Wohltorf. Die einstige Waldfläche beim Naturbad ist verschwunden. Dafür wächst ein neuer Laubwald. Japanischer Knöterich bereitet Probleme.

Viele Gäste des Naturbades Tonteich sind entsetzt: Denn die Waldfläche gegenüber dem Eingang ist verschwunden. „Das ist ja alles weg“, rief eine Radfahrerin Dienstagvormittag entgeistert aus. Doch keine Sorge: Der hohe Zaun, der das etwa 0,6 Hektar große Areal umfasst, schützt dort etwa 3500 junge Bäume und Sträucher gegen den Wildverbiss. Eichen, Buchen, Kirschen und Ahorn wurden bereits im April gepflanzt.

„Der wird jetzt ungefähr zehn Jahre stehen bleiben“, erklärt Förster Siegfried Roelcke. Denn so ein neuer Laubwald brauche seine Zeit, um sich zu entwickeln. Er hat den Waldumbau im Auftrag eines Privateigentümers geplant. Eigentlich ist der ehemalige Förster der Bismarcks mit 77 Jahren längst pensioniert. Aber er kann es nicht lassen: „Wir haben so einen schönen Beruf“, sagt er und so kommt die Umgebung doch noch in den Genuss seines umfangreichen Wissens.

In Wohltorf wird ein einstiger Wald umgebaut

„Im ersten Jahr wachsen diese 60 Zentimeter bis ein Meter hohen jungen Bäume noch nicht so viel“, weiß er. „Aber wenn sie erstmal Fuß gefasst haben, geht es ganz schnell, da können sie schon einmal einen Meter pro Jahr wachsen.“ Der Boden sei ideal für den geplanten 100-prozentigen Laubwald.

Das Holz der Sitkafichten, die hier im Herbst geschlagen worden waren, ist längst verkauft, das Gelände gemulcht. 10.000 Euro kostet es, einen Hektar in Laubwald umzuwandeln. Und die Pflege für die nächsten zehn bis 15 Jahre kommt noch hinzu. „Die Sitkafichten wären leider sowieso eingegangen. Sie waren durch Trockenheit geschwächt und von Schädlingen befallen“, stellt Siegfried Roelcke klar. Der Bestand sei bereits von der Sitkafichten-Laus, teils auch vom Borkenkäfer befallen gewesen. „Die gehören eigentlich auch überhaupt nicht hierher“, erklärt Siegfried Roelcke.

Aprilartiger Mai spendet den jungen Pflanzen ausreichend Feuchtigkeit

Siegfried Roelcke zeigt die Blätter des Japanischen Knöterichs, dessen Verbreitung nur schwer einzudämmen ist.
Siegfried Roelcke zeigt die Blätter des Japanischen Knöterichs, dessen Verbreitung nur schwer einzudämmen ist. © Susanne Tamm | Susanne Tamm

Für die junge Baumschule seien die Voraussetzungen jetzt eigentlich ideal: Der aprilartige Mai spendet den jungen Pflanzen ausreichend Feuchtigkeit. Ursprünglich wollte der Eigentümer auch seine benachbarte, etwa 0,3 Hektar große Wiese mit aufforsten oder dort zumindest eine Streuobstwiese anlegen lassen. Doch dort verhindert dies eine andere fremdartige Pflanze, der Japanische Knöterich (lat. Fallopia japonica).

Der Japan-Knöterich wächst bis zu drei Meter hoch und seine Bestände verdrängen Brennnesseln, Pestwurz und Zaunwinde. Pech: Während die zarten Blätter der jungen Bäume für das Rehwild eine Delikatesse sind, verschmäht es die Blätter des Japanischen Knöterichs. Weil der Neophyt sich dort – vermutlich durch illegal entsorgte Gartenabfälle – verbreitet, hat die Untere Naturschutzbehörde des Kreises Herzogtum Lauenburg jetzt vorerst ihre Genehmigung für diesen Teil der Aufforstung untersagt und stattdessen Auflagen erteilt: „Wir müssen die Wiese jetzt bis zu sechsmal im Jahr mähen, um dieses Kraut einzudämmen“, berichtet der Förster und zeigt die Blätter der Pflanze.

Chemie komme zur Bekämpfung aus ökologischen Gründen und wegen des unter Naturschutzschutz stehenden Billtal nicht infrage. Gartenabfälle illegal zu entsorgen, sei kein Kavaliersdelikt, stellt Roelcke fest. Dies habe ernsthafte Folgen für die Natur.

Schafbeweidung kostet rund 358 Euro pro Hektar

Der Japanische Knöterich etwa vermehrt sich – wie der Bambus – über sein Wurzelwerk, sogenannte Rhizome. Im Gegensatz zu dieser aus Asien stammenden Pflanze verbreiten sich seine Rhizome aber horizontal in bis zu zehn Zentimetern Stärke und in bis zu zwei Metern Tiefe. Daher ist ihnen über in die Erde reichende Trennwände nicht beizukommen.

„Für den Eigentümer entstehen so natürlich erhebliche Kosten“, erläutert der Förster. Auf der Website des Bundesamtes für Naturschutz, das von „Problemneophyten“ schreibt, heißt es: „Die Schwere der von ihnen verursachten Auswirkungen rechtfertigt sowohl eine strikte Vorbeugung als auch Bekämpfungsmaßnahmen. Durch Mahd kann der Knöterich zurückgedrängt werden.“ Dies sei in den ersten Jahren etwa acht Mal pro Jahr sinnvoll. Die Kosten dafür seien mit 2800 Euro pro Hektar ermittelt worden. Ähnliche Ergebnisse ließen sich durch Schafbeweidung erreichen, deren Kosten mit 358 Euro pro Hektar angegeben werden.

„Da die Pflanzen wegen ihrer großen Regenerationsfähigkeit nur mit großem Aufwand bekämpft werden können, ist genau zu prüfen, ob eine Bekämpfung Erfolgsaussichten hat, und ob im Einzelfall das Ziel den Aufwand rechtfertigt“, heißt es weiter auf der Internet-Seite. Der Fachdienst Naturschutz des Kreises Herzogtum Lauenburg war am gestrigen Dienstagnachmittag nicht mehr zu erreichen. Kreissprecher Tobias Frohnert betonte aber: „Gewöhnlich werden mit den Betroffenen Maßnahmen mit dem geringstmöglichen Aufwand besprochen. Denn selbstverständlich muss die Verhältnismäßigkeit gewahrt bleiben.“