Ahrensburg. Peter Grischke wurde während der Spiele seiner Mannschaft kritisiert – vom Vorgänger und jetzigen Sportlichen Leiter.

Auch einen Tag nach dem Landesligaspiel gegen den SC Vier- und Marschlande (3:3) gab es beim Ahrensburger TSV Redebedarf. Es wurden Telefonate geführt, Gespräche für die kommenden Tage vereinbart. „Die sportliche Situation nagt an uns. Die Nerven liegen blank“, sagt Jens Gohlke, Ligaobmann und Pressewart der Ahrensburger Leistungsfußballer.

Gohlke ist ein Urgestein im Verein, lief früher selbst für die Fußballmannschaft auf und bekleidete seither unterschiedliche Ämter. Er ist ein Freund der klaren Worte, in erfolgreichen Phasen ebenso wie in Krisenzeiten. Jetzt ist er als Vermittler gefragt. Als Vermittler zwischen dem aktuellen Cheftrainer Peter Grischke (28) und dessen direktem Vorgänger Matthias Nagel (53), der mittlerweile als Sportlicher Leiter beim ATSV aktiv ist.

Sportlicher Leiter kritisiert Trainer gut hörbar für Umstehende

Am Rande des turbulenten und am Ende wieder mal enttäuschenden Spiels gegen den SCVM traten Meinungsverschiedenheiten zwischen Grischke und Nagel zutage, nicht zum ersten Mal. Schon in der Vergangenheit war es während einer laufenden Partie zu einer Auseinandersetzung gekommen, vor den Augen und Ohren von Zuschauern, Spielern und Pressevertretern. Diesmal entzündete sich der Konflikt an einer Personalentscheidung in der Schlussphase: Grischke wechselte den erschöpften Benedikt Neumann-Schirmbeck aus. Nagel hätte eine Auswechslung des seiner Meinung nach noch erschöpfteren Dennis Sailer bevorzugt – und brachte das auch genervt zum Ausdruck, mehrfach und gut hörbar für Umstehende, auch nach dem späten Gegentor, das den im Abstiegskampf dringend benötigten Heimsieg kostete.

Chefcoach Peter Grischke: Das missfällt mir, das habe ich öfter angesprochen

Vom Hamburger Abendblatt direkt nach dem Abpfiff auf die Szene angesprochen, gab der kritisierte Chefcoach Grischke ein bemerkenswertes Statement ab: „Das kommt von Vereinsoffiziellen, die hier mal eine Zeit als Trainer aktiv waren. Das missfällt mir, das habe ich öfter angesprochen, das möchte ich nicht erleben“, sagte der ehemalige Torwart, der früher von Nagel trainiert wurde. Gemeinsam mit seinen beiden Co-Trainern treffe er Personalentscheidungen, die in der gegebenen Situation das Beste seien.

„Wenn man dann sagt, dass der Wechsel falsch war, frage ich mich, ob ich ein anderes Spiel gesehen habe. Es war nicht so, dass der Trainer dumm gewechselt hat und wir dadurch das Spiel verloren haben. Das ist totaler Schwachsinn. Und wer das meint, kann gerne zu mir kommen und aufhören, woanders rumzusabbeln.“ Grischke wählte die Worte unter dem Eindruck des gerade erst zu Ende gegangenen Spiels, aber er wählte sie bewusst. „Das kann man gerne genau so in die Zeitung schreiben“, betonte er, „weil es mir nur noch auf den Sack geht.“

Untergräbt der erfahrene Ex-Coach und Funktionär die Autorität seines jungen Nachfolgers?

Während des Spiels sei er ein Fan, sagt Matthias Nagel, vielleicht denke er auch noch zu sehr als Trainer.
Während des Spiels sei er ein Fan, sagt Matthias Nagel, vielleicht denke er auch noch zu sehr als Trainer. © Unbekannt | Henrik Bagdassarian

Indirekt stellte Grischke sogar die Fortsetzung seiner Arbeit infrage: „Jeder kann diesen Job machen. Dann soll er zu mir kommen und sagen: ‚Peter, du bist es nicht, ich bins‘. Dann kann eine Vereinsführung das hier entscheiden und kann auf mich zukommen und sagen: ‚Du bist es nicht mehr‘. Aber so lange möchte ich hier keinen einzigen mehr von außen hören, der über unsere Arbeit redet, während er mich nicht im Vier-Augen-Gespräch kritisieren kann. Das ist nämlich ein Thema, das ist unfassbar unverschämt.“

Nun ist Matthias Nagel dafür bekannt, emotional aufzutreten. Und in der Abteilung hochgeschätzt für seine unbestrittenen Verdienste als Trainer und als Funktionär. Doch untergräbt er nun die Autorität seines jungen Nachfolgers, wenn er wiederholt Personalentscheidungen kritisiert und in Zusammenhang mit schlechten Ergebnissen bringt?

Nein, sagt Nagel am Montag auf Abendblatt-Anfrage und betont: „Ich glaube, dass Peter Grischke genügend Autorität in der Mannschaft hat, die er sich durch seine Arbeit über die letzten Monate verdient hat. Ich finde die Arbeit gut, die das Trainerteam macht.“

Ligaobmann: Wir haben in den letzten Wochen kein glückliches Bild nach außen abgegeben

Während des Spiels sei er ein Fan, sagt Nagel, vielleicht denke er auch noch zu sehr als Trainer. „Man fiebert mit und dann sage ich auch mal: ‚Das hätte ich anders gemacht.‘ Aber das ist normal, damit musste ich in meiner Zeit als Trainer auch umgehen.“

Ligaobmann Gohlke sieht die Situation etwas kritischer. Er sagt: „Wir haben in den letzten Wochen und ganz besonders während des Spiels gegen Vier- und Marschlande kein glückliches Bild nach außen abgegeben, weil es manchmal so aussieht, dass Matthias Nagel als Sportlicher Leiter seinen Trainer zu stark in die Pflicht nimmt.“

Zeitnah werde es ein Gespräch unter sechs Augen geben, kündigt Gohlke an. „Wenn Peter Grischke vom Sportlichen Leiter kritisiert wird und die Fans das mitbekommen, ist das unschön. Das wird es in der Form nicht wieder geben.“

Dass es auf einen Machtkampf bei Ahrensburgs Fußballern hinausläuft, schließen die beiden Funktionäre aus. „Matthias Nagel und ich stehen beide hinter dem Trainer“, sagt Gohlke. Nagel: „Der Trainer steht nicht zur Disposition.“ Wie Peter Grischke selbst reagiert, werden die nächsten Tage zeigen.