Steinburg. Stormarner beenden Winterpause mit Sieg beim VfB Lübeck II. Torwart Marcel Gevert hält Elfmeter. Torge Maltzahn verletzt sich.

Nach vielen guten Aktionen war es die letzte Entscheidung, mit der Evgenij Bieche seinen SV Eichede doch mal kurz in Schwierigkeiten brachte. Weil er ein leichtes Ziehen verspürte, bat der Offensivmann der Oberligafußballer in der 73. Minute während des Jubels über Eichedes Treffer zum 4:1 (2:0)-Endstand um seine Auswechslung, setzte sich direkt auf die Bank – und überrumpelte damit das Trainergespann, das noch keine Einwechslung vorbereitet hatte. Weil dem Schiedsrichter das Prozedere schließlich zu lange dauerte, musste der SVE gegen den VfB Lübeck II in Unterzahl agieren.

Die Stormarner konnten die kleine Kuriosität gelassen hinnehmen. „Ich hatte leichte Blessuren von vergangener Woche, und es hat wieder in die Wade reingezogen. Deshalb wollte ich einfach auf Nummer sicher gehen“, sagte Bieche nach dem Auswärtssieg, den er mit einem Doppelpack eingeleitet hatte. Es war der erhoffte und im Titelrennen dringend benötigte Auftakt in das Punktspieljahr, das im Idealfall sogar den Aufstieg in die Regionalliga bringen soll.

Evgenij Bieche schießt den SV Eichede mit 2:0 in Führung

So weit denkt man in Eichede zu diesem Zeitpunkt allerdings auch nach dem geglückten Kaltstart nicht laut. „Nach drei Monaten Pause muss man erst mal wieder so gut starten. Insgesamt war es ein souveräner Sieg“, sagte Kapitän Nico Fischer. Ähnlich äußerte sich der Coach. „Wir haben 4:1 gewonnen, ich bin superzufrieden. Auch ein 1:0 hätte mir völlig gereicht, man muss erst mal wieder reinkommen gegen einen Gegner, der sehr heiß und hungrig ist“, sagte Cheftrainer Paul Kujawski.

Matchwinner Bieche sprach von einer starken Teamleistung: „Das erste Tor war der Brustlöser. Jetzt hoffen wir, dass wir eine Serie hinlegen können.“ Und weiter: „So ein Spiel hätten wir am Anfang der Saison vielleicht noch verloren. Die Mannschaft wird immer erfahrener, das merkt man von Woche zu Woche.“ Der SVE befreite sich in Lübeck zweimal aus durchaus kritischen Phasen.

Tom Wittig verwandelt Elfmeter souverän zum 3:0

Es war ein überaus reifer Auftritt der jungen Mannschaft. Da war zum einen die Reaktion auf die erste halbe Stunde, in der es hüben wie drüben keinerlei Höhepunkte gab. Dem SVE fehlten häufig Genauigkeit und Dynamik, nicht aber Geduld und Effizienz: Nach einer einstudierten Einwurfvariante traf Bieche mit der ersten Torchance zur Führung (34. Minute). Die zweite Gelegenheit nutzte abermals Bieche etwas glücklich mit einem abgefälschten Schuss aus halblinker Position (44.).

Auch am 3:0 unmittelbar nach dem Seitenwechsel hatte Bieche, der mit Eichede schon in der Regionalliga spielte, seinen Anteil: Der „Zehner“ bediente Mittelstürmer Kay-Fabian Adam, der nur mit einem Foul zu stoppen war. Den Elfmeter verwandelte Tom Wittig souverän (47.).

Torhüter Gevert ahnt, wohin der Lübecker den Strafstoß schießt

Danach folgte eine zweite Phase, in der leise Zweifel am Auswärtssieg aufkamen. Denn während sich die Gäste offensichtlich etwas zu sicher fühlten, kam der bis dahin gänzlich harmlose VfB Lübeck II auf. „Das 3:0 hat uns nicht gutgetan, danach haben wir verwaltet, was überhaupt nicht die Marschrichtung war“, sagte Kujawski später. „Ich hätte es mir ein bisschen kontrollierter gewünscht.“

Nach einer Ecke konnte Eichedes Keeper Marcel Gevert mit seiner ersten Parade im neuen Jahr noch retten. Nach einem abgeblockten Schuss und dem Abstauber von Fawaz Kassimou stand es plötzlich nur noch 3:1 (62.). Nur wenige Minuten später hätte es richtig eng werden können. Nach einem leichten Stoß von Marc Pichelmann gegen Keenon Erfurth bekamen die Lübecker einen zweifelhaften Elfmeter zugesprochen. Doch Gevert parierte den in die linke Ecke geschossenen Strafstoß von Erfurth (66.).„Ich habe mir den Schützen angeschaut und schon gesehen, dass er sehr unsicher ist“, sagte der Torhüter später. „Er hat kein einziges Mal hochgeguckt, die ganze Zeit nur auf den Ball geschaut, wirkte überhaupt nicht entschlossen. Dann ist für einen Rechtsfuß die linke Ecke oft die Wahl. Das sind natürlich die schönen Momente als Torwart, wenn man lange nichts zu tun hat und dann doch noch wichtig wird.“

Torge Maltzahn muss vier Minuten nach Einwechslung wieder raus

Der gehaltene Elfmeter wirkte wie ein Wachmacher auf die Stormarner, die sofort wieder das Tempo anzogen, eigene Torabschlüsse suchten und nach Vorlage von Adam durch Niko Hasselbusch (74.) alles klarmachten.

In den Jubel mischte sich ganz am Ende aber auch Sorge. Eichede-Urgestein Torge Maltzahn (36) gab in der 82. Minute sein Comeback nach langer Verletzungspause. Nach nur drei Minuten rutschte der Routinier im Zweikampf leicht weg und musste mit Schmerzen am rechten Oberschenkel direkt wieder raus. Maltzahn: „Es fühlt sich schlimmer an als eine Zerrung.“

SV Eichede: Gevert – Fischer, Ostermann, Vollrath – Pichelmann (78. Arndt) – Ehlers (82. Maltzahn/86. Grage), Meyer – Hasselbusch, Bieche (75. Fichtner), Wittig (78. Henk) – Adam