Reinbek. Auf diese Weise spart die Stadt rund 200.000 Euro an Steuern im Jahr. Das Geld soll in die Modernisierung des Hallenbads fließen.
Nachbarn sind sie seit Jahren, jetzt verschmelzen sie auch geschäftlich: Zum 1. Januar nächsten Jahres wird das Freizeitbad Reinbek eine hundertprozentige Tochter des E-Werks Sachsenwald. „Vier Jahre haben wir darauf hin gearbeitet. Jetzt ist es endlich soweit. Alle Gremien – von der Kommunalpolitik über die Finanzbehörden bis zum E-Werk – haben grünes Licht gegeben“, freut sich Bürgermeister Björn Warmer.
Bislang war das Bad an die Stadt Reinbek angedockt
Bislang war die Freizeitbad Reinbek Betriebsgesellschaft ein eigenständiges Unternehmen, angedockt an die Stadt Reinbek. Wie fast alle Hallenbäder arbeitet es defizitär und ist auf öffentliche Zuschüsse – im Jahr rund 500.000 Euro – angewiesen. Daran wird sich auch mit der Angliederung ans E-Werk Sachsenwald nichts ändern.
Allein die Kosten für Wärme sind enorm – sie betragen durchschnittlich 100.000 Euro pro Jahr. „Im Kernbereich des Hallenbads ist es konstant und rund um die Uhr 32 Grad warm, im Planschbeckenbereich sind es sogar drei Grad mehr“, sagt Freizeitbad-Geschäftsführer Holger Kehl. Die Wärme liefert schon jetzt das benachbarte Blockheizkraft des E-Werks.
Hintergrund für den Betreiberwechsel ist steuerlich bedingt
Zukünftig wird die Zusammenarbeit also noch enger. Darauf freuen sich Holger Kehl und sein 17-köpfiges Team.
An der Mitarbeiterstruktur wird sich nichts ändern, der finanzielle Spielraum aber könnte zukünftig größer werden.
Hintergrund für den Betreiberwechsel zwischen Stadt und E-Werk ist ein steuerrechtlicher.
„Der Gesetzgeber hat durch den steuerrechtlichen Querverbund die Möglichkeit geschaffen, Gewinne und Verluste von zwei Gesellschaften miteinander zu verrechnen“, sagt Holger Kanitz, Geschäftsführer vom E-Werk.
Verluste des Bads werden mit den Gewinnen des E-Werks verrechnet
Die Verluste des Freizeitbads sollen mit den Gewinnen des E-Werks als Versorger von Strom, Wärme und Gas zusammengeführt werden. „Nur mit den Gewinnen der Stadt Reinbek. Die anderen Gesellschafter – die Stadt Glinde, die Gemeinden Wentorf, Oststeinbek und Barsbüttel, die Thüga Aktiengesellschaft aus München und die Service Plus GmbH aus Neumünster – sind außen vor“ , betont Kanitz.
Er sieht den Wechsel „als Dienst am Bürger“ und als eine gängige Praxis in vielen Kommunen. „Eine Win-win-Situation“, freut sich Warmer, denn dadurch sinkt die Steuerlast der Stadt um 200.000 Euro pro Jahr.
Steuerersparnis soll ins Bad fließen
„Geld, das hoffentlich wieder dem Freizeitbad für Investitionen zur Verfügung steht“, sagt Warmer. Denn der Zahn der Zeit hat auch an dem Bad aus dem Jahr 1979 genagt.
„Wir stecken jedes Jahr rund 100.000 Euro in Instandsetzung, Renovierung und Neuanschaffung wie das neue Solevitarium, doch mehr als zehn Millionen Badegäste in 42 Jahren Betrieb hinterlassen ihre Spuren“, sagt Holger Kehl.
Bad auch außerhalb Reinbeks sehr beliebt
Das Bad mit seinen 900 Quadratmetern Wasserfläche, aufgeteilt auf fünf Becken, hat eine große Magnetwirkung weit über Reinbek hinaus. Die meisten Gäste kommen zwar aus Reinbek und Wentorf, aber auch Familien aus Bergedorf, Billstedt und Schwarzenbek schätzen den großen, modernen Kleinkindbereich, die 70 Meter lange Wasserrutsche und die noch relativ günstigen Eintrittspreise.
Ein Erwachsener zahlt für den Eintritt 5 Euro. Im benachbarten Billebad in Bergedorf sind es 1,60 Euro mehr. Die Andockung ans E-Werk hat erstmal keinen Einfluss auf die Preise: „Im nächsten Jahr bleibt alles, wie es ist“, verspricht Kehl.
Im Jahr 2019 zählte das Freizeitbad 180.000 Gäste, im vergangenen Jahr ist diese Zahl nach einem halben Jahr Schließzeit um mehr als die Hälfe auf rund 80.000 Besucher eingebrochen. „Auch in diesem Jahr wird die Bilanz nicht viel besser ausfallen. „Denn mit den strengen Hygieneauflagen und mit 2G dürfen nicht mehr als 305 Gäste zeitgleich ins Bad. Im Saunabereich sind es sogar nur 20 Besucher“ , sagt Kehl.
Stadt subventioniert jedes Ticket aktuell mit zehn Euro
Noch zahlt die Stadt drauf. Wird in normalen Zeiten jeder Ticketkauf zwischen 2,80 und 3,50 Euro bezuschusst, sind es momentan zehn Euro pro Ticket. „Und das ist immer noch deutlich weniger als in anderen städtischen Schwimmbädern“, weiß Kanitz.
Irgendwann aber ist auch die Corona-Krise vorbei, und dann wird die Zahl der Badegäste wieder steigen. Insbesondere dann, wenn das Freizeitbad samt Saunabereich modernisiert ist. Das wünschen sich Holger Kehl und Björn Warmer.
Gutachten für eine Modernisierung soll 2022 erstellt werden
Ein Grundstock wäre mit der Steuerersparnis von 200.000 Euro im Jahr gelegt. Am Ende aber entscheidet die Politik. Wie und wohin die Reise gehen könnte, soll ein umfassendes Gutachten klären, das im nächsten Jahr erstellt werden soll.
„Wir werden nicht andere Einrichtungen wie das neu Spa in Glinde kopieren. Unser Kernbereich liegt im Wasser“, sagt Kehl. Ein weiteres Angebot, das er gern ausbauen möchte, sind die Schwimmkurse. Da kann sich das Bad momentan vor Anfragen nicht retten.