Reinbek. Reinbeker Fußballclub verpflichtet neun Zugänge im Alter von 17 bis 21. Darunter sind auch drei Söhne von früheren Spielern.
Den letzten Schritt seiner Verjüngungskur vermeldete der FC Voran Ohe rund eine Woche vor dem Start der neuen Landesligasaison. Neuverpflichtung Nummer neun heißt Tom Schweißing und ist 18 Jahre alt. Der Innenverteidiger lernte das Fußballspielen in Reinbek, ehe er in die Talentschmiede des Eimsbütteler TV wechselte. Nun soll er am Amselstieg für frischen Wind sorgen – und mit ihm acht andere Neuzugänge, die allesamt 21 oder jünger sind.
Neues Gesicht, bekannter Name. Schweißings Vater Oliver lief in den 1990er-Jahren für den FC St. Pauli auf, mit dem er in die Bundesliga aufstieg. Als er im Herbst seiner Laufbahn zur TuS Dassendorf ging, spielte er auch gegen Matthias Wulff, den heutigen Oher Trainer. Dieser kann sich noch gut an den Ex-Profi erinnern und hat bei dessen Sohn Parallelen entdeckt. „Sehr robust und dynamisch. Da gibt es fußballerisch einige Ähnlichkeiten“, berichtet der Coach.
1,98-Meter-Mann Chris-Ulrich-Schulz ist der Turm im Sturmzentrum
Überhaupt ruhen auf dem Sprichwort „Wie der Vater, so der Sohn“ die Oher Hoffnungen für die nächsten Jahre. Mit Chris-Ulrich Schulz (18/Sturm), Max Tautz (18/defensives Mittelfeld) und Jasper König (17/Innenverteidigung) holte der Verein auf einen Schlag drei seiner ehemaligen Jugendspieler vom TSV Glinde zurück, dessen Väter allesamt früher die Stiefel für den FC Voran schnürten.
Die Teenager sollen die nötige Zeit bekommen, sich im Herrenbereich zu akklimatisieren, bekommen gleichzeitig aber eine klare Perspektive aufgezeigt. Das Trio stand im Pokalspiel bei Preußen Hamburg (10:1) in der Startelf. Chris-Ulrich Schulz, der vier Tore erzielte, könnte mit seinen 1,98 Metern mittelfristig das Vakuum im Sturmzentrum lösen. Die Gene dafür hat er: Sein Vater und auch sein Großvater gingen für Ohe auf Torejagd.
Durchschnittsalter sinkt von 25,6 auf 23,8 Jahre
Der 17-jährige Jasper König hat sogar direkt einen Platz im Mannschaftsrat bekommen. „Er ist für sein Alter unglaublich weit im Kopf, sehr reflektiert, und er übernimmt schon Verantwortung“, sagt Trainer Wulff über den Abwehrspieler, der in der Glinder Jugend jahrelang die Kapitänsbinde trug.
Was die Verpflichtung der neun Neuen in Zahlen bedeutet, führte der Verein in einer Auswertung genau auf: „Somit sind sämtliche Neuzugänge in diesem Jahr zwischen 17 und 21 Jahren alt und kommen direkt aus der Region. Das Durchschnittsalter unseres Kaders liegt nun bei 23,8 Jahren (Vorjahr 25,6), wobei 14 unserer Kaderspieler 23 Jahre oder jünger sind.“
Junge Spieler aus der Region sollen die Identifikation stärken
Hübsche Statistikspielereien, hinter denen allerdings eine langfristige Strategie steht. „Das ist der zweite Entwicklungsschritt“, sagt Matthias Wulff. „Vor einem Jahr haben neun sehr gestandene Spieler aufgehört, weshalb wir damals neben einigen jungen Leuten auch mehrere erfahrene Kräfte geholt haben. Dadurch hat sich die Hierarchie verschoben. Jetzt wollen wir mit den jungen Spielern aus der Region die Identifikation stärken. Das ist bei einem Dorfverein unheimlich wichtig.“
Es gehe darum, eine Nachhaltigkeit herzustellen und die neue Generation aufzubauen – für die Zeit, wenn sich prägende Figuren wie Kapitän Daniel Walek oder seine Stellvertreter Oliver Franz und Daniel Gläser mal zurückziehen.
