Ahrensburg. Mehrheit stimmt bei Stichwahl für Eckart Boege. Im Abendblatt-Interview blickt der Sieger nach vorn und wirft auch einen Blick zurück.

Miteinander – Anpacken für Ahrensburg. Dieser Slogan hat Bürgermeisterkandidat Eckart Boege (SPD) durch seinen Wahlkampf begleitet. Sobald der 43-Jährige Anfang Mai als Nachfolger von Michael Sarach (SPD) ins Rathaus einzieht, wird sich zeigen, ob er Wort hält. Die Bürger werden Boege unter anderem daran messen, ob er die verkrusteten Verwaltungsstrukturen auf den Prüfstand stellt, auf die Bedürfnisse der Ahrensburger eingeht, den Dialog mit allen Seiten sucht und die Finanzen der Stadt auf sichere Füße stellt. Dabei dürfte dem studierten Mathematiker sein Verständnis für Zahlen und Logik zupasskommen. Beim Blick auf den Schuldenberg der Stadt vergehe ihm „die Feierlaune schnell“, sagte Boege einmal. Derlei Gedanken rückten bei der Wahlparty in große Ferne, denn dort konnte man einen ausgelassenen Sieger erleben, der bei der Queen-Hymne „We Are The Champions“ mitsang und tanzte. Am Morgen danach erreichen wir ihn an seinem Arbeitsplatz bei einem Hamburger Energieversorger, für Boege ist es „ein ganz normaler Arbeitstag“.

Wie haben Sie nach diesem Abend voller Spannung und Freude geschlafen?

Eckart Boege Ganz wunderbar, nur etwas zu kurz.

Feiern Sie noch einmal im Familienkreis?

Wir werden bestimmt noch in der einen oder anderen Form feiern. Da es erst einmal darum ging, das Wahlergebnis abzuwarten, haben wir aber noch nichts Konkretes geplant.

Was hat ihrer Meinung nach dazu geführt, dass Sie gewonnen haben?

Am Ergebnis aus dem Bezirk Haus der Natur sieht man, dass die Stimmen der Grünen-Wähler auch eine Rolle gespielt habe. Und wir konnten die Leute, die mich beim ersten Mal unterstützt haben, mobilisieren, wieder zur Wahl zu gehen. Das sieht man zum Beispiel an den Stimmenergebnissen im Gartenholz.

Wäre Ihnen ein größerer Abstand zu ihrem Konkurrenten lieber gewesen?

Der Abstand beträgt 430 Stimmen. Hätten sich nur 216 Wähler anders entschieden, hätte ich nicht gewonnen. Das beweist, dass es sich lohnt, um jede einzelne Wählerstimme zu kämpfen. Ich sehe das auch als Ansporn, als Bürgermeister so zu arbeiten, dass der Vorsprung bei der nächsten Wahl größer wird.

Wie wollen Sie die Schreitmüller-Wähler von sich überzeugen?

Durch gute Arbeit und die intensive Kommunikation mit Bürgerinnen und Bürgern. Außerdem wird es um spür- und sichtbare Veränderungen gehen.

Welche Ahrensburger Politiker haben Ihnen gratuliert?

Ich habe ganz viele Nachrichten per SMS, per E-Mail, WhatsApp und die sozialen Medien bekommen, aber bisher leider noch nicht die Zeit gehabt, alle anzuschauen. Ich fand es sehr toll, dass Herr Schreitmüller mir am Abend noch persönlich gratuliert hat, ebenso wie Herr Sarach und Herr Bellizzi (FDP).

Was beschäftigt Sie im Hinblick auf Ihren neuen Job gedanklich zurzeit am meisten?

Dass es noch eine ganz schön lange Zeit bis dahin ist. Ich weiß, ich habe den Auftrag, kann aber noch nicht loslegen.

Wenn Sie in einem Bereich eine sofortige Verbesserung für die Ahrensburger erreichen könnten, welchen würden Sie wählen?

Eine bessere Erreichbarkeit des Rathauses und dass die Anliegen der Bürger zügig bearbeitet und erledigt werden.

Welche Dinge dürfen in Ihrem künftigen Büro nicht fehlen?

Vor allem eine passende Möblierung, um spontan mit anderen zu sprechen.

Kommen Ihnen manchmal Zweifel, ob Sie sich nicht zu viel aufgehalst haben?

Ich habe großen Respekt vor der Aufgabe und es ist keine Frage, dass es viel zu tun gibt. Das war meine Motivation zu kandidieren, da kann man auch viel erreichen.

Was war der schönste Moment für Sie am Wahlsonntag? Woran werden Sie sich im Rückblick auf jeden Fall erinnern?

Insgesamt betrachtet, in viele glückliche Gesichter zu schauen. Es haben so viele Leute viel investiert, da war es schön, die Freude darüber zu spüren, dass sich der Einsatz gelohnt hat. Und es war ein besonderer Moment, als meine Frau später wieder zur Feier hinzukam.

Das Bürgermeisteramt ist eine kräftezehrende Aufgabe. Wie halten Sie sich fit?

Ich ernähre mich ganz gut und habe einen gesunden Lebensstil. Zeit mit Familie und Freunden bewusst wahrzunehmen, gibt mir viel Kraft.

Apropos Familie: Wie kommt das an, dass sie künftig weniger Zeit für sie haben?

Es wird in jedem Fall mehr sein als in den letzten Wochen. Das war schon eine belastende Situation. Ich arbeite dann ja in Ahrensburg, wir überlegen noch, wie wir das organisieren. Meine Tochter hat schon gesagt, dann können wir auch mal zusammen zu Mittag essen.

Was sagt denn Ihr jetziger Arbeitgeber dazu, dass Sie ihn bald verlassen?

Dort gibt es Verständnis dafür, gerade weil man mich gut kennt und weiß, wie engagiert ich bin.

Was wollen Sie für besseres Klima bei den Sitzungen tun?

Ich habe schon Vorstellungen dazu, will aber zuerst das Gespräch mit allen Fraktionen suchen und dann schauen, was man gemeinsam erreichen kann.

Was möchten Sie unseren Lesern mitteilen?

Der große Zuspruch bedeutet mir viel, ist zugleich ein Ansporn für die nächsten Jahre. Mein Dank gilt auch den beiden anderen Kandidaten für den intensiven und fairen Wahlkampf, der ein Gewinn für Ahrensburg und die Demokratie war.