Ahrensburg. Umweltausschuss stimmt mehrheitlich für Verlängerung des Testbetriebs um zwei Jahre. Stadt übernimmt Kosten von 1,26 Millionen Euro.

Sie sind ein Teil des Ahrensburger Stadtbildes geworden, die weißen Autos des Fahrdienstes Ioki, die sonst aussehen wie die Taxis in London. Seit Dezember 2020 sind sie in der Schlossstadt unterwegs, um Fahrgäste zu befördern. Und nach dem Willen von Ahrensburgs Kommunalpolitik soll der Shuttle-Service auch 2022 und 2023 in der Stadt weiterfahren.

Die Stadtverordneten müssen noch zustimmen

So hat Ahrensburgs Umweltausschuss jetzt beschlossen, das Pilotprojekt „On-Demand-Verkehr Ahrensburg mit Ioki Hamburg“ in den beiden kommenden Jahren fortzuführen und weiter zu testen. Die Kosten in Höhe von rund 1,26 Millionen Euro sollen von der Stadt finanziert werden. Die Verwaltung soll zudem prüfen, ob das Fahrgebiet von Ioki um die Siedlung Daheim in Ammersbek und Teile des Ortsteils Schmalenbeck in Großhansdorf erweitert werden sollte.

Als Nächstes müssen nun noch der Bauausschuss und die Stadtverordneten zustimmen, damit der Betrieb des Fahrdienstes weitergehen kann. Nach dem positiven Votum des Umweltausschusses ist aber wahrscheinlich, dass sie ebenfalls zustimmen werden.

Ioki hat weder feste Fahrpläne noch Routen

Seit vergangenem Jahr sind fünf Elektroautos von Ioki in Ahrensburg unterwegs. Nutzer können den Service per App oder Telefon buchen und sich innerhalb des Stadtgebiets von einer beliebigen Adresse zu einem Haltepunkt bringen lassen oder umgekehrt. Es gibt keine festen Fahrpläne oder Routen.

Ahrensburg ist eines von zwei Testgebieten in Stormarn, das Projekt wird mit Fördergeld finanziert und wissenschaftlich begleitet. So wurde es bislang zu 100 Prozent mit Geld vom Bundesverkehrsministerium bezahlt. Diese Bundesförderung endet allerdings zum Fahrplanwechsel am 11. Dezember.

Fahrgastzahlen steigen seit Beginn monatlich

Der Umweltausschuss folgte mit seinem Beschluss dem Vorschlag der Stadtverwaltung, den Fahrdienst weiterhin in Ahrensburg anzubieten. Sie sieht ihn als klimafreundliche Ergänzung des Mobilitätsangebotes und zum öffentlichen Nahverkehr. Das Ziel ist unter anderem, dass die Bürger Letzteren häufiger nutzen, wenn sie mit Ioki besser zu Haltestellen und Bahnhöfen gelangen können.

„Ioki ist bekannt, hat ein positives Image und wird genutzt“, sagte Fachdienstleiter Ulrich Kewersun im Umweltausschuss. So seien bis zum Juli dieses Jahres bereits mehr als 20.000 Personen auf einer Strecke von mehr als 66.000 Kilometern befördert worden. Durch die Elektroautos seien dabei mehr als 30 Tonnen Kohlendioxid eingespart worden. „Die Fahrgastzahlen konnten seit Beginn monatlich gesteigert werden, im Juli 2021 waren es 3343 Passagiere“, so Kewersun.

Ziel ist langfristige Einrichtung des Fahrdiensts

Er verwies auf eine Umfrage der Technischen Universität Hamburg, nach der fast alle befragten Ahrensburger das Ioki-Angebot kennen und elf Prozent es nutzen. Die Verwaltung sei für eine Verlängerung des Testbetriebs um zwei Jahre, um noch mehr und aussagekräftigere Zahlen zur Nutzung zu erhalten. Dann könne mit dem Kreis Stormarn entschieden werden, den Fahrdienst zum Jahreswechsel 2024/2025 endgültig und langfristig einzurichten. Dies sei das Ziel.

Unterstützt wurde der Weiterbetrieb von Ahrensburgs Behindertenbeirat. „Wir sind uneingeschränkt dafür“, sagte dessen Vertreter Henning Rohwedder. „Ioki ist nach unseren Erfahrungen pünktlich und zuverlässig und es ist ohne Probleme möglich, Rollatoren und Rollstühle mitzunehmen.“

SPD will Projekt nur um ein Jahr verlängern

Lob und Kritik am Vorschlag der Stadtverwaltung kam von der SPD. „Es ist richtig, Ioki weiter anständig auszuprobieren, vor allem ohne die Einschränkungen durch die Corona-Pandemie“, sagte der Stadtverordnete Jochen Proske. Allerdings solle die neue Testphase aufgrund der Kosten für die Stadt nur ein Jahr dauern. Proske lehnte es für die SPD zudem ab, zur Finanzierung des Weiterbetriebs 170.000 Euro durch Änderungen beim Ahrensburger Busverkehr einzusparen. „Dann haben wir womöglich noch mehr Fahranfragen bei Ioki, die nicht bedient werden können.“ Der Hintergrund: Durch Änderungen bei den Ahrensburger Buslinien 269, 576, 476 und 869 soll Geld gespart werden, das der Kreis in den Ioki-Dienst investiert. Betroffen wären vor allem die Ahrensburger Stadtteile Steinkamp und Am Hagen. Dort soll teilweise Ioki das Fahrangebot übernehmen.

Die Grünen wollen den Test der Ioki-Shuttles ebenfalls fortführen. Sie waren dafür, das städtische Geld für den Betrieb für 2023 mit einem Sperrvermerk zu versehen. Dadurch müsste über die Finanzierung für das Jahr 2023 später erneut abgestimmt werden. Sie sahen zudem weiteren Verbesserungsbedarf: „Es muss dringend mehr Öffentlichkeitsarbeit für Ioki gemacht werden“, sagte das Ausschussmitglied Jan Jasper Lauert. „Die Zielgruppen, etwa die Berufspendler in die Gewerbegebiete, müssen besser angesprochen, und der Einzelhandel mehr eingebunden werden.“ Ziel müsse sein, die Nutzerzahlen weiter zu erhöhen. „Ioki ist ein Instrument, um den individuellen Autoverkehr zu reduzieren“, sagte Lauert.

Der Umweltausschuss nahm den Vorschlag der Verwaltung für einen weiteren Ioki-Betrieb 2022 und 2023 schließlich mehrheitlich an. Die Finanzierung für 2023 muss aber noch erneut freigegeben werden. Er sprach sich auch für die Einsparungen und Änderungen beim Buslinienverkehr aus.