patienten mit Tumoren entscheiden sich für eine Behandlung in der Urologie des St. Adolf-Stift. Das liegt auch am Ärzteteam.

Von solchen Wachstumsraten träumt jeder Unternehmenschef. Im zweiten Jahr in Folge stieg die Zahl der Tumorpatienten in der Urologie des St. Adolf-Stifts um zirka 40 Prozent. Was für die Patienten selbst ist keine gute Nachricht ist, zeigt doch, dass das Vertrauen ins medizinische Know-how der Reinbeker Ärzte groß ist. „Das Krankenhaus hat einen guten Ruf und ist geografisch super gelegen“, begründet Chefarzt Dr. David Marghawal den starken Zuwachs.

Doch das allein ist es nicht, sicher hat der 46-jährige Urologe einen entscheidenden Anteil daran. Seit zwei Jahren leitet Marghawal im Team mit Dr. Claus Brunken die Urologie im Reinbeker Krankenhaus. „Wir freuen uns über Zuweisungen weit über die Grenzen Stormarns hinaus“, sagt Marghawal. Rund 2700 Patienten zählt die Abteilung im Jahr, kommen diese längst nicht mehr nur aus Schleswig-Holstein, sondern auch aus Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Niedersachsen.

Prostatakrebs: Chefurologe der Reinbeker Klinik mahnt zur Vorsorge

Die Spannweite unter den Patienten ist groß — von jungen Frauen bis zu betagten Männern. Das Durchschnittsalter der Patienten liegt bei 65 Jahren. Das in etwa ist das Alter, in dem bei den meisten Männern krankhafte und behandlungswürdige Veränderungen in der Prostata diagnostiziert werden. Die so genannte Vorsteherdrüse ist gerade mal so klein wie eine Kastanie, umso größer ist ihr Einfluss auf das Sexualleben eines Mannes. In ihr wird ein Teil der Samenflüssigkeit produziert, der für die Beweglichkeit der Spermien wichtig ist.

Die Wahrscheinlichkeit aber, dass das vier Zentimeter kleine Organ mit dem Alter außer Takt gerät und erkrankt, ist groß. Laut Robert-Koch-Institut wird pro Jahr bei rund 65.000 Männern Prostatakrebs diagnostiziert. Sie ist damit die häufigste Krebserkrankung unter Männer. Jeder Zehnte ist betroffen. „Die allerwenigsten aber merken, dass ihre Prostata krank ist, sie haben – das ist das Tückische – lange keine Symptome“, sagt Marghawal. Urologische Onkologie an Blase, Niere, Penis oder eben an der Prostata ist eines seiner Spezialgebiete. Der Urologe hat in seinem Berufsleben schon viele erkrankte Prostata gesehen und operiert – allein in Reinbek sind es rund 500 gutartige und 120 bösartige Geschwüre pro Jahr.

Männer nehmen Prävention immer noch nicht ernst genug

„Die allermeisten Erkrankungen wurden in Vorsorgen entdeckt, die wichtigste Präventionsmaßnahme gegen Prostatakrebs“, sagt Marghawal, dem das Thema Männergesundheit am Herzen liegt. Die Männergesundheit ist in den vergangenen Jahren durchaus in den Fokus gerückt: Der 3. November ist der Männer(gesundheits)tag, die Stiftung „Männergesundheit“ leistet wichtige Aufklärungsarbeit.

Doch aller Bemühungen zum Trotz machen die Männer weiterhin um die Arztpraxen einen großen Bogen, wenn es um die Krebsvorsorge geht. Laut Barmer Arzt-Report 2021 nahmen 2019 bundesweit rund 4,73 Millionen Männer die Tastuntersuchung zur Früherkennung wahr. Gerade Mal jeder zehnte Mann der relevanten Altersgruppe nutzt die so wichtige Untersuchung. Ab 45 Jahren übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für die jährliche Tastuntersuchung beim Urologen. Weiterhin hängen die Männer hinter den Frauen zurück, von denen sich rund 40 Prozent (16,73 Millionen) auf Brust- und Gebärmutterhalskrebs untersuchen ließen.

Früh entdeckt sind die Heilungschancen gut

„Dabei sind die Heilungschancen von Prostatakrebs ziemlich gut, je früher er entdeckt wird“, sagt Marghawal. Und auch mögliche Nebenwirkungen einer Prostataentfernung wie Inkontinenz und Impotenz können gut behandelt werden. „Hier in Reinbek haben wir in unserer Urologie Spezialisten“, sagt Dr. Marghawal. Die beiden Chefärzte werden von fünf Oberärzten und sechs Assistenzärzten unterstützt, 70 Prozent des ärztlichen Personals der Urologie sind weiblich.

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Dass Marghawal in der Urologie gelandet ist, war eher Zufall. Eigentlich wollte er, wie sein Vater, in die Anästhesie, doch dann hat er ziemlich bald „die hemdsärmelige und bodenständige Art“, die Urologen nachgesagt wird, schätzen gelernt. Genau wie die kurzen Wege zwischen den medizinischen Fachrichtungen innerhalb des St. Adolf-Stiftes, das im Vergleich zu großen Unikliniken zwar klein ist, aber mit einem OP-Roboter nicht weniger modern ausgestattet ist. Vor zwei Jahren wechselte Marghawal von der Asklepios Klinik in Altona nach Reinbek.

Kurz sind nun auch seine Wege zur Arbeit. In Bergedorf hat der Arzt mit den bayrisch-afghanischen Wurzeln, der längere Zeit in Südafrika und London gelebt hat, ein neues Zuhause gefunden.