Ahrensburg/Bad Oldesloe. Zwei Hamburger hatten 84-Jährige aus Bad Oldesloe als falsche Polizisten um 21.000 Euro betrogen. Wie ihre Strafe ausfiel.

Zwei falsche Polizisten sind am Donnerstag vor dem Schöffengericht des Amtsgericht Ahrensburg mit Bewährungsstrafen davongekommen – auch aufgrund einer reuevollen Geste. Im Gerichtssaal zahlten die Männer dem Opfer, einer 84-Jährigen aus Bad Oldesloe, einen Teil des gestohlenen Geldes zurück. Die Staatsanwaltschaft wirft Sadik B. und Adric Z. (alle Namen geändert) gewerbsmäßigen Betrug vor.

Die beiden 27 Jahre alten Männer aus Hamburg sollen Teil einer von der Türkei aus operierenden Bande gewesen sein, die mit verschiedenen Betrugsmaschen versucht, Geld von älteren Menschen zu erbeuten. Die 84-Jährige aus Bad Oldesloe hatte laut Anklage am Abend des 1. Februar 2020 einen Anruf von einem vermeintlichen Polizeibeamten erhalten, der behauptete, es gebe Ermittlungserkenntnisse, wonach Kriminelle einen Einbruch in ihr Haus planten. Zur Sicherheit solle sie Bargeld und Wertgegenstände einem Beamten übergeben. Dieser werde alles zu Versicherungszwecken fotografisch dokumentieren und ihr am Folgetag wieder zurückbringen.

Die Seniorin übergab Schmuck und Bargeld im Wert von 21.000 Euro

Die Seniorin schenkte der Masche Glauben und übergab einem vermeintlichen Polizisten, der wenig später an ihrer Haustür klingelte, 15 Krügerrand-Münzen, Schmuck und Bargeld im Wert von mehr als 21.000 Euro. Erst, als am Morgen des Folgetags niemand die Wertsachen zurückbrachte, wurde die 84-Jährige laut Staatsanwaltschaft misstrauisch und rief ihren Sohn an, der wiederum die echte Polizei alarmierte.

Bei dem Abholer soll es sich laut Anklage um Adric Z. gehandelt haben. Dieser wiederum soll von Sadik B., der als sogenannter Logistiker fungierte und das Bindeglied zu den Hintermännern in der Türkei war, angeworben worden sein. Der Bande auf die Spur seien Ermittler der Polizei in Frankfurt am Main gekommen, die später die Kollegen in Kiel informierten, sagte eine Kriminalbeamtin aus der Landeshauptstadt vor Gericht.

Ermittler aus Frankfurt gaben der Polizei den entscheidenden Hinweis

„Die Kollegen in Frankfurt haben das Mobiltelefon eines der Hintermänner in der Türkei im Zuge eines anderen Verfahrens überwacht“, sagte die Ermittlerin. Dabei sei auch ein Gespräch mit Sadik B. abgehört worden, bei dem die Tat in Bad Oldesloe geplant wurde. „Anschließend wurde auch sein Mobiltelefon überwacht und so der zweite Angeklagte als Mittäter identifiziert“, so die Kriminalbeamtin. Laut der Ermittlerin gab es später weitere Gespräche zwischen den Männern, bei denen mindestens eine weitere Tat im Raum Hannover geplant wurde. Diese sei jedoch nicht umgesetzt worden.

Zu Beginn legten beide Männer ein umfassendes Geständnis ab. „Ich möchte nichts bestreiten, ich bereue das, was passiert ist, in jeglicher Hinsicht“, begann Sadik B. Er sei damals in der Ausbildung und privatinsolvent gewesen. „Das viele Geld war zu verlockend, ich verurteile mich selbst dafür, dass ich das gemacht habe“, so der 27-Jährige.

Angeklagter gibt wichtigen Drahtzieher im Hintergrund preis

Anschließend schilderte B. ausführlich, wie es zu der Tat gekommen war. Ein Freund aus Berlin, der inzwischen in der Türkei lebe, habe ihn gefragt. Er selbst habe seinen Kumpel Adric Z. mit ins Boot geholt. Der Freund in der Türkei habe während des gesamten Tatverlaufs per Handy Instruktionen gegeben. Auch den Namen des Mannes gab Z. preis. „Er war zurzeit der Tat in Istanbul“, so der 27-Jährige.

Adric Z. äußerte sich nicht persönlich, sondern ließ über seine Anwältin ein Geständnis verlesen, in dem er hervorhob, von B. lediglich als Helfer angeheuert worden zu sein. Z. bekam so nach eigenen Angaben nur 450 Euro von der Beute, Sadik B. 4550 Euro. Der Rest sei von zwei Männern mit einem Auto mit Berliner Kennzeichen in Hamburg abgeholt worden.

Die Betrüger zahlen der Seniorin im Gerichtssaal einen Teil des Geldes zurück

Beide Männer beteuerten, es habe sich um eine einmalige Tat gehandelt, die sie wiedergutmachen wollten. Als das Opfer im Gerichtssaal aussagte, boten sie an, 450 Euro und 1000 Euro aus ihrem Ersparten zurückzuzahlen. „Das ist nur als erster Schritt gedacht“, sagte B.s Anwalt Andreas Beurskens. Auch die restliche Schuld wolle sein Mandat begleichen.

Die Seniorin zögerte, nahm das Geld schließlich aber an. Die Tat belaste sie bis heute, so die 84-Jährige. „Ich habe immer noch Angst.“ Das Gericht verurteilte Sadik B. trotz seiner 13 Vorstrafen zu einer zweijährigen Bewährungsstrafe. Zudem muss er die übrigen 19.000 Euro Beute in Raten an das Opfer zurückzahlen. Sein Komplize wurde wegen Beihilfe zu neun Monaten auf Bewährung verurteilt. Er muss zudem 100 Stunden gemeinnützige Arbeit leisten.

Reuevoller Auftritt gab für das Gericht beim Strafmaß den Ausschlag

„Bei Ihnen war es nicht einfach, noch zu einer bewährungsfähigen Strafe zu kommen“, sagte der Vorsitzende Richter Ulf Thiele in Richtung von Sadik B. Dessen reuevoller Auftritt vor Gericht habe ihn „gerettet“. In gewisser Weise seien die Angeklagten selbst von den Tätern im Hintergrund ausgenutzt worden, begründete Thiele das milde Urteil.