Siek. Sozialunternehmen wellcome eröffnet in Stormarn zweiten Standort. Wer dort Unterstützung bekommt und was die „Engel“ leisten.
Nach der ersten Dependance in Bad Oldesloe hat das bundesweit agierende Sozialunternehmen wellcome nun einen weiteren Standort in Stormarn eröffnet. Für Eltern, die praktische Hilfe nach der Geburt eines Kindes in der Mitte und im Süden des Kreises benötigen, bietet fortan das „Haus der Vereine“ in Siek (Hinterm Dorf 2) einen Anlaufpunkt. Es ist der 22. wellcome-Spot in Schleswig-Holstein. „Mit unseren primärpräventiven Angeboten will unser Netzwerk als eine Art moderner Nachbarschaftshilfe junge Familien entlasten, die insbesondere im ersten Jahr nach der Geburt eines Kindes keine Unterstützung haben“, sagt Saskia Zimmerbeutel, Koordinatorin der wellcome-Stelle in Siek.
Finanziert wird das Angebot durch die Kroschke-Stiftung
Bereits Anfang des Jahres hatte die Mutter von drei Söhnen mit dem Aufbau eines Netzwerks aus ehrenamtlichen Helferinnen begonnen, die von Hause aus unter anderem Physiotherapeutinnen, Software-Entwicklerinnen oder Hausfrauen sind. „Inzwischen haben sich bereits sieben gefunden. Perspektivisch sollten es aber mindestens 20 werden, da wir es hier doch mit einem ziemlich großen Sozialraum zu tun haben“, so Zimmerbeutel. Finanziert wird wellcome Stormarn Mitte/Süd durch die Kroschke Kinderstiftung und durch Spenden.
Dass das wellcome-Team seit Mitte des Monats nun auch eine feste Anlaufstelle habe, sei großartig, so die 31-Jährige. Einmal in der Woche dürfen sie und ihre Mitstreiterinnen einen Raum im „Haus der Vereine“ für ihre Treffs kostenfrei nutzen. Dafür gebühre vor allem Sieks Bürgermeister Andreas Bitzer großer Dank, der das Vorhaben von Beginn an unterstützt habe. Siek sei aber auch deshalb ideal, weil die Gemeinde sehr zentral in dem ausgedehnten Sozialraum liege und über die A1 gut erreicht werden könne.
Viel Erfahrung als Kursleiterin und Familienbegleiterin
Die Erfahrungen, die Saskia Zimmerbeutel mit ihren eigenen Kindern gemacht hat, legten den Grundstein für ihre selbstständige Tätigkeit als Familienbegleiterin und Mütterpflegerin. Als Kursleiterin für Babymassage und Eltern-Kind-Gruppen, sowie als Krisenbegleiterin in der Schreibabyambulanz hat sie selbst oft Kontakt zu Familien, die Kinder im ersten Lebensjahr haben.
„Die ersten Monate nach der Geburt eines Kindes sind für junge Familien sehr herausfordernd“, weiß Zimmerbeutel. Es gebe viele Gründe, warum oft weit und breit keine Hilfe in Sicht sei. So lebten andere Familienmitglieder wie Großeltern und Geschwister oft nicht mal eben „um die Ecke“, die Nachbarschaft sei noch unbekannt oder der Vater habe (noch) keine Elternzeit.
Helfer sind zwischen sechs Wochen und mehreren Monaten verfügbar
Wer in dieser turbulenten Zeit keine Hilfe hat, bekommt sie von wellcome. Sie kann von allen Familien in Anspruch genommen werden, die sich im ersten Jahr nach der Geburt Entlastung wünschen. Die Ehrenamtlichen besuchen die Familien ein- bis zweimal pro Woche zu Hause, meist über einen Zeitraum zwischen sechs Wochen und mehreren Monaten. Sie gehen etwa mit dem Baby spazieren, damit die Mutter Schlaf nachholen kann, begleiten Mehrlingsmütter zu Arztbesuchen oder spielen mit den Geschwisterkindern.
Fachlich begleitet wird der Einsatz von Koordinatorinnen wie Zimmerbeutel, die als erfahrene Fachkräfte den Ehrenamtlichen und den Familien für alle Fragen zur Verfügung stehen. Mit diesem Angebot wird eine Lücke in der primärpräventiven Versorgung geschlossen. Ziel ist es, gemeinsam mit Netzwerkpartnern aus dem Sozial- und Gesundheitsbereich sowie den Frühen Hilfen vorsorgend zu agieren.
Bundesfamilienministerin Lisa Paus ist Schirmherrin
„Wellcome leistet einen Beitrag zu einer Gesellschaft, in der Kinder willkommen sind. Dazu gehört auch, Verantwortung zu übernehmen und dort zu helfen, wo keine Hilfe ist“, so die wellcome-Gründerin Rose Volz-Schmidt. Das Netzwerk entstehe dabei nicht auf der grünen Wiese, sondern wird in ein bestehendes lokales Netzwerk der Frühen Hilfen integriert.
Die Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Lisa Paus, ist Schirmherrin für wellcome bundesweit. Die Schirmherrschaft für in Schleswig-Holstein hat seit 2023 Aminata Touré, Ministerin für Soziales, Jugend, Familie, Senioren, Integration und Gleichstellung der Landesregierung in Kiel übernommen.
Bundeweit engagieren sich 3800 Ehrenamtler an 220 Standorten
„Das ist ein Erfolgsprogramm. Wenn Unterstützung fehlt, springen die Ehrenamtlichen von wellcome ein, engagiert, zeitlich flexibel und so, wie es die Familie, Freunde oder Nachbarn tun würden“, würdigte Johannes Albig, Staatssekretär im Sozialministerium, das Projekt. Eltern frühzeitig zu entlasten sei auch deshalb wichtig, damit es erst gar nicht zu größeren Problemen in der Familie komme. „Deshalb ist der zweite wellcome-Standort in Stormarn ein großer Gewinn“, so Albig.
Aktuell engagieren sich mehr als 3800 Ehrenamtliche an rund 220 wellcome-Standorten in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Weitere Gründungen sind in Planung. Im Vorjahr sind dabei 76.020 Einsatzstunden geleistet worden, bei denen 1600 Kindern in Not geholfen wurde. Dabei gab es unter anderem rund 1448 Online-Beratungen.
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Träger des wellcome-Standortes Siek ist das Kompetenzzentrum Frühe Hilfe, ein eingetragener Verein. Durch die langjährige Begleitung von Familien mit Kindern im Alter von bis zu drei Jahren in Krisensituationen ist das Kompetenzzentrum in Stormarn ein zentraler Baustein der Frühen Hilfen. Der große Unterstützungsbedarf von Familien ist den Krisenbegleiterinnen und Elternlotsinnen seit vielen Jahren bewusst. „Deshalb freuen wir uns auf die Unterstützung weiterer wellcome-Engel“, sagt Saskia Zimmerbeutel.
Eine erste Kontaktaufnahme kann sowohl per E-Mail an stormarn.mitte.sued@wellcome-online.de oder telefonisch unter der Rufnummer 01590/176 20 00 erfolgen. Sprechzeit im wellcome-Stützpunkt Siek ist jeden Mittwoch in der Zeit von 11 bis 13 Uhr. Weitere Informationen finden sich auf der Homepage unter www.wellcome-online.de.