Die beiden Torhüter bekommen zum Saisonstart jeweils zwei Einsätze
Dass viele der neuen Talente direkt konkurrenzfähig sind, zeigt sich auch ganz hinten im Tor. Dort liefert sich Justyn Schmidt (18) einen echten Zweikampf mit dem bisherigen Stammkeeper Ubai El Kahil. Zum Saisonstart werden beide Kandidaten jeweils zwei Einsätze bekommen, danach soll die Entscheidung über die Nummer eins fallen.
„Im Moment sehen wir beide auf Augenhöhe“, sagt Wulff, der auch nach der Entscheidung für einen Stammkeeper keine Konflikte befürchtet. „Das Schöne ist, dass die beiden untereinander eine gute Beziehung aufgebaut haben, woran Torwarttrainer Holger Wyrwinski großen Anteil hat. Beide werden sich hundertprozentig gut verhalten, auch wenn sie auf die Bank müssen.“
Trainingslager in Plön hat auch taktisch einen Schub gebracht
Für die rasche Integration der vielen Neuankömmlinge reisten die Oher zum Beginn der Vorbereitung ins Trainingslager nach Plön. „Da waren nahezu alle Spieler dabei, und wir konnten auch schon taktisch einen Schub machen“, sagt Wulff.
Ein Sieg im ersten Testspiel (5:2 beim SC Schwarzenbek) und ein ordentlicher Auftritt beim Vorbereitungsturnier in Glinde rundeten die guten ersten Eindrücke ab. Später gab es auch das eine oder andere Tief. „Die Vorbereitung ist in Wellen verlaufen, wie es ja meistens ist“, sagt Wulff. „Zwischendurch gab es eine Schwächephase, auch durch die hohe Belastung. In der Phase haben wir in den Freundschaftsspielen zu viele Gegentore gefangen. Spielerisch, taktisch und vom Fitnesslevel her haben wir trotzdem im Vergleich zum letzten Sommer deutliche Fortschritte gemacht.“
Bis Ende August will die Mannschaft eine Mindestpunktzahl erreichen
Diese Fortschritte sollen und müssen sich dann auch in den Ergebnissen der kommenden Punktspiele widerspiegeln. Das erste klare Ziel ist eine deutlich bessere Performance als in den ersten fünf Spielen der vorigen Saison. Der Fehlstart mit fünf Niederlagen in Folge beschäftigte die Oher noch lange – und wäre in der nun deutlich stärkeren Landesliga Hansa womöglich nicht mehr so leicht auszubügeln.
„Der Start ist unglaublich wichtig“, betont Wulff. „In dieser Staffel wird es keine leichten Spiele geben. Ich sehe keinen echten Abstiegskandidaten.“
Erstes Punktspiel beim schwer einzuschätzenden Aufsteiger TSV Sasel II
Eine klare Vorgabe, wohin es in dieser Saison gehen soll, macht Voran Ohe auch intern nicht. Wulff: „Wir vereinbaren nur Etappenziele. Bis Ende August haben wir uns eine bestimmte Mindestpunktzahl vorgenommen.“
Welche Spieler aus der Abteilung „Jugend forscht“ dabei tatsächlich schon eine echte Hilfe sind, wird sich erstmals im Hamburger Nordosten zeigen. Zum ersten Spiel der Landesligasaison fahren die Stormarner zum schwer einzuschätzenden Aufsteiger TSV Sasel II. Anpfiff am Saseler Parkweg ist am Sonnabend, 30. Juli, um 13.15 Uhr.
Abgänge: Niklas Hoffmann, Sören Salzbrunn, Stanislaw Lenz (alle auf Abruf), Phil Krieter (SC Wentorf), Luca Schulz (TSV Bargteheide);
Zugänge: Justyn Schmidt, Jasper König, Maximilian Tautz, Chris-Ulrich Schulz (alle TSV Glinde U18), Niklas Reimers (SV Nettelnburg-Allermöhe), Tim Schmidt (SV Curslack-Neuengamme), Marcel Damaschke (GKS Przodkowo/Polen), Ruben Til Schulze (TuS Aumühle-Wohltorf U19), Tom Schweißing (Eimsbütteler TV II U19);
weiter im Kader: Ubai El Kahil, Marcel Dieckmeyer, Tom-Philipp Müller, Til Kröcher, Oliver Franz, Daniel Gläser, Philipp Lorenzen, Daniel Walek, Marvin Schalitz, Marc Ohl, Munib Saqib, Mike Beldzik, Fabian Reimers, Muizz Saqib, Tom Lührs, Till Witmütz, Maxim Gassmann, Patrick Gordon, Timo Bressel, Oguzhan Acar, Marco Braesen