Bargteheide. Handballfrauen machen mit 24:17 in Gettorf Landesligatitel und Aufstieg perfekt. Dabei war der Trainer nervös wie selten

Die letzte entscheidende Aufgabe der Saison war eine kulinarische: Mit einem Tross von 40 Leuten mussten die Handballerinnen des TSV Bargteheide mit ihren Trainern, mitgereisten Eltern und Fans einen Platz im Restaurant finden, spontan, in einer fremden Stadt. „Das war gar nicht so leicht“, sagte Chefcoach Andreas Frank. Aber auch diese Hürde nahm das Team aus Stormarn und feierte den vorzeitig gesicherten Meistertitel bei einem Griechen in Kiel.

Mit einem 24:17 (14:7) bei der HSG Gettorf/Osdorf hat das junge Handballteam, das seit der Jugend zusammenspielt, sein nächstes Meisterstück geliefert. Erst vor wenigen Wochen waren die Bargteheiderinnen vom Kreissportverband zum Team des Jahres gewählt worden – und sie gewinnen einfach immer weiter. Mit dem Landesligatitel steht auch der direkte Durchmarsch in die Schleswig-Holstein-Liga fest, drei Spieltage vor Saisonende. Seit nunmehr 500 Tagen ist der TSV unbesiegt.

Bargteheide musste innerhalb von 20 Stunden zweimal spielen

Ein Selbstläufer ist das aber nicht, sondern immer wieder harte Arbeit, besonders an diesem Doppelspieltag. 20 Stunden vor der Partie in Gettorf waren die Stormarnerinnen schon daheim gegen den Suchsdorfer SV gefordert, gewannen 29:21 (14:11). Zeit zur Regeneration blieb danach kaum, zudem lag eine von krankheitsbedingten Ausfällen geprägte Trainingswoche hinter dem Team. „In Gettorf war ich so nervös wie selten“, verriet der Trainer. „Ich wusste nicht, ob wir sie körperlich noch mal hochgepusht kriegen.“

Gegner gratulierte mit Champagner und Schokolade

Die Antwort gab das Team sofort: Nach einer Viertelstunde stand es schon 10:2, in der Folge geriet der Auswärtssieg nie mehr in Gefahr und die Feierlichkeiten konnten beginnen. Die Gegnerinnen halfen mit, statteten den TSV direkt nach dem Abpfiff mit einer Flasche Champagner und Schokolade aus.

Schampus zu trinken, das ist den meisten Spielerinnen erst seit Kurzem überhaupt erlaubt. Im Team spielen sieben 18-Jährige, eine noch größere Gruppe an 19-Jährigen und ein Trio, das mit jeweils 23 Jahren schon die „Oldie-Riege“ darstellt. Der positive Jugendwahn ist es, was die seit einigen Jahren verfolgte Ausrichtung des TSV Bargteheide zu einem besonderen Projekt macht. Frank setzt radikal auf den Nachwuchs, obwohl es den Teenagerinnen im Damenbereich eigentlich noch an Physis mangelt. „Viele befinden sich ja noch im Wachstum, besonders muskulär. Wir sind körperlich oft unterlegen, müssen das alles mit Tempo und spielerischen Ideen wettmachen“, sagte Frank.

Auch die A- und B-Jugend spielen eine gute Saison

Der Coach trainiert nach wie vor auch die weibliche A-Jugend, die als Tabellensechster eine gute Saison in der Oberliga spielt. Und auch die B-Juniorinnen brillieren: Das Team von Trainer Michael Repky führt kurz vor Saisonende die Tabelle in der Schleswig-Holstein-Liga uneinholbar mit 16:2 Punkten souverän an.

Dabei deuteten die Vorzeichen zu Saisonbeginn nicht auf einen derartigen Lauf hin. Wichtige Spielerinnen verließen die B-Jugend zu den A-Junioren beziehungsweise weil sie ins Ausland gingen, das Team musste sich erst neu finden. Das funktionierte schnell, sowohl in der Vorrunde als auch in der fast abgeschlossenen Hauptrunde gab es jeweils nur eine Niederlage.

„Wir haben keine Stars, sondern ausschließlich Teamplayer. Das macht unsere große Stärke aus“, sagte Repky. Nach dem jüngsten 24:15 bei der HSG Tarp/Wanderup ist dem TSV Platz eins in der Hauptrunde nicht mehr zu nehmen. Weil sich der Verband einen speziellen Modus ausgedacht hat, ist der Titelgewinn trotzdem noch nicht sicher. Ende April folgt ein Finale gegen den Tabellenzweiten HSG FONA. „Der Verband will damit ein Highlight am Saisonende setzen. Für uns ist das natürlich ein bisschen ärgerlich, aber wir nehmen das an“, sagte Repky.

Frauenteam soll mit zwei externen Zugängen verstärkt werden

Um vergleichbare Projekte in Norddeutschland zu finden, muss man schon ins obere Regal greifen und in die Vergangenheit blicken. Der MTV Heide marschierte einst mit einem ähnlichen Jugendkonzept bis in die 2. Bundesliga. Auch die große Zeit des Buxtehuder SV begann ähnlich, ein junges Team schaffte den Sprung bis in die 3. Liga, ehe es namhaft extern verstärkt wurde. „Was wir hier machen, ist wirklich selten“, so Frank.

In Bargteheide wachsen die Bäume nun nicht in den (Bundesliga)-Himmel, etwas höher soll es aber auf jeden Fall noch gehen. Ob der nächste direkte Aufstieg von der SH- in die Oberliga ein realistisches Ziel ist, könne man aktuell aber noch nicht abschätzen, sagte Frank. „Durch die Umstrukturierungen in den oberen Ligen werden starke Teams in die SH-Liga absteigen. Da müssen wir abwarten, wie wir uns zurechtfinden.“ Trainerteam und der aktuelle Kader bleiben komplett zusammen. Mit zwei Neuzugängen will Frank das Team punktuell verstärken.

Es bleiben drei letzte Landesligaspiele. Am kommenden Sonntag, 26. März, empfängt der Meister in der DBS-Halle den TuS Aumühle-Wohltorf. Nach dem Auswärtsspiel bei den HSG Tills Löwen (2. April) darf zum Abschluss nochmal vor eigenem Publikum gegen den THW Kiel gefeiert werden (30. April). Für ein anschließendes Essen wird sicherlich gesorgt sein. Schließlich hat der TSV bislang jede sportliche und kulinarische Aufgabe gemeistert